Der Thron der Welt
gebogener Stoßzähne, die rechts und links von dem Totem in die Erde gerammt worden waren. «So hoch im Norden gibt es keine Elefanten.»
«Das sind die Zähne von einer Riesenratte, die sich damit durch die Erde gräbt», sagte Arne. «Die Ratte stirbt, wenn sie an die Luft oder ins Sonnenlicht kommt.»
«Vielleicht haben die Skraelinger sie als Tribut hiergelassen», sagte einer der Wikinger. «Vielleicht hoffen sie, dass wir sie in Ruhe lassen, wenn sie uns diese Gabe anbieten. Dieses Elfenbein wird uns in Nidaros einen hübschen Preis einbringen.»
«Du rührst es nicht an», sagte Thorfinn. Er knurrte böse und ließ seinen Blick von rechts nach links wandern. Ein Rabe flog über sie hinweg und schwenkte nach rechts ab.
Kraak
, tönte es von ihm herunter.
Sie drehten sich um und sahen zu, wie die
Shearwater
vor dem Strand Anker warf. Vallon und seine Leute ruderten mit den Wikingergeiseln an Land. Thorfinns Männer fingerten an ihren Waffen herum und sahen zu ihm hinüber, weil sie Befehle erwarteten. Doch ihr Anführer hatte seine Axt in den Boden gerammt, und Vallons Schwert blieb in der Scheide. Ein paar Schritte vor Thorfinn blieb Vallon stehen. Die Geiseln gingen an ihm vorbei und stellten sich mit schwachem Grinsen zu ihren Gefährten. «Wir haben sie verwöhnt», sagte Vallon. «Mir war nicht klar, dass du deine Männer kaum etwas essen lässt.»
Thorfinn hob das Kinn, und seine Leute schoben die vier Isländer nach vorn.
«Sie sind ja halb verhungert», sagte Vallon. «Was ist mit den Rationen passiert, die ich dir gegeben habe?»
«Fleisch ist zu wertvoll, um es an Gefangene zu verschwenden. Wenn ich die anderen Isländer nicht zum Rudern und beim Transport über Land brauchen würde, könntest du sie auch mitnehmen.»
«Wo sind die Frauen?»
Thorfinn antwortete nicht.
«Sie haben sich gestern Abend umgebracht», sagte Hero.
Vallon schüttelte den Kopf. Er legte Hero und Garrick die Arme auf die Schultern und führte sie weg. «Ich danke Gott, dass ihr wieder bei uns seid. Habt ihr etwas Nützliches erfahren? Irgendetwas, aus dem wir einen Vorteil ziehen können?»
Hero wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. «Womit soll ich anfangen? Mit den isländischen Frauen? Mit dem Mann, den sie aufgehängt haben, oder mit Thorfinn, der die Leber dieses Mannes so frisch in sich hineingefressen hat, dass noch Dampf von ihr aufstieg? Sind das nützliche Informationen?»
Vallon starrte ihn an. «Wir reden später. Geh zu deinen Freunden.»
Nachdem die beiden Parteien sich getrennt hatten, blieb Vallon allein am Strand stehen. Er musterte die Umgebung. Die Sonne versank hinter den Bäumen, und er zog die Schultern hoch, um sich vor der schneidenden Kälte zu schützen.
Sie machten sich bei Fackelschein früh daran, die Ladung auf die Beiboote zu bringen. Die Boote waren zu klein, um alle Mitfahrer und Pferde aufzunehmen. Die Isländer lehnten Vallons Vorschlag ab, Lose zu ziehen und die Verlierer im Langschiff mitfahren zu lassen. Nachdem sie gehört hatten, wie Thorfinn seine Gefangenen behandelte, meinten sie, da würden sie noch lieber zu Fuß nach Nowgorod gehen.
«Gut», sagte Vallon. «Das ist nämlich die einzige Alternative.»
Wayland kam niedergeschlagen zu ihm herüber. Vallon runzelte die Stirn. «Stimmt irgendetwas nicht?»
«Ich werde in diesen Wäldern nicht genügend Futter für alle Falken finden. Ich muss zwei von ihnen freilassen.»
Vallon erschrak. «Wir haben all unsere Hoffnung darauf gesetzt, vier weiße Falken nach Anatolien zu bringen. Wir können es uns nicht leisten, so weit vom Ziel entfernt zwei Tiere aufzugeben.»
«Ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht. Besser sechs gesunde Falken als acht kranke.»
Vallon beugte sich Waylands Urteil. Als er ihm zusah, wie er die Freilassung der Vögel vorbereitete, dachte er über all die Anstrengungen nach, die es gekostet hatte, sie einzufangen.
Wayland ließ den ersten Nestling von seiner Faust wegfliegen. Unbeholfen flatterte der Vogel empor, versuchte, auf einem Baum zu landen, fand mit den Klauen keinen Halt und fiel zwischen den Ästen zu Boden. Syth schrie auf und rannte zu dem Baum. Der zweite Falke flog übers Meer hinaus, kehrte wieder um und setzte sich auf den Strand.
«Werden sie überleben?», fragte Vallon.
«Ich habe sie so lange gefüttert, bis sie den Kropf voll hatten. Also werden sie mehrere Tage lang nicht hungern müssen, und bis dahin werden sie den Gebrauch ihrer Flügel erlernt
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