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Der teuflische Lord (German Edition)

Der teuflische Lord (German Edition)

Titel: Der teuflische Lord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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dass die Menschen nur das Ergebnis seiner Tat beurteilten und dabei den Auslöser vergaßen, hatte ihm den Ruf eines unbarmherzigen Mannes eingebracht. Dass diejenigen, die seiner Rache ausgesetzt waren, zuvor bereits viel grausamer gehandelt hatten, war niemandem in Erinnerung geblieben.
* * *
    Dass es eine verdammt kalte Nacht war schränkte den Jagderfolg des Recken zum Glück nicht ein. Er erbeutete in relativ kurzer Zeit zwei Rebhühner, die seinen Zwecken genügten. Erst beim Ausnehmen der Vögel hatte er jedoch gemerkt, dass diese Idee in der Kälte nicht besonders klug war. Seine Hände, die sowieso schon eiskalt waren, froren bei dieser Tätigkeit fast ein. Er musste die Zähne zusammenbeißen, um sein Werk vollenden zu können. Danach war ihm bitterkalt.
    Die vernünftigste Lösung war daher, sich in der Hütte aufzuwärmen, bevor er dann den Rest der Nacht bei seinem Pferd im Stall verbrachte. Sicher war es unter den gegebenen Umständen auch verzeihlich, dass er nicht vorhatte, die Schwester von seinem kurzen Aufenthalt in der Hütte in Kenntnis zu setzen und aufzuwecken. Sie würde nicht einmal bemerken, dass er da gewesen war, davon war Nikolas überzeugt.
    Das Feuer war fast heruntergebrannt, als Nikolas mit klammen Fingern die Türe einen Spalt öffnete und hineinschlüpfte. Das sah er nicht als Unglück an, da es ihm eine Ausrede dafür lieferte, warum er sich mitten in der Nacht hier aufhielt. Er war ganz einfach aus einem Instinkt heraus zum richtigen Zeitpunkt erschienen, um das Feuer nicht ausgehen zu lassen.
    Es lag vor allem an seinen eiskalten Fingern, dass er für diese Tätigkeit länger brauchte als es üblicherweise notwendig sein sollte, ein Holzscheit auf ein Feuer zu werfen. Nach irgendetwas zu greifen bereitete ihm ein paar Probleme, die sich jedoch in Nichts auflösten, sobald seine Hände wieder die gleiche Temperatur hatten wie der Rest seines Körpers.
    Nikolas überlegte derweilen, ob er die Vögel, die er erlegt hatte, auch gleich noch ihres Federkleides berauben sollte. Doch das wollte er seinen immer noch schmerzenden Händen vorerst nicht zumuten. Am Morgen wäre dafür auch noch Zeit.
    Im Augenblick erschien es ihm sowieso klüger, das Feuer so lange mit Holz zu füttern, bis eine ausreichende Glut zustande kam, die die Nachtstunden überdauerte, damit die Maid am Morgen nicht zu sehr frieren würde. Sobald er mit dem Ergebnis zufrieden war, würde er sich zurückziehen und die junge Frau, die auf einem alten Strohsack in der Ecke lag, alleine lassen.
    Nikolas hatte ganz vergessen, dass sein kleiner Zufluchtsort so spartanisch eingerichtet war. Außer einem Strohsack, einem Tisch und einer kurzen Bank waren keine anderen Einrichtungsgegenstände vorhanden; ein bisschen Kochgeschirr, um seine Jagdbeute zuzubereiten, und zwei Felle, die er als Decken verwendete. Für eine Frau war diese Ausstattung armselig, selbst wenn sie nur für eine Nacht hier unterschlüpfen wollte. Es beschämte ihn, der eigentlich über ein komfortables Heim verfügte, der Klosterschwester nicht einmal eine richtige Decke anbieten zu können. Ein einziges Fell lag um ihre Schultern und bedeckte sie eher notdürftig, als dass es sie warmhalten hätte können. Das zweite Fell musste sie als Unterlage verwendet haben, um nicht direkt auf dem schmuddeligen alten Strohsack zu liegen.
    Stirnrunzelnd konzentrierte sich der Ritter lieber wieder auf das Feuer. Er wollte sich nicht noch einmal davon überzeugen, dass er ein lausiger Gastgeber war, wenn es darum ging, was er dieser Ordensfrau anbieten konnte. Da war es dann doch klüger, sich wenigstens darum zu bemühen, dass das arme Ding nicht auch noch vor Kälte aus ihrem erholsamen Schlaf gerissen wurde.
    Die Hitze des Feuers fühlte sich auch für Nikolas verdammt gut an und machte ihn gleichzeitig müde. Aber noch war er mit dem Ergebnis nicht zufrieden, um die Flammen sich selbst zu überlassen. Sobald die richtige Menge Glut erreicht war, würde er sich in den Stall zurückziehen und dort sein Nachtlager aufschlagen. Ein Plan, den er zu lange vor sich herschob. Die nächtliche Jagd und die Wärme verlangten ihren Tribut und Nikolas schlief schließlich an Ort und Stelle vor dem Kamin ein.
    Die kalte, fest gestampfte Erde, die den Boden der Hütte bildete, war nicht der beste Platz, um die Nacht zu verbringen. Aber wenigstens strahlten die glimmenden Holzscheite viel Wärme ab, mehr als Nikolas im Stall auf einem Strohlager zuteil geworden wäre.
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