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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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sitzt, hat niemanden, der den Schwung abbremst.»
    Wulfstans Zähne schimmerten auf. «Meine Wikinger fahren als letzte, wenn sie dafür noch ein Pfund Silber bekommen.»
    «Abgemacht.»
    Sie waren zu sechst in Vallons Boot, einschließlich dreier Russen. Vallon klammerte sich mit beiden Händen an einer Ruderbank fest, und schon waren sie auf dem Wasser, das zischend am Heck vorbeirauschte. Das Boot begann zu tanzen, und das Tau vibrierte unter der Belastung. Dann schien sein Magen oben bleiben zu wollen, während sie den Wassertrichter hinunterjagten. Die Wikinger hatten das Tau zu früh losgelassen, und das Boot raste durch das brodelnde Wasser auf die hochsteigende Welle an der Wand der Schlucht zu. Nur das Glück rettete sie. Gerade als Vallon dachte, die Woge würde sie kentern lassen, kippte die Welle um und trieb sie zurück. Er spürte, wie das Boot an dem Bugtau herumgezogen wurde. Es krängte und Wasser lief hinein. Dann richtete sich das Boot wieder auf, und sie waren auf der anderen Seite der Felsbank in ruhigem Wasser.
    Wayland half ihm beim Aussteigen. «Alles in Ordnung?»
    «Bestens», sagte er und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. «Allerbestens.»
    Er erinnerte sich später kaum daran, wie die Wikinger den Wasserfall hinuntergekommen waren, nur daran, dass sie gesungen hatten, als sie die schäumenden Wogen hinabrasten, und dass Wulfstan ganz gelassen neben ihn auf die Felsbank getreten war und gesagt hatte: «Ich würde die zwei Pfund Silber gleich jetzt nehmen, wenn es nicht zu viele Umstände macht.»
     
    Zwischen den Stromschnellen lag der Strom so ruhig da wie Moiréseide. Sterne blinkten am Himmel, und ein heller Schimmer lag über den Felskuppen im Osten, wo sich bald der Mond zeigen würde.
    Richard legte sich in die Riemen. «Ich bin froh, dass Ihr Drogos grausamen Vorschlag abgelehnt habt.»
    «Ich hätte die Sklaven zurückgelassen, wenn Wulfstan nicht mit seinem Plan gekommen wäre. Die Kumanen hätten sie nicht getötet. Sie hätten sie einfach zu ihren Sklaven gemacht. Und besser einen Nomaden zum Herrn als die Perversen in Konstantinopel.»
    Richard warf den bleichen Gestalten über die Schulter einen Blick zu. «So eine empfindliche Fracht. Es macht mich ganz traurig, wenn ich daran denke, was ihnen bevorsteht.»
    Sie ruderten durch die Nacht, gurgelnd umströmte sie der Fluss. Dann tauchte der Mond auf, beinahe an seinem höchsten Stand. Sein kupfernes Licht hob die Umrisse der Schlucht hervor und tauchte Felsnasen und Spalten, die tief genug waren für eine ganze Armee lauernder Feinde, in schwarze Schatten.
    Hero behielt die Klippen im Blick. «Glaubst du, dass uns die Kumanen verfolgen?»
    «Nein», sagte Wayland. «Sie können nicht am oberen Rand der Klippen entlang, weil die Abbruchkante zu stark zerklüftet ist. Sie können uns nur auf der Spur bleiben, wenn sie uns von einzelnen Klippenvorsprüngen aus beobachten. Sie wissen nicht, dass wir sie entdeckt haben, also sind sie vermutlich nicht besonders vorsichtig. Aber ich habe die ganze Zeit Ausschau gehalten und keinen einzigen Reiter gesehen.»
    Vallon nickte. «Wenn es nur vier waren, müssen mindestens zwei nach Süden geritten sein, um eine Kampftruppe zu holen. Die beiden, die zurückgeblieben sind, hätten den anderen wahrscheinlich Nachricht von unserer Abfahrt geben müssen.»
    Wulfstan wippte auf die Zehenspitzen und musterte den Verlauf des Flusses vor ihnen. «Wir kommen zur nächsten Stromschnelle.»
    Alle wandten die Köpfe.
    «Da ist sie», sagte Wulfstan.
    Vallon machte in der Dunkelheit einen unregelmäßigen Streifen aus. Der Fluss saugte und gluckste. Schnell glitt das Boot durch riffeliges Wasser. Das ferne Tosen vertiefte sich zu einem tiefen Grollen, das von den Wänden der Schlucht zurückgeworfen wurde.
    «Die Gellende», sagte Hero.
    «Rückwärts rudern», befahl Wayland. «Wir warten, bis die beiden Galeeren durch sind.»
    Die erste Galeere fuhr in die Stromschnelle. Ihr Heck hob sich wie der Bürzel einer tauchenden Ente, bevor sie gierend in die Gischt hinabfuhr. Sie kam sicher durch. Die zweite folgte, ebenfalls problemlos.
    Wulfstan schniefte und spuckte aus. «Verflucht noch mal.»
    Richard stieß ein hysterisches Lachen aus.
    Dann fuhren auch sie in das schäumende Wasser, und eine brodelnde Flut erfasste sie. Kippelnd wurden sie durch weiß brechende Schaumkronen getrieben. Eine Welle klatschte Vallon ins Gesicht.
    «Fels voraus!», brüllte Wulfstan.
    «Wohin sollen wir

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