Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Ehre gekommen ist. Zeig ihnen, dass du froh bist, hier zu sein.»
    Er winkt einmal zaghaft, dann kommt er zurück zu mir unter den Baldachin der Staffords, der rundum mit der roten Lancaster-Rose bestickt ist.
    «Frau Mutter, all die Zeit über hattest du recht», beginnt er schüchtern. «Ich muss dich um Verzeihung bitten, denn ich habe dich nicht verstanden.»
    Ich lege die Hand aufs Herz, um das Klopfen zu spüren. «Womit hatte ich recht?»
    «Wir sind eine große Familie, und König Henry ist der wahre König. Ich habe es nicht gewusst. Als du es mir gesagt hast, habe ich es nicht verstanden. Aber jetzt verstehe ich es.»
    «Ich stehe unter Gottes Führung», erkläre ich ihm ernst. «Jenseits der vergänglichen Tage erkenne ich die Weisheit Gottes. Wirst du dich künftig meiner Führung anvertrauen?»
    Er verneigt sich ernst. «Ich werde dein Sohn und dein Vasall sein», erklärt er förmlich.
    Ich wende den Kopf ab, damit er den Triumph in meiner Miene nicht sieht. König Henry hat England gewonnen und ich meinen Sohn. Dreizehn Jahre alt, und er schwört mir den Lehnseid. Er ist mein! Solange ich lebe! Mir steigen die Tränen in die Augen. «Ich nehme deine Dienste an», sage ich leise. Dann erreicht die Barkasse den Pier, die Laufplanke wird angelegt, und mein Sohn Henry stellt seine wunderbaren Manieren, die er bei Herbert gelernt hat, unter Beweis und reicht mir die Hand, um mir an Land zu helfen. Wir schreiten durch den Garten, und unser Weg ist von lächelnden Menschen gesäumt, die sich darüber freuen, dass das Land zur Besinnung gekommen ist und wir alle wieder unsere rechtmäßigen Plätze einnehmen können. Hier ist unser König, zurück auf seinem Thron, und sein Glück überstrahlt die Blässe der fünf Jahre seiner Inhaftierung. Der königliche Baldachin über seinem Kopf ist bestickt mit der roten Rose von Lancaster, die in voller Blüte steht, und der König ist von seinen Höflingen umgeben. Es ist, als wäre ich wieder ein Kind, und er würde mich gleich in die Vormundschaft der Tudors übergeben. Es ist, als wären mir die Freuden meiner Kindheit wieder zurückgegeben worden, und alles könnte von neuem beginnen.
    Mein Sohn ist bei mir, mein Junge. Sein kurzgeschnittenes Haar schimmert wie die Mähne eines Braunen, seine Schultern sind breit, er ist schon wieder gewachsen – so steht er neben seinem Onkel Jasper, ein schöner Junge aus einer gutaussehenden Familie. Wir sind wieder da, wo wir hingehören. England ist zur Vernunft gekommen, Jasper ist abermals Earl of Pembroke, und mein Sohn befindet sich in meiner Obhut.
    «Siehst du?», sage ich leise zu ihm. «Siehst du es jetzt? Ich habe immer an diesen König geglaubt, an meinen Cousin, und hier sitzt er wieder auf seinem Thron. Du und ich, wir stehen unter Gottes besonderem Schutz. Ich wusste, dass die yorkistische Herrschaft nur von kurzer Dauer sein würde und wir alle wieder in die uns gebührenden Stellungen eingesetzt werden würden.» An meinem Sohn vorbei sehe ich, dass der König Jasper zunickt. «Geh», dränge ich ihn. «Der König wünscht dich, seinen Verwandten, zu sprechen.»
    Mein Sohn zuckt zusammen, doch dann reckt er die Schultern und schreitet mit wahrer Grazie und ruhigem Selbstbewusstsein auf den Thron zu. Er hält sich so gut, dass ich nicht umhin kann, meinem Gemahl, Sir Henry, zuzuflüstern: «Siehst du, wie er schreitet?»
    «Mit beiden Füßen», lobt mein Gemahl ihn mit leiser Ironie. «Einen nach dem anderen. Erstaunlich.»
    «Wie ein Edelmann, wie ein Prinz», verbessere ich ihn. Ich beuge mich vor, um zu lauschen.
    «Und dies ist der junge Henry Tudor, mein enger Verwandter?», fragt der König Jasper.
    Jasper verneigt sich. «Der Sohn meines Bruders Edmund, dessen Mutter jetzt Lady Margaret Stafford ist.»
    Henry kniet vor dem König nieder, und der beugt sich vor und legt ihm zum Zeichen seines königlichen Segens die Hand auf die braunen Locken.
    «Siehst du?», dränge ich meinen Gemahl. «Der König ist Henry gewogen. Man kann davon ausgehen, dass er vorhersieht, was für eine große Zukunft Henry hat. Er scheint zu sehen, dass dies ein besonderer Junge ist. Er hat die Gaben eines Heiligen, wie ich kann er die Gnade in Henry erkennen.»
    ***
    Der Sturm, der das kleine Schiff des Thronräubers Edward und seiner flüchtigen Gefährten nach ihrer Niederlage in Edgecote Hill fortgetrieben hat, bläst fast den ganzen Winter an der Küste. Unsere Ländereien in Surrey und anderswo werden überflutet, und wir

Weitere Kostenlose Bücher