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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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für eine Frau, die mit ansehen musste, wie ihr König vom Thron gestürzt wurde, ihr Gemahl in der Schlacht fiel und ihr Schwager weggelaufen ist, und er glaubt, Enttäuschung und Scheitern ließen mich Trost in der Religion suchen. Demnach bin ich eine Frau, die wegen ihres gescheiterten Lebens Zuflucht bei Gott sucht. Was ich auch tue, nichts kann ihn davon überzeugen, dass mein Leben in Gott meine Macht und mein Stolz ist. Und dass ich unsere Sache nicht als verloren betrachte, dass ich mich nicht geschlagen gebe und nicht einmal jetzt glaube, dass York den Thron behalten wird. Ich bin fest davon überzeugt: Wir werden auf den Thron zurückkehren, am Ende werden wir siegen. Ich kann ihm das sagen, gewiss, ich kann es so oft wiederholen, wie ich will, aber ich kann meine Überzeugung mit nichts untermauern, und das verlegene Lächeln und die Art, wie er mir den Kopf zuneigt und murmelt: «Frau Mutter, ich bin mir sicher, Ihr habt recht», verrät mir so deutlich, als würde er mir laut widersprechen, dass er denkt, ich wäre im Irrtum, ich täuschte mich und meine Meinung wäre – und das ist noch schlimmer – nicht von Belang.
    Ich bin die Frau, die ihn zur Welt gebracht hat, aber ich habe nur das erste halbe Jahr seines Lebens mit ihm verbracht. Jetzt sieht er mich einmal im Jahr, selten öfter, und ich verschwende meine Zeit mit ihm, indem ich ihn davon zu überzeugen suche, einer Sache treu zu sein, die schon fast zehn Jahre verloren ist. Kein Wunder, dass ihm nicht viel an mir liegt. Mit jedem Jahr muss ich ihm närrischer erscheinen.
    Doch ich kann nicht anders. Gott weiß, wenn ich mich damit abfinden könnte, mit einem Mann zusammenzuleben, der die Verkörperung der Mittelmäßigkeit ist, in einem Land zu leben unter einem Usurpator – und mit einer Königin, die mir in jeder Hinsicht weit unterlegen ist! – und meinen Glauben so aufzufassen, dass ich einmal am Tag bete, dann würde ich das tun. Aber es ist mir unmöglich. Ich wünsche mir einen Gemahl, der den Mut und die Entschlossenheit besitzt, sich an der Herrschaft des Landes zu beteiligen. Mein Land soll von meinem wahren König regiert werden, und ich muss Gott dafür in den fünf Gebeten des Tages bitten. So bin ich, ich kann mich nicht verleugnen.
    William Herbert ist natürlich durch und durch König Edwards Mann. In seinem Haus lernt mein Sohn – mein eigen Fleisch und Blut, die Blume des Hauses Lancaster –, mit Respekt von dem Usurpator zu sprechen, die angeblich hinreißende Schönheit seiner ihm eilends angetrauten Gemahlin – dieser Niemand – zu bewundern und dafür zu beten, dass sie ihrem verfluchten Haus einen Erben schenkt. Sie ist fruchtbar wie eine Stallkatze, doch Jahr für Jahr bringt sie nur Mädchen zur Welt. Sie setzt sich dem allgemeinen Gespött aus, denn es heißt, sie habe ihn mittels Zauberei an sich gebunden und entstamme einer langen Ahnenreihe von Hexen. Und dabei bringt sie nur kleine Hexen für den Scheiterhaufen hervor, sie vermag ihm keinen Prinz zu schenken, ihre magischen Kräfte scheinen ihr dabei nicht zu helfen.
    In der Tat, wenn sie zeitig einen Erben bekommen hätten, dann wäre unsere Geschichte vielleicht ganz anders verlaufen, doch das haben sie nicht, und langsam, aber sicher setzt sich die berüchtigte Treulosigkeit der Yorks durch und spaltet das in seiner Selbstherrlichkeit schwelgende Haus York. Ihr großer Ratgeber und Mentor, der Earl of Warwick, wendet sich gegen den Jungen, dem er selbst auf den Thron verholfen hat, und der zweite Sohn George, Duke of Clarence, wendet sich gegen den Bruder, den er zum König ausgerufen hat. Und die beiden Opportunisten verbünden sich.
    Neid, das Familiengift der Yorks, fließt durch Georges Adern wie das minderwertige Blut seiner Ahnen. Als Warwick sich abwendet von dem ersten Sohn Yorks, den er zum König gemacht hat, kriecht der zweite York heran, in der Hoffnung, Warwick könnte ihm demselben Gefallen tun. Und Warwick glaubt tatsächlich, er könnte denselben Trick noch einmal aufführen und den einen Thronprätendenten einfach durch einen anderen ersetzen. Warwick verheiratet seine Tochter Isabel mit George, Duke of Clarence, und verleitet ihn mit der Leichtigkeit der Schlange im Paradies, die Sache des Bruders fallenzulassen und selbst nach dem Thron des Usurpators zu greifen. Sie schnappen sich den neuen König, als wäre er die Krone an der Spitze des Maibaums, und nehmen ihn gefangen – schon glaube ich, uns hat sich ein Weg eröffnet.
    Die

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