Der Thron der roten Königin
bringen. Wir haben gedacht, Ihr würdet gen Nottingham marschieren und Richard sofort in eine Schlacht verwickeln.»
«Nicht nach London?», fragt Jasper.
«London steht wie ein Mann auf Richards Seite», warnt sie Sir William. «Die Stadt wird die Tore schließen, und dann steht Euch eine schwere Belagerung bevor. Sie sind gut bewaffnet, und Richard hat sie vorbereitet. Wenn Ihr vor London lagert, wird Richard von hinten an Euch heranmarschieren.»
Henrys junges Gesicht ist reglos – er zeigt keine Angst, auch wenn seine Hände die Zügel fester packen.
«Lasst uns reden», sagt Jasper und bedeutet Henry abzusitzen. Die drei verlassen die Straße und gehen in ein Weizenfeld, die Armee löst sich aus den strengen Marschkolonnen, und die Männer setzen sich am Straßenrand ins Gras, trinken Dünnbier aus ihren Flaschen, spucken aus und fluchen über die Hitze.
«Werdet Ihr mit uns gen London marschieren? Und was ist mit Lord Stanley?»
«Oh, das würde keiner von uns anraten», sagt Sir William. Henry bemerkt, dass er die Frage damit nicht beantwortet.
«Wo wollt Ihr Euch denn anschließen?», fragt er.
«Ich marschiere nach Tamworth, ich habe versprochen, mich dort mit meinem Bruder zu treffen. Ich kann nicht sofort mit Euch ziehen.»
Jasper nickt.
«Wir kommen nach», versichert ihm Sir William. «Wenn Ihr entschlossen seid, gen London vorzurücken, würden wir die Vorhut für Euch bilden. Aber Richards Armee wird hinter uns herkommen …»
«Wir beraten uns mit Lord Stanley und Euch in Tamworth», entscheidet Jasper. «Und beschließen dann, was zu tun ist. Aber wir marschieren alle zusammen oder gar nicht.»
Sir William nickt. «Und Eure Männer?», fragt er taktvoll und weist auf den bunten Haufen von zweitausend Mann, die verstreut am Straßenrand hocken.
«Sie nennen es das englische Abenteuer», sagt Jasper mit einem rauen Lächeln. «Sie sind nicht aus Liebe hier, sondern des Geldes wegen. Aber sie sind gut ausgebildet, und sie haben nichts zu verlieren. Ihr werdet sehen, dass sie einem Sturm standhalten und auf Befehl vorrücken. Sie sind mindestens so stark wie ein Haufen Pächter, die von den Feldern gerufen werden. Wenn sie siegen, sind sie frei und reich. Dafür kämpfen sie.»
Sir William nickt, als hielte er nicht viel von einer Armee aus Strafgefangenen, und dann verbeugt er sich vor Henry. «Vor Tamworth dann», sagt er.
Henry nickt und streckt die Hand aus. Sir William beugt sich ohne das geringste Zögern vor, um den Stulpenhandschuh zu küssen. Sie kehren zur Landstraße zurück, und Sir William nickt seiner Wache zu, ihm sein großes Schlachtross zu bringen. Sein Knappe kniet sich in den Dreck, und er tritt hoheitsvoll auf den Rücken des Jungen, um sich mit Hilfe des Steigbügels in den Sattel zu schwingen. Sobald er aufgesessen ist, wendet er das Pferd Henry zu und schaut auf den jungen Mann hinab.
«Mein Neffe, Lord Strange, der Erbe unserer Familie, wird von Richard als Geisel gehalten», sagt er. «Wir können nicht das Risiko eingehen, vor der Schlacht mit Euch gesehen zu werden. Richard würde ihn töten. Ich schicke einen Diener, der Euch in der Nacht zu uns bringt.»
«Was?», fährt Jasper auf. «Heimlichkeiten?»
«Er wird Euch meinen Ring zeigen», sagt Sir William und zeigt ihnen den Ring über seinem Handschuh, dann wendet er sein Pferd und reitet, gefolgt von seiner Leibgarde, davon.
«Um Gottes willen!», fährt Jasper auf.
Henry und er sehen einander ausdruckslos an. «Wir haben keine Wahl», brummt Henry verstimmt. «Wir brauchen die Stanleys. Ohne sie sind wir zum Scheitern verurteilt, wir haben einfach nicht genügend Soldaten.»
«Sie werden sich nicht auf unsere Seite stellen.» Jasper spricht leise und sieht sich die Bewaffneten an. Jeder von ihnen könnte ein Spion sein und kein freiwilliger Rekrut. «Sie werden wieder zögern.»
«Solange sie da sind, wenn die Schlacht beginnt …»
Jasper schüttelt den Kopf. «Das ist nur die eine Seite. Wenn alle wissen, dass die Stanleys auf deiner Seite stehen, dann wissen sie auch, dass wir siegreich aus der Schlacht hervorgehen werden», sagt er. «Wenn sie dich im Dunkeln treffen oder hier, halb versteckt in einem verdammten Weizenfeld, dann haben sie sich nicht öffentlich zu dir bekannt. Sie könnten sich immer noch auf Richards Seite schlagen, und jeder weiß das. Verdammt. Verdammt. Ich hatte gehofft, deine Mutter hätte dafür gesorgt, dass ihr Gemahl für uns kämpft, aber wenn sein Sohn von Richard
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