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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ansichtig wird, fängt er an zu zittern. «Bei meiner Ehre …», setzt er an.
    «Nicht Eure Ehre, die Eures Vaters», unterbricht Richard ihn. «Denn die Ehre Eures Vaters bereitet uns Sorgen. Euch vor allem, denn Ihr werdet womöglich Euer Leben für sein Versäumnis geben. Er schreibt, er sei erkrankt. Trifft er sich mit Henry Tudor? Ist er mit seiner Gemahlin Lady Margaret übereingekommen, mir meine Freundlichkeit mit Verrat zu danken?»
    «Nein! Niemals! Nein!», beteuert der junge Mann. «Mein Vater ist Euch treu, Euer Ehren. Er war Euch immer treu, vom ersten Tag an. Ihr wisst das. Er hat von Euch immer mit der hingebungsvollsten …»
    «Und Euer Onkel, Sir William?»
    Der junge Mann würgt an seinen Worten. «Mein Onkel, ich weiß nicht», sagt er. «Er könnte … aber ich weiß es nicht. Wir sind alle treu … Unser Motto ist
sans changer
 …»
    «Das alte Stanley-Spiel?», fragt Richard sanft. «Einen auf der einen Seite, einen auf der anderen? Ich erinnere mich, was man sich damals erzählt hat, als Margarete von Anjou auf die Unterstützung Eures Vaters in der Schlacht wartete. Ich erinnere mich, dass sie die Schlacht beim Warten verlor.»
    «Mein Vater wird rechtzeitig zu Euch stoßen, Euer Gnaden!», verspricht der erbärmliche junge Mann. «Wenn ich ihm nur schreiben und ihn in Eurem Namen bitten dürfte herzukommen!»
    «Ihr könnt ihm schreiben und ihm mitteilen, dass Ihr ohne Urteil und ohne große Förmlichkeit hingerichtet werdet, wenn er nicht bis übermorgen hier ist», sagt Richard rasch. «Und holt einen Priester, lasst Euch die Beichte abnehmen. Wenn Euer Vater übermorgen nicht hier ist, seid Ihr ein toter Mann.»
    Sie bringen ihn in sein Gemach, schließen ihn ein und bringen ihm Papier und Feder. Er zittert so sehr, dass er kaum schreiben kann. Dann wartet er auf seinen Vater. Sein Vater wird doch gewiss kommen? Ein Mann wie sein Vater wird es doch sicher nicht unterlassen, seinem Sohn und Erben zur Rettung zu eilen?
    ***
    Henry Tudor marschiert mit seiner Armee ostwärts nach London. Das Heu ist gemäht, und auf den Wiesen sprießt frisches, grünes Gras. Golden stehen Weizen, Gerste und Roggen auf den Feldern. Vor allem die Franzosen werden in strengen Marschkolonnen formiert, sie sehen die reichen Dörfer und denken an Plünderung und Raub. Sie sind seit drei Wochen auf dem Marsch, sie sind müde, doch die Anführer halten sie zusammen, und es gibt nur wenige Fahnenflüchtige. Jasper denkt über den Vorteil ausländischer Söldner nach: Sie haben kein Heim, zu dem sie weglaufen könnten – die einzige Möglichkeit, nach Hause zu gelangen, ist zusammen mit ihrem Hauptmann. Doch der Gedanke kommt ihn bitter an. Er hatte darauf gezählt, dass die Menschen unter der Standarte der Tudors zusammenströmen würden, dass Männer, deren Väter für Lancaster gestorben sind, sich ihm aus Rache anschließen würden, doch dem scheint nicht so zu sein. Wie es scheint, war er zu lange weg, und sie haben sich an den Frieden von Richard  III . gewöhnt. Niemand will Krieg, nur Jasper und Henry und ihre Armee von Fremden. Jasper sitzt schwer im Sattel; dieses England ist ihm fremd. Es ist viele Jahre her, seit er eine englische Armee befehligt hat. Vielleicht hat die Welt sich verändert. Vielleicht dienen die Truppen Richard als ihrem rechtmäßigen König und betrachten diesen Jungen, den Sohn Lancasters und Tudors, als Thronräuber.
    Die Aussicht auf ein Treffen mit den Stanleys, den Ersten, die große Armeen aufgestellt haben für ihre Sache, lässt sie in ihrem Marsch nach Osten auf London anhalten und sich nach Norden wenden. Sir William Stanley kommt ihnen zum Gruß mit einer kleinen Leibgarde entgegen, als sie sich der Stadt Stafford nähern.
    «Euer Gnaden», sagt er zu Henry und legt sich im Soldatengruß die Faust auf die Brust. Henry wirft Jasper einen raschen Blick zu. Dies ist der erste englische Edelmann, der ihn auf englischem Boden mit der Anrede des Königs anspricht. Henry ist gut ausgebildet, er grinst nicht, er erwidert den Gruß voller Wärme.
    «Wo ist Eure Armee, Sir William?», fragt er.
    «Nur einen Tagesmarsch entfernt. Sie erwartet Euren Befehl, Sir.»
    «Bringt sie zu uns, wir marschieren nach London.»
    «Es ist mir eine Ehre», sagt Stanley.
    «Und Euer Bruder, Lord Thomas Stanley?», fragt Jasper.
    «Er mobilisiert seine Männer und stößt später zu uns», antwortet Sir William. «Er ist in Lichfield, etwas südlich von hier. Er wollte sie nach Tamworth

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