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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Wayland erwiderte seinen fragenden Blick und zuckte mit den Schultern.
    Syth streckte eine Hand aus dem Zelt und ließ einen Kittel fallen. Wayland warf einen Blick über die Schulter. Dem Kittel folgten eine ganze Reihe weiterer Kleidungsstücke, manche von ihnen hatte Syth seit Wochen nicht ausgezogen. Wayland fuhr sich mit dem Fingerknöchel über die Lippen.
    Syth streckte ihr erhitztes Gesicht aus dem Zelt. «Jetzt du.»
    «Jetzt ich was?»
    Syth verschwand wieder in dem Weidenzelt. «Zieh die Kleider aus.»
    Der Hund schien ihn anzugrinsen. Wayland streifte den ersten von mehreren Kitteln ab, die er übereinander trug. «Alle?»
    «Allesamt.»
    Er zog sich die stinkende Kleidung vom Leib, dann stand er da und bedeckte mit übereinandergelegten Händen seinen Schritt.
    «Und jetzt?»
    «Bist du nackt?»
    Wayland sah sich um. «Ja.»
    «Dann kannst du reinkommen.»
    Er zog die Decke am Eingang etwas zur Seite und schob sich durch den Spalt. Die Hitze, die von den Steinen ausging, traf ihn wie ein Schlag. Syth saß nackt auf dem Felsblock auf der anderen Seite der Feuersteine.
    «Du setzt dich dorthin», sagte sie.
    Wayland ließ sich auf den flachen Felsblock sinken. Er hatte noch nie eine nackte Frau gesehen – jedenfalls keine, die vollständig nackt war. Ohne ihre Kleidung wirkte Syths Körper voller, als er gedacht hätte. Abwechselnd nahmen Begierde und Verwirrung von ihm Besitz. Syth konzentrierte sich mit gerunzelter Stirn. Er legte die Hände über seinen Schritt.
    Sie hob den Krug hoch. «Ich habe es von einer Frau auf Island gelernt», sagte sie. «Ich hoffe, es funktioniert.»
    Sie goss Wasser über die Steine. Es spritzte und zischte, und Wayland schnaubte, als eine Dampfwolke in seine Nasennebenhöhlen stieg. Heißer Wasserdampf erfüllte das enge Zelt. Ihm brach am gesamten Körper der Schweiß aus. Schmutzige Rinnsale liefen an seiner Haut herab.
    Ihr Arm streckte sich ihm aus dem Nebel entgegen. Sie hielt einen Knochenspatel in der Hand. «Das ist eine Art, sich zu reinigen. Du reinigst mich, und ich reinige dich. Es geht so.»
    Sie ließ den Spatel an seinem Arm heruntergleiten und zeigte ihm den Schmutz, der sich an seinem Rand gesammelt hatte. «Du bist richtig dreckig.»
    Er nahm den Spatel von ihr und fuhr damit über ihre Schulter. «Du auch.»
    «Wir fangen mit dir an.»
    Langsam und sorgfältig entfernte sie den Schmutz, der sich während der Reise auf seiner Haut festgesetzt hatte. «Beweg dich nicht», befahl sie, als sie unterhalb seiner Hüfte angekommen war. «Du hast einen schönen Körper», sagte sie. «Er ist genau richtig.»
    Er räusperte sich. «Deiner auch. Du warst so ein mageres Ding.»
    Sie lachte fröhlich. «Wayland, du weißt wirklich, wie man eine Frau zum Schwärmen bringt.»
    Er sah zur Seite und brachte erst einmal keinen Ton mehr heraus. «Ich habe …», fing er schließlich an, «… ich wollte sagen, du bist die erste …»
    Sie hörte auf zu lachen. «Ich weiß.» Sie setzte sich zurück. «Fertig.» Sie gab ihm den Spatel und goss noch einmal Wasser über die Steine. «Jetzt ich.»
    Sie verlor sich lächelnd in einem Tagtraum, als er ihren Rücken bearbeitete. «Dreh dich um», sagte er dann heiser.
    Sein Selbstvertrauen nahm wieder zu und damit auch seine Begierde. Er konnte sie nicht unterdrücken. Sie fühlte es und griff nach ihm. «Noch nicht. Dafür habe ich mir etwas ausgedacht.» Sie drückte ihn anerkennend und kicherte. «Ich weiß genau das Richtige.»
    Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn aus dem Zelt. Dann rannte sie lachend zu dem Becken unter dem Wasserfall. Wayland bremste am Rand. Sie aber sprang kreischend hinein und schleuderte Eiswasser auf Wayland. Spritzend sprang er ihr nach. Das eisige Wasser brannte auf der Haut. Er nahm sie in die Arme, und so standen sie eng aneinandergeschmiegt und blickten durch das stäubende Wasser in die Höhe.
    «Das reicht», sagte Syth mit klappernden Zähnen. «Zurück ins Dampfbad.»
    Die Atmosphäre im Zelt war einschläfernd. Wayland und Syth betrachteten sich ohne Scham. «Das könnte für Ewigkeiten das letzte Mal sein, dass wir uns nackt sehen», sagte Syth. «Ich will mich genau daran erinnern.»
    Wayland streckte den Arm nach ihr aus. «Syth.»
    «Noch nicht. Wir müssen noch einmal ins Wasser springen.»
    «Müssen wir das?»
    «Ja.»
    Sie sprangen hinein, und dann trockneten sie sich ab und zogen saubere Kleidung an. Als Wayland Syth beim Haarekämmen zusah, fühlte er sich wie verhext.
    Sie

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