Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
Vom Netzwerk:
verdammt.»
    «Am Wall, wo die Hunde herumgespürt haben und Ostine einer anderen Spur folgen wollte. Ich dachte, dass sie von Schafen in die Irre geführt wurde, weil sich die anderen Hunde eindeutig auf diese Spur gesetzt haben. Seitdem flüchten sie in die andere Richtung.»
    Drogo starrte ihn mit ungläubiger Wut an. «Inzwischen könnten sie schon über den Tyne sein. Sie könnten sogar schon in der nächsten Grafschaft sein.»
    Wayland spannte den eingekerbten Pfeilschaft in die Bogensehne.
    Drogo ließ den Blick über seine Männer wandern. «Wer hat das frischeste Pferd? Guilbert, du reitest heim und schickst Spähtrupps in alle Richtungen. Schlag in Durham Alarm. Benachrichtige York. Ich komme dir nach.» Er ging zu seinem Pferd und schwang sich hinauf. Mit zornsprühenden Augen starrte er über das Wasser. «Der Bastard kann nicht weit sein. Vermutlich beobachtet er uns sogar gerade.»
    «Wir schnappen ihn uns ein anderes Mal», sagte Roussel.
    Drogo durchbohrte ihn mit seinen Blicken. «Das alles wäre nicht passiert, wenn du mit Drax den Franken ausgeschaltet hättest. Nun, das könnt ihr jetzt wiedergutmachen. Nehmt den Jagdmeister und vier andere Männer.» Drogo fasste nach den Zügeln. «Nichts anderes als der Kopf des Falkners auf einer Stange dürft ihr mir bringen, damit ich euch verzeihe.»
    Wayland richtete sich auf, zog den Pfeil zurück, zielte und ließ ihn abschnellen. Der Pfeil rutschte im Schulterbereich an Drogos Kettenhemd ab. Sein Pferd bäumte sich auf, und augenblicklich griffen die anderen Reiter nach ihren Waffen.
    Wayland kroch durch das Heidekraut davon. Schlecht gezielte Armbrustbolzen zischten über seinen Kopf hinweg. Als er außer Reichweite war, stand er auf. Drogo hielt sich die Schulter, obwohl der Pfeil das Kettenhemd nicht durchbohrt hatte. Die Reiter waren in Kampfstellung Schild an Schild zusammengerückt. Wayland schwenkte seinen Bogen. Dann warf er seinen Kopf zurück und breitete die Arme in einer stummen Siegesgeste aus.
     
    Bald darauf saß er im schräg einfallenden Sonnenlicht des Nachmittags am Waldrand und beobachtete seine Verfolger, die sich weit unterhalb von ihm einen Weg über den South Tyne suchten. Der Jagdmeister hatte den lahmenden Marteau quer vor sich über den Rücken seines Pferdes gelegt, und die anderen Jagdhunde spürten lautlos dem Weg nach. Als alle sieben Reiter den Fluss überquert hatten, erhob sich Wayland und massierte sich die schmerzenden Waden. Seit der Morgendämmerung hatte er über zwanzig Meilen zurückgelegt. Dann hängte er sich den Bogen über die Schulter und verschwand in den Wald, mitten hinein in die Kindheitsgerüche von Veilchen und Waldanemonen. Der Hund erinnerte sich an den Wald und heftete sich mit gesenktem Schwanz dicht an Waylands Fersen. Wayland betrat die heimatliche Lichtung mit dem schleppenden Schritt eines Trauernden. Eschen und Haselsträucher hatten die Gemüsebeete erobert, und die Stelle, an der das Haus gestanden hatte, war ein einziges Nesselgestrüpp.
    Hinter dem Haus war der Kuhstall zu einem Balkenhaufen zusammengestürzt, den Efeu und Brombeergestrüpp überwucherten. Wayland zwängte sich dazwischen. Das Dickicht würde kein angreifendes Pferd aufhalten können, doch das Unkraut wuchs dicht genug, um ihn zu verbergen. Er war an mehreren Stellen vorbeigekommen, an denen er die Normannen ohne große Gefahr für sich selbst in einen Hinterhalt hätte locken können. Aber er wollte sie wissen lassen, warum er sie hierhergeführt hatte. Roussel und Drax waren bei dem Trupp gewesen, der seine Familie ums Leben gebracht hatte. Wayland wollte, dass sie diesen Ort wiedererkannten, bevor er sie tötete.
    Während er wartete, zog er seinem Hund Kletten zwischen den Krallen heraus. Dann nahm er sechs Eschenpfeile aus seinem Köcher und legte sie bereit. Hinter den Bäumen versank die Sonne. Bläuliche Dämmerung brach an, Raben krächzten in ihren Nestern. Alles war friedlich.
    Dann schrie im Wald ein Häher, und die Raben flogen von ihren Nestern auf. Am anderen Ende der Lichtung schimpfte ein Zaunkönig. Wayland hörte das heisere Hecheln der Jagdhunde und zog sein Messer. Dann schwankte das Gebüsch, und Ostine stand vor ihm. Sie verharrte auf der Stelle und warf den Kopf zurück, doch bevor sie Laut geben konnte, stürzte sich der Hund auf sie und warf sie um. Die anderen Jagdhunde brachen aus der Deckung hervor. Als sie seinen Hund wahrnahmen, winselten sie und duckten sich unterwürfig. Wayland kauerte

Weitere Kostenlose Bücher