Der Thron der roten Königin
als Geisel gehalten wird, könnte er sich die ganze Schlacht über am Rand halten und sich beim letzten Angriff auf Richards Seite schlagen. Verdammt.»
Henry nimmt seinen Onkel am Arm und führt ihn von den lauschenden Männern fort. «Was sollen wir machen? Wir müssen weitermarschieren.»
«Ja, wir können uns jetzt nicht zurückziehen, ohne Richard überhaupt begegnet zu sein, aber wir sind in schlechterer Verfassung, als ich gehofft hatte, mein Junge.»
«Sollen wir nach London marschieren?»
«Nein, sie haben gewiss recht, dass London auf Richards Seite steht, und jetzt haben wir sie auf den Fersen, ohne zu wissen, ob sie Freunde oder Feinde sind, und Richard dicht hinter ihnen. Vielleicht sind sie nicht unsere Vorhut, sondern
seine
Vorboten. Und wir haben ihnen auch noch gesagt, dass wir nach London wollen. Verdammt.»
«Und jetzt?», drängt Henry. Seine Züge sind blass, in sein junges Gesicht haben sich Sorgenfalten eingegraben.
«Wir wenden uns nach Norden, treffen uns mit ihnen und versuchen sie davon zu überzeugen, dass wir siegen können. Dann marschieren wir weiter nach Norden, wo wir Ausschau nach dem besten Gelände für die Schlacht halten, denn morgen wird Richard in Nottingham wissen, wo wir sind, wie viele wir sind und in welcher Aufstellung wir marschieren. Ich bezweifle nicht, dass Stanley Richard all diese Informationen noch heute vor Mitternacht überbringt.»
«Wollen wir uns wirklich im Geheimen mit Stanley treffen? Und wenn das eine Falle ist? Was, wenn sie Richard dienen, indem sie mich an ihn ausliefern?»
«Wir müssen es wagen. Wir tun alles, was sie auf unsere Seite bringt», sagt Jasper. «Ich glaube nicht, dass wir Richard ohne sie schlagen können. Es tut mir leid, mein Junge.»
«Euer Gnaden», erinnert Henry ihn mit einem gespenstischen Lächeln.
Jasper legt dem jungen Mann den Arm um die Schultern. «Euer Gnaden, Euer Gnaden! England hatte nie einen tapfereren König.»
Von Lady Margaret Stanley
Gemahl, ich grüße Dich herzlich.
Ned Parton erzählt mir, er könne Dich aufspüren, er wisse, wo Du bist. Falls das zutreffend sein sollte, weiß er mehr als Deine
Gemahlin oder Dein angelobter Verbündeter, mein Sohn.
Gemahl, von ganzem Herzen flehe ich Dich an, nicht zu vergessen, dass Du noch in dieser Woche Stiefvater des Königs von England sein kannst. Richard mag Dich zum Constable of England ernannt haben, aber das ist nichts im Vergleich zu der Zukunft, die Dir durch uns offensteht. Wir werden die königliche Familie sein, und unser Enkel wird eines Tages König. Nichts könnte größer sein … es muss jedes Risiko wert sein.
Ich höre, dass Lord Strange, Dein Sohn, von Richard als Unterpfand deiner Treue als Geisel gehalten wird. Gemahl, befiehl ihm um unser aller willen zu fliehen, damit Du frei bist, den wahren König zu unterstützen, und wir unserer Bestimmung als Herrscher über England entgegengehen können.
Und wisse: Der Earl of Northumberland hat den Norden nicht für Richard mobilisiert; er wird meinem Sohn dienen. Die Edelleute von England treten für meinen Sohn an. Willst Du nicht in der ersten Reihe stehen?
Ich flehe Dich an, handle! Es ist in Deinem ureigensten Interesse.
Deine Gemahlin
Lady Margaret Stanley
***
Henrys Marsch bringt ihn vor die Tore von Lichfield, das von Lord Stanleys Armee besetzt ist. Er hofft, sein Stiefvater möge ihn einlassen und seine Armee herausbringen, um sich Henrys Heer anzuschließen, doch dies geschieht nicht. Sobald Stanleys Späher ihm die Nachricht bringen, dass Henry Tudors Armee sich der Stadt nähert, zieht er sich zurück und weist die Stadtleute an, die Tore zu öffnen, um Blutvergießen zu vermeiden. Richard kann in Nottingham genau wie Henry vor den Stadttoren rätseln, ob dies eine Geste der Rebellion oder der Loyalität ist. Lord Stanleys Armee marschiert davon und schlägt ihr Lager in Atherstone auf, sein Bruder steht ein wenig weiter nördlich. Es scheint, als suchten die Armeen ein Schlachtfeld aus. Lord Stanley schickt täglich Nachrichten an Richard: wohin wendet sich die Armee Tudors, wie viele Männer sind es, wie ist es um ihre Disziplin bestellt. Er erscheint nicht persönlich, wie ihm befohlen wurde, doch er erweckt den Anschein, loyal zu sein.
Richard befiehlt seiner Armee, Nottingham Castle zu verlassen und die Straße nach Süden zu nehmen. Er befiehlt, im Karree zu marschieren – wie es auch sein Bruder Edward befohlen hätte. Dabei marschieren die Männer im vollen Karree, und
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