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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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etwas anderes fiel ihm nicht ein, und so kam er immer wieder darauf zurück. «Zeig mir noch mal den Zahn.» Er betrachtete den klumpigen Stumpf inmitten des entzündeten Zahnfleischs. «Wer kann am besten ein Takling um ein Tauende binden?»
    Die Wikinger wichen zurück. «Arne ist dein Mann.»
    Hero sah ihn an. «Ich will, dass du einen Zwirn um den Zahn wickelst. Ich beschaffe den Zwirn.»
    Arne inspizierte den Zahn. Dann schüttelte er den Kopf.
    Thorfinn verpasste ihm einen Schlag. «Mach, was der Grieche sagt.»
    Arne zog eine Grimasse. «Er wird vor Schmerzen um sich schlagen. Dann kann ich die Schnur nicht richtig befestigen.»
    Hero dachte an den Schlaftrunk in seinem Kasten. Er nahm die Flasche heraus, entstöpselte sie und bat um einen Becher. Er goss die Hälfte des Flascheninhalts hinein und reichte Thorfinn das Gefäß. «Trink das. Es betäubt die Schmerzen.»
    Thorfinn roch an der Flüssigkeit und blinzelte. «Willst du mich vergiften?»
    «Was dich vergiftet, ist dein fauler Zahn. Trink.»
    Thorfinn schluckte das Schlafmittel.
    «Wir müssen warten, bis die Wirkung einsetzt», sagte Hero.
    Zunächst begann nur Thorfinns Blick aus dem guten Auge unstet herumzuwandern, und er brach in einen rauen Gesang aus. Die Wikinger starrten einander an. «Bei Odin, nicht zu glauben. Unser Anführer ist von ein paar Löffelvoll stockbesoffen.»
    Hero nickte Arne zu. «Du», sagte er zu einem der Wikinger, «halte Thorfinns Kopf fest.»
    «Haaa-hoo», grölte der Anführer. «Ich mach die Weiber froooh.»
    Arne mühte sich, den Zwirn um den verrotteten Zahn zu wickeln und zu verknoten. Er murmelte dabei vor sich hin und musste mehrfach unterbrechen, um die Stelle von Blut und Speichel zu befreien. Schließlich wippte er auf die Fersen zurück. «Fester geht es nicht.»
    Hero sah zum Mast hinauf und stellte Überlegungen an, die eher zu einem Ingenieur als zu einem Arzt gepasst hätten. «Legt euren Anführer auf die Ruderbank direkt unter der Rah, den Kopf zur Seite geneigt. Bindet das freie Ende der Schnur an eine Leine, die lang genug ist, um über die Rah zu reichen und von dort aus zehn Fuß herunterzuhängen. Ich brauche ein schweres Gewicht. Ein Ballaststein müsste reichen. Außerdem einen Sack für das Gewicht und ein kurzes Tau, um es an die Rah zu hängen. Drei Fuß sollten genügen.»
    Einer der Männer suchte einen großen, ovalen Stein aus der Ballastladung, die um den Mastfuß aufgeschichtet war, und hielt ihn hoch.
    «Mein kleiner Lieblingsstein», flötete Thorfinn. «Ich habe ihn selbst am Strand von Saltfjord gefunden.» Dann begann er wieder zu singen und schwang dabei eine Hand wie ein Pendel vor dem Gesicht hin und her.
    «Steckt den Stein in den Sack», sagte Hero. «Dann bindet ihr ihn mit dem kurzen Tau zu und hängt ihn an die Rah.»
    Einer der Wikinger kletterte zur Rah hinauf und schob sich darauf entlang. Hero berechnete Winkel und Fallkräfte. «Bind ihn dort an. Gerade eben so, dass er später nicht ins Schiff, sondern ins Wasser fällt. Genau, das ist die richtige Stelle. Bleib, wo du bist, und schneide das Tau durch, wenn ich es dir sage.» Er sah sich um. «Werft die Leine über die Rah. Gut.» Er schätzte, dass die Fallhöhe zehn Fuß betrug, und sah zu dem Mann hinauf, der rittlings auf der Rah saß. «Zieh die Leine zu dir. Das reicht. Schneid sie dort ab und binde das Ende an den Sack. Pass auf, dass es hält.»
    Nachdem alles vorbereitet war, überprüfte Hero ein letztes Mal die einzelnen Bestandteile der Anordnung. «Ich will zwei Männer, die Thorfinn festhalten, sodass sich sein Kopf nicht bewegt, wenn der Stein herunterfällt. Neigt seinen Kopf so weit wie möglich nach hinten. Am besten hält auch jemand seine Beine fest.»
    Der Wikinger auf der Rah hielt sein Messer bereit. Jemand kicherte. «Der Grieche lässt den Stein auf den Kopf unseres Schiffsführers fallen.»
    «Abschneiden!»
    Und herunter sauste der Stein. Aufwärts dagegen schoss die Leine von Thorfinns Zahn. Sie spannte sich schwirrend, als das Gewicht des Ballaststeins an ihr hing. Thorfinns ganzer Körper zuckte, er schleuderte den Helfer von sich, der seine Beine herunterdrückte. Die Leine fuhr peitschend über die Rah, und der Stein traf klatschend aufs Wasser, versank, und zog die Leine so schnell hinterher, dass niemand sehen konnte, ob der Zahn daran hing oder ob der Faden abgerutscht war. Hero hastete zu Thorfinn. Schwarzes Blut und Eiter trieften aus seinem Mund.
    «Haltet ihn weiter fest.»
    Hero

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