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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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der so unbeliebt ist, dass er es nicht einmal wagt, in London zu residieren? Wie können wir weiterleben mit einem König, der ohne jede Vorwarnung in Träume gleitet, und mit einer Königin, die allgemein verhasst ist? Wie können wir zuversichtlich in die Zukunft sehen, wo ihr Erbe erst ein kleiner schwacher Junge ist? Wie können wir sicher sein, wenn das Königreich in die Hände unserer Feinde gerät: in die Hände des Hauses York?
    «Ich habe versucht, vernünftig mit Richard of York und seinem Ratgeber, dem Earl of Warwick, zu reden», sagt Jasper. «Und habe sie mit aller Macht davon zu überzeugen versucht, mit der Königin zusammenzuarbeiten. Ich habe mit Engelszungen auf die Königin eingeredet. Aber sie hat Angst vor ihnen und fürchtet, sie könnten sie und ihren Sohn angreifen, sobald der König das nächste Mal kränkelt. Das Haus York seinerseits befürchtet, dass sie es zerstören wird, sowie es dem König so gut geht, dass sie ihm ihre Bitte vortragen kann. Ich sehe keine Lösung.»
    «Könnte man sie aus dem Land schicken?», schlägt Buckingham vor. «Einen von ihnen nach Calais? Oder York nach Dublin?»
    Jasper zuckt die Achseln. «Ich würde nachts nicht ruhig schlafen, wenn ich sie mit ihren Armeen vor unseren Küsten liegen wüsste», erwidert er. «Von Calais aus befehligen sie den Ärmelkanal und die Irische See, an der ganzen Südküste wäre kein Hafen sicher. Von Dublin aus könnte Richard of York eine Armee aufstellen und gegen uns ziehen. Die Iren verehren York schon jetzt wie ihren König.»
    «Vielleicht wird der König ja nicht mehr krank», äußert meine Mutter voller Hoffnung.
    Das missliche Schweigen, das dieser Bemerkung folgt, verrät mir, wie schwer krank Seine Gnaden ist. «Vielleicht», schließt der Herzog.
    ***
    Sie vergeuden keine Zeit. Weder darf Henry Stafford um mich werben, noch können wir einander richtig kennenlernen. Warum auch? Dies ist eine Angelegenheit für die Anwälte und die Haushofmeister, die das Vermögen verwalten. Es würde keine Rolle spielen, wenn Henry Stafford und ich uns auf Anhieb hassten. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ich nicht heiraten will, dass ich Angst vor der Hochzeit habe, Angst vor dem Vollzug der Ehe und Angst vor der Niederkunft – Angst vor allem, was es bedeutet, Gemahlin zu sein. Niemand hat mich je gefragt, was aus meiner Berufung geworden ist, an der ich seit Kindertagen festgehalten habe, oder ob ich immer noch Nonne werden will. Niemand schert sich im Geringsten darum, was ich denke. Sie behandeln mich wie eine gewöhnliche junge Frau, die zum Heiraten und Kinderkriegen geboren wurde, und da sie mich nicht fragen, was ich denke, noch bemerken, was ich empfinde, sehen sie keinen Grund, auch nur einen Augenblick innezuhalten.
    Sie setzen die Verträge auf, und wir unterzeichnen sie. Wir gehen in die Kapelle und schwören vor Zeugen und einem Priester, einander im Januar zu heiraten, sodass ich ein Jahr Zeit habe, um meine erste Ehe zu trauern, die mir so wenig Freude gebracht hat und so schnell zu Ende ging. Dann bin ich vierzehn und er zwar noch nicht ganz vierzig, aber im Vergleich zu mir dennoch ein alter Mann von dreiunddreißig Lenzen.
    Nach der Verlobung gehen wir zurück ins Haus, und meine Mutter und ich setzen uns ins private Wohngemach, wo ein Feuer brennt und wir im Kreis der Ladys den Musikern lauschen. Ich ziehe meinen Schemel ein wenig näher zu meiner Mutter, damit wir uns endlich einmal unter vier Augen unterhalten können.
    «Erinnerst du dich noch, was du gesagt hast, bevor ich mit Edmund Tudor verheiratet wurde?», frage ich sie.
    Sie schüttelt den Kopf und wendet den Blick ab, als würde sie dieses Gespräch am liebsten vermeiden. Ich bin mir sicher, dass sie meine Vorwürfe nicht hören möchte, sie habe damals gesagt, ich hätte nichts zu befürchten. Dabei hat sie doch meine Gouvernante angewiesen, mich sterben zu lassen. «Nein, ich erinnere mich nicht», sagt sie rasch. «Es scheint schon Jahre her zu sein.»
    «Du hast gesagt, mir stehe der feige Weg nicht offen, der Ausweg meines Vaters.»
    Sie zuckt sogar zurück, wenn ich nur auf ihn anspiele, auf meinen Vater, der schon vor langer Zeit in aller Stille beerdigt wurde. «Tatsächlich?»
    «Ja.»
    «Ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht habe.»
    «Also, was hat er getan?»
    Sie wendet sich mit einem falschen Lachen ab. «Hast du all die Zeit darauf gewartet, mich bitten zu können, diese dumme Sache aufzuklären, auf die ich damals

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