Der teuflische Lord (German Edition)
ich Eurer Familie eine Nachricht zukommen lassen?“, reihte er beide Fragen ohne Luft zu holen aneinander. Das sollte den Zweck erfüllen, dass die zweite Frage vielleicht durch die erste an Bedeutung verlor. Wenn sich die Maid um eine Sache kümmern musste, konnte sie leicht die andere Sache überhören. Er hätte also seine Pflicht getan und seine Unterstützung angeboten, ohne sich wirklich um das Problem kümmern zu müssen.
Allerdings erfüllte sich hier seine Hoffnung nicht. Ganz offensichtlich war der Lady die zweite Frage wichtiger als sich von ihrem Pelzumhang zu trennen. Trotzdem reagierte sie nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Ihre Antwort hinterließ bei Waldo eher Unverständnis als Klarheit.
„Bitte sagt niemandem wo ich bin, Mylord! So grausam könnt Ihr nicht sein! Lasst niemanden meine Leiche sehen, ich bitte Euch!“
Händeringend suchte Anouk nach einem stichhaltigen Grund, warum er ihren Tod verschleiern sollte.
„Zeigt ihr nicht, warum sie Angst vor Euch haben muss, Mylord! Sich dem Teufel zu unterwerfen, kann eine Frau zu einer Verzweiflungstat treiben. Darum bitte ich Euch, beunruhigt sie nicht noch mehr, indem Ihr über meine letzten Stunden sprecht!“
Waldo stand wie vom Donner gerührt da und starrte die Maid an, die ihn offensichtlich für ein Monster hielt. Nein, kein Monster, einen Teufel! Einen Teufel, der Frauen umbrachte oder sie sich brutal unterwarf. Das waren nicht die besten Voraussetzungen, um eine Lady zu beeindrucken. Obwohl sie ja durchaus beeindruckt war. Nur leider von seiner angeblichen Brutalität, seinem teuflischen Auftreten und seinem unrühmlichen Ruf.
Keiner dieser Eindrücke war positiv und das machte Waldo wütend. Er hatte versucht ein freundliches Bild von sich zu zeichnen, und die Maid hielt ihn für einen Teufel. Sein Ruf hatte sich - warum auch immer - ganz offensichtlich drastisch verschlechtert. Darum war es sicher besser, sich aus der Gesellschaft dieses Fräuleins zu verabschieden, bevor er sich so über diese Tatsache aufregte, dass er etwas Unbedachtes sagte oder tat. Seinen eigenen Räumen den Rücken zu kehren war fürs Erste sicherlich die klügste Entscheidung.
* * *
Sir Waldo Danber, Herr über eine der größten Burgen und Ländereien der Grafschaft, wenn nicht sogar weit darüber hinaus, musste sich einer bitteren Erkenntnis stellen. Er hatte gewusst, dass das Danber-Temperament nicht den besten Ruf hatte, und dass er und seine Untergebenen als ungehobelt galten. Aber dass es schon so schlimm um seine Reputation stand, dass er für einen Frauenmörder gehalten wurde, war eindeutig übertrieben.
Auch ihn mit dem Teufel gleichzusetzen entbehrte wirklich jeder Grundlage. Aber es erklärte zumindest, warum Rebekka, das Mädchen, das jetzt die Frau seines Sohnes Aaron war, anfangs von dieser Aussicht nicht begeistert zu sein schien. Allerdings machte ihm die Tatsache, dass sein Junge die Maid doch noch von sich überzeugen konnte, Hoffnung, dass durch ein angemessenes Verhalten und persönliches Kennenlernen, dieser schlechte Eindruck revidiert werden konnte. Schließlich hatte es Aaron sogar soweit gebracht, die Lady seines Herzens gegen den Widerstand ihrer Familie für sich zu gewinnen.
Gut, er verhielt sich nicht wie sein Sohn, verfolgte nicht dessen Wunsch, für seine Ritterlichkeit und seine guten Manieren geachtet zu werden. Aber er war auch kein Teufel, der sein Vergnügen darin fand, eine Lady in Angst und Schrecken zu versetzen. Außerdem hätte diese Maid, die er aus der Kälte gerettet hatte, durchaus anerkennen können, dass er sie den weiten Weg bis ins Warme getragen hatte. War das vielleicht nicht ritterlich?
In ihren Augen anscheinend nicht, wenn sie diese Tat einfach ausblendete. Sie nagelte ihn auf eine unbedacht ausgestoßene Bemerkung fest, die er nur anlässlich ihrer nervtötenden Litanei des Betens um Hilfe so gedankenlos von sich gegeben hatte. Konnte ein Mann denn nicht ungestraft seinem Ärger Luft machen, wenn ihm gar keine Ruhe gegönnt wurde? Er war doch wirklich geduldig mit der Maid umgegangen, hatte sie getragen und sich all die Namen der unbekannten Heiligen angehört, die sie um Hilfe anflehte. Was also hatte er verkehrt gemacht, außer diesem Singsang ein Ende zu bereiten?
Oder ,wenn er schon dabei war, ihr seltsames Verhalten zu beleuchten, warum sprach diese Lady mit den bezaubernden Augen eigentlich in der dritten Person? War sie vielleicht nicht ganz richtig im Kopf? Zeigt ihr nicht, warum
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