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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Bier herbei, sodass sich das Essen zu einem regelrechten Festmahl entwickelte. Das Mädchen saß auf Rauls Knie, und er ließ für die Kleine eine Münze zwischen seinen Fingern verschwinden und hinter seinem Ohr wieder auftauchen. Selbst als er das Kunststückchen schon ungezählte Male vorgeführt hatte, wollte sie es noch einmal und noch einmal sehen.
    «Wir sollten die Fastenregeln befolgen», sagte Richard.
    Raul leerte seinen Becher und stellte ihn mit einem Knall auf den Tisch. «Ich habe in den letzten vier Tagen genug Buße getan, um meine Seele fürs ganze Leben zu reinigen.»
    Vallon klopfte auf den Tisch. Alle Blicke wandten sich ihm zu. Raul setzte das Mädchen ab.
    «Ich habe nicht viel zu sagen. Wir haben uns dem Schicksal so ausgeliefert, dass ich nicht vorhersehen kann, was der Morgen bringen wird, ganz zu schweigen von der nächsten Woche. Unser Erstes wird sein, einen Geldverleiher aufzusuchen. Ich werde euch nicht sagen, wo er sein Geschäft betreibt, damit keiner etwas verraten kann, falls er gefangen wird. Sollten wir diese Hürde meistern, will ich nach Norwegen, um nach Gerfalken zu suchen. Die Falken sollen durch Russland nach Anatolien gebracht werden. Falls uns das gelingt, bekommt jeder von euch einen Anteil am Gewinn. Freu dich nicht zu sehr, Raul. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann davon, dass nicht jeder, der diese Reise antritt, auch ankommen wird. Das ist alles, was ihr im Moment wissen müsst.»
    Hero sah zu Boden. Wayland starrte vor sich hin, als würde er über etwas ganz anderes nachdenken. Raul aber grinste und hob seinen Becher. «Ein Vermögen oder ein Grab!» «Ein Grab ist wahrscheinlicher. Reiter werden Beschreibungen von uns in jede Festung im Norden bringen.» Vallon ließ seinen Blick über die Versammelten schweifen. «Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Wir sind leicht zu erkennen. Ulf hat angeboten, uns morgen das erste Stück zu führen. In einem Tag oder zwei erreichen wir stärker besiedeltes Gebiet. Falls nötig, reisen wir bei Nacht. Wenn wir das Tiefland erreicht haben und den Landstraßen folgen müssen, teilen wir uns auf. Wayland und Raul werden als Späher ein Stück voraus unterwegs sein und nach sicheren Plätzen suchen, an denen wir essen und schlafen können. Richard und Hero bleiben bei mir. Jeden Abend treffen wir uns wieder.»
     
    Noch spät in der Nacht lag Vallon wach, und seine Gedanken kreisten, während die Mäuse im Stroh raschelten. Auch Hero konnte nicht schlafen. Da erklang ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte, und Hero fuhr keuchend von seinem Lager auf. Ein geisterhafter weißer Schatten glitt von dem Balken über ihm und verschwand durch einen Spalt im Dachgiebel. Er bekreuzigte sich.
    «Das war nur eine Eule», sagte Vallon.
    «Dieser Vogel ist ein Unglücksbote.»
    «Sag mir lieber, mit welcher Frage du dich quälst.»
    «Herr, habt Ihr wirklich vor, eine Expedition nach Norwegen zu führen?»
    «Ich denke schon.»
    «Verzeiht mir, Herr, aber nach allem, was wir durchgemacht haben, erscheint es doch widersinnig, eine weitere und noch gefährlichere Reise zu unternehmen.»
    «Nicht widersinniger als alles Bisherige. Als sich unsere Wege gekreuzt haben, war ich auf dem Weg nach Konstantinopel. Dorthin will ich immer noch. Die Falken werden mich nur auf einer anderen Route hinführen.»
    «Aber Russland ist sehr gefährlich. Cosmas hat mir erzählt, dass es in Gesetzlosigkeit versunken ist. Außerdem beherrschen die Nomaden die südliche Steppe. Wisst Ihr, was sie mit einem russischen Prinzen gemacht haben, der ihnen in die Hände gefallen ist?»
    «Sie haben ihn langsam und genüsslich getötet, nehme ich an.»
    «Und dann haben sie aus seinem Schädel eine Trinkschale gemacht.»
    «Hero, ich werde in Frankreich immer noch gesucht. Ich nehme es lieber mit ein paar Wilden auf, als eine dritte Durchquerung meines Heimatlandes zu riskieren.»
    «Es wäre gar nicht notwendig, durch Frankreich zurückzureisen.»
    Vallon konnte sich schon denken, was Hero sagen wollte. «Ach ja?»
    «Ihr schuldet Olbecs Familie nicht das Geringste. Im Gegenteil. Wir haben für Walter diese ganze beschwerliche Reise auf uns genommen, und wie haben sie es uns vergolten? Nicht nur, dass Drogo uns umbringen wollte, auch Olbec wollte uns ohne einen Penny wieder fortschicken.»
    «Du rätst mir, das Geld zu stehlen, das für die Expedition vorgesehen ist?»
    «Es wäre nicht mehr als eine Bezahlung für die Dienste, die Ihr Olbecs

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