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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Meadow nannten, zum Kampf Mann gegen Mann käme, der bittersten Form aller Schlachten. Reihe um Reihe der zwangsverpflichteten lancastrianischen Soldaten fiel unter dem Ansturm der Pfeile, noch bevor die Anführer zum Angriff bliesen. Dann ließen sie die nutzlosen Bogen fallen und zückten Schwerter, Äxte und Klingen und donnerten den Hügel hinunter, um gegen die Armee des Achtzehnjährigen anzustürmen, der König sein wollte und der jetzt alles daransetzte, dass seine Männer dem gewaltigen Angriff vom Hügel herab standhielten.
    Mit ihrem Schlachtruf «York!» und «Warwick!
À
Warwick!», drängten sie voran, und die beiden Armeen verbissen sich ineinander. Während der Schnee unter ihren Füßen zu rotem Matsch wurde, verkeilten sie sich, und es ging weder vor noch zurück, wie sich ein Pflug in felsigem Grund verkantet. Henry Stafford, der sein Pferd mitten in die Schlacht lenkte, spürte einen Stoß am Bein, bevor sein Pferd stolperte und unter ihm zusammenbrach. Er konnte abspringen, doch er kam auf einem sterbenden Mann zu liegen, der ihn mit starren Augen und blutigen Lippen gurgelnd um Hilfe anflehte. Stafford stützte sich hoch, duckte sich, um dem Schlag einer Schlachtaxt auszuweichen, und zwang sich, aufzustehen und das Schwert zu ziehen.
    Kein Tjosten und kein Hahnenkampf hätte ihn auf die Grausamkeit dieses Schlachtfeldes vorbereiten können. Mann gegen Mann, fast alle miteinander verwandt, geblendet vom Schnee und rasend vor mörderischer Wut, stachen die starken Männer zu. Sie schwangen ihre Keulen, traten nach ihren Feinden und trampelten auf den Gefallenen herum, während sich die schwächeren Männer losrissen und wegrannten, in ihren schweren Rüstungen stolperten und hinfielen. Von hinten rasten keulenschwingende Reiter in Kettenhemden heran, die ihnen die Köpfe zertrümmerten.
    Den ganzen Tag wirbelte Schnee um sie herum wie Federn um einen Geflügelstand. Die beiden Armeen drängten und stachen und schlugen aufeinander ein, ohne sich vom Fleck zu rühren, ohne Hoffnung auf Sieg, als seien sie gefangen in diesem Albtraum unsinniger Raserei. Fiel einer, kam gleich der Nächste an seine Stelle, die Nachrückenden traten über die Toten, um ihre Todesstöße auszuteilen. Erst als die Abenddämmerung den weißen Frühlingshimmel in schauriges Zwielicht tauchte, wich die vorderste Reihe der Lancastrianer zurück. Zuerst noch wurde hart nachgesetzt, und die Lancastrianer fielen immer weiter zurück, bis die Kämpfenden an den Flanken spürten, dass eine Angst in ihnen aufstieg, die größer war als ihre Wut, und einer nach dem anderen wegbrach.
    Sofort löste sich das Gemetzel auf, denn auch die Yorkisten ließen nach und traten zurück. Als Stafford bemerkte, dass die Schlacht ins Stocken geriet, ruhte er sich einen Moment auf sein Schwert gestützt aus und sah sich um.
    Er beobachtete, dass die Frontlinie der lancastrianischen Armee bröckelte, wie widerwillige Erntehelfer, die sich zu früh auf den Heimweg machen. «Hey!», brüllte er ihnen hinterher. «Bleibt stehen! Bleibt für Stafford! Bleibt für den König!» Doch das beschleunigte ihre Schritte nur. Und sie sahen sich nicht um.
    «Mein Pferd!», rief er, denn er wusste, dass er sie einholen und ihrem Rückzug Einhalt gebieten musste, bevor sie richtig ins Rennen kamen. Er schob sein verdrecktes Schwert in die Scheide und stolperte im Laufschritt zu den Pferden. Im Laufen warf er einen Blick nach rechts und gefror vor Entsetzen.
    Die Yorkisten waren nicht zurückgefallen, um Atem zu holen oder einen Moment zu verschnaufen, wie es in der Schlacht oft geschah. Sie hatten sich aus dem Kampfgeschehen gelöst, um schnell zu ihren Pferden zu laufen. Die Soldaten, die die Lancastrianer zuvor hart zu Fuß bedrängt hatten, waren nun aufgesessen und ritten keulenschwingend auf die Gegner zu, die Breitschwerter gezückt, die Lanzen auf Höhe der gegnerischen Kehlen. Stafford setzte über ein sterbendes Pferd und warf sich dahinter kopfüber zu Boden, als genau dort, wo eben noch sein Kopf gewesen war, das Pfeifen eines Morgensterns durch die Luft zischte. Ein angsterfülltes Grunzen erkannte er als sein eigenes. Dann stürmte mit donnernden Hufen die Kavallerie direkt auf ihn zu, und er krümmte sich wie eine verängstigte Schnecke und drückte sich an den Bauch des stöhnenden Pferdes. Ein Reiter setzte mit einem Sprung über ihn und das Pferd hinweg, Stafford sah die Hufe dicht vor dem Gesicht, spürte die Bewegung, wich zurück vor dem

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