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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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drei Generationen Nomaden durcheinander, die ein Essen kochten. Die meisten von Vallons Gruppe waren im Sitzen eingeschlafen, als das Oberhaupt der Familie unterstützt von weiteren Familienmitgliedern einen in Hammelfett schwimmenden Kichererbseneintopf hereintrug. Auf Waylands Bitte hin erklärte Hero dem Seldschuken-Hauptmann, dass der Falke seit zwei Tagen nichts gefressen hatte. Einer der Seldschuken ging hinaus und brachte ein lebendes Hühnchen herein. Wayland drehte dem Tier den Hals um, viertelte es, nahm den Falken aus dem Käfig und fütterte ihn. Die Seldschuken verfolgten jede seiner Gesten mit größter Aufmerksamkeit und wechselten bewundernde Kommentare. Die Atmosphäre entspannte sich. Der Hauptmann erzählte ihnen, sein Name sei Chinua, das bedeute «Wolf», und dass er bei Manzikert gekämpft und viele Griechen getötet habe. Er fragte seine Gefangenen, auf welchem Weg sie nach Anatolien gekommen seien, und Hero erzählte einen Teil ihrer Geschichte. Die Seldschuken hörten sehr interessiert zu und schmückten die Passagen, die sie verstanden, noch aus, als würde es sich um eine Geschichte handeln, die ihnen auf den Knien ihres Großvaters oder ihrer Großmutter erzählt wurde.
    Einige der Nomaden waren schon auf den Beinen, als Vallon tief in der Nacht aufwachte und vor das Zelt trat. Es hatte aufgehört zu schneien, und eine Million Sterne funkelte am schwarzblauen Firmament. Die Luft war schneidend kalt, und unter seinen Schritten knirschte der Frost. Er war fast mit Pissen fertig, als ein großer, welliger Eisbrocken vor ihm buckelte wie ein Monsterschneehuhn und drei Kamele schlingernd auf die Füße kamen, wobei ihnen die Schneeschicht von den Flanken rutschte. Schnee hing auch in ihren Wimpern, und von ihren Mäulern hingen winzige Eiszapfen herunter.
    Vor dem Morgengrauen waren sie schon wieder unterwegs, ritten ein breites Flusstal hinauf, in dem überwinternde Nomaden ihr Lager aufgeschlagen hatten. Nach zwei weiteren Tagen erreichten sie eine steinige Anhöhe und sahen einen milchig blauen See, der sich bis zum Horizont erstreckte und von flachen, schneeweißen Salzpfannen umgeben war.
Tuz Gölu
, erklärte ihnen Chinua. Der Große Salzsee. Sie schlugen ihr Lager an seinem Ostufer in der Nähe eines uralten Steinturms auf, und am nächsten Morgen ritten sie auf den Resten einer gepflasterten Römerstraße weiter nach Süden. Der See hatte keinen Abfluss, und die Flüsse, die ihn speisten, sickerten von Süden her durch ein verwuchertes Gebiet mit Röhricht und Sumpfarealen ein. Sie ritten weiter über eine Ebene, die an den tiefen Schatten eines Berges endete, den zwei vereiste Kegelspitzen krönten. Die Sonne verwandelte die Hänge in Reliefs, als sie sich auf einer breiten Handelsstraße westwärts wandten. In beiden Richtungen waren Reisende unterwegs, und als das letzte Rosarot des Himmels auf den vereisten Zwillingsgipfeln hinter ihnen verblasste, klapperten die Hufe ihrer Pferde durch das Backsteinportal einer Karawanserei auf der Seidenstraße östlich von Konya.
    Sie schliefen in einem Schlafsaal gemeinsam mit anderen Reisenden und waren noch vor dem Hellwerden zurück auf der Straße nach Konya. Zehn Meilen weiter verließen sie die Handelsstraße und bogen Richtung Norden in eine Ebene ab, durch die sie einem pappelgesäumten Flusslauf folgten. Sie kamen an schwarzen Ziegenhaarzelten vorbei und ritten durch Herden von Fettschwanzschafen und struppigen Ziegen, die von Hunden bewacht wurden. Die kristallinen Salzpfannen des Großen Salzsees waren wieder zu sehen, als sich Chinua in seinem Sattel aufrichtete und auf eine Zeltstadt deutete, die sich in der Ebene erhob.
    «Suleiman.»
    Hero grinste Vallon an. «Wir haben’s geschafft.»
    Als die Ansammlung von Zeltkiosken und Pavillons näher kam, überfiel Vallon die Vorahnung eines drohenden Zusammenbruchs. Nachdem er so lange unterwegs gewesen war, hatte er vergessen, dass auch die längste Reise einmal zu Ende gehen muss.

XLVII
    R eiter galoppierten aus dem Lager und tauschten mit Chinua einen Schwall Wörter aus. Der Hauptmann erteilte einen Befehl, und bevor Wayland wusste, wie ihm geschah, hatten ihn vier Reiter umzingelt. Einer nahm die Zügel seines Pferdes und zog es im Trab zwischen den Zelten hindurch. Als er einen Blick zurückwarf, sah er, dass die anderen Seldschuken Syth und Caitlin von den Männern getrennt hatten. Seine Eskorte führte ihn zu einer Freifläche in der Mitte der Zeltstadt, die ein halbes Dutzend

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