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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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kannte.
    Burra hob einen der abgestorbenen Äste auf, wog ihn prüfend in Händen und schlug dann mit Dämon zu. Es gab ein helles metallisches Klingen, als die scharfe Klinge abglitt und nur einen fingertiefen Kratzer hinterließ.
    »Seht euch das an!« rief die Amazone erstaunt. »Ein Holz von solcher Härte…«
    Sie reichte Tertish den Ast und schwang das Schwert beidhändig. Trotzdem bedurfte es zweier Schläge, bevor die knapp armdicke Versteinerung zersplitterte.
    »Robbin?«
    »Die Schattenzone birgt unzählige Geheimnisse«, erklärte der Pfader orakelhaft. »Nenne den wirklich weise, der alle zu ergründen vermag.«
    »Leeres Gerede«, winkte Burra unwirsch ab. »Ich dachte, du kennst dich hier aus.«
    Ein sanft abfallender Gang schloß sich an. Kaum hatte Mythor diesen betreten, als hinter ihnen schier ohrenbetäubender Lärm anhob. Die Haryien schienen sich unendlich viel zu sagen zu haben.
    Scheinbar bedauernd zuckte Asmilai mit den Schwingen.
    »Sie sind jung und wissen sich nicht zu benehmen.«
    Nach etwa fünfzig Schritten blieb sie erneut stehen und wandte sich um. Ihr Blick ruhte auf Mythor.
    Unmittelbar vor ihnen endete der Gang. Was dahinter lag, konnte man noch nicht erkennen. Es mochte sich erneut um einen größeren Raum handeln.
    Zwei Haryien eilten herbei. Ihre Haltung bewies Ehrfurcht, und in ihren Augen drückte sich Bewunderung aus. Sie brachten etwas, das aussah wie eine große Muschelschale, und stellten es unmittelbar vor Mythor ab. Eine Handvoll winziger Körner glitzerte darin.
    »Nehmt das Salz. Es soll den Anbeginn unserer Freundschaft besiegeln. Nichts gibt es in diesem Land, was kostbarer sein könnte.«
    Zögernd hob Mythor die Schale auf. Fast war er versucht, der Stockherrin für sein Mißtrauen Abbitte zu leisten.
    »Ich danke dir«, sagte er dann nur. »Leider wissen wir nicht, was die Zukunft bringen wird.«
    Mit keiner Regung verriet die Haryie, was sie dachte. Mythor nickte kurz und nahm mit Daumen und Zeigefinger eine Prise Salz.
    »Wird der Haryion der Nesfar uns auch die Ehre erweisen?« Da war sie wieder, diese Unruhe in ihm, die erneut Zweifel erwachen ließ. Asmilai richtete sich zu ihrer vollen Größe auf.
    »Ich denke«, erwiderte sie kurz.
    Mythor kostete von dem Salz und reichte die Schale an Fronja weiter.
    Völlig überraschend schlug die Tochter des Kometen ihren Gesichtsschleier zurück. Mythor war es, als müsse sein Herz zerspringen beim Anblick ihres Antlitzes, aus dem alle Schatten gewichen waren. Fronja war in Wirklichkeit noch schöner, als er es sich erträumt hatte. Diese weiche Haut, der lediglich eine gesunde Farbe fehlte; die sanft blickenden Augen; der verlockende Mund und das Haar von der Farbe reifen Weizens…
    »Der Deddeth hat dich endgültig freigegeben?«
    »Gespürt habe ich es bereits, als wir den Stock betraten«, nickte Fronja. »Anfangs war ich mir nicht sicher, und auch jetzt fühle ich mich noch nicht völlig genesen. Trotzdem wollte ich es dir schon vorhin zeigen.«
    »Es ist schön…«, murmelte Mythor. Ohne auf die Umstehenden zu achten, zog er Fronja an sich. Ihre Lippen fanden sich zu einem langen Kuß. Erst als Asmilai sich vernehmlich räusperte, ließen sie voneinander ab.
    »Wir sollten lieber an das bevorstehende Fest denken«, drängte die Stockherrin. »Du, Mythor, wirst dabei unser Ehrengast sein. Komm jetzt, ich will dir deinen Platz zeigen.«

3.
    Sie betraten ein riesiges Gewölbe. Obwohl hier mindestens zweihundert Haryien versammelt waren, herrschte eine geradezu unwirkliche Stille. Erwartungsvoll ruckten die Köpfe der Vogelwesen herum, als sie Mythor an Asmilais Seite gewahrten.
    Der Gorganer mußte grinsen, weil die Haryien beieinander saßen wie Hühner im Stall eines Bauern. Ringsum ragten Trittstangen aus den Wänden und zogen sich in sechs Reihen bis dicht unter die Decke hin.
    Die Sauberkeit fiel auf; nirgendwo fanden sich Ablagerungen getrockneten Vogelmists. Auch roch es weit weniger streng.
    Prüfend sog Gerrek die Luft ein.
    »Brat mir einer einen Aasen«, rief er aus. »Die Nesfar werden sich doch nicht gewaschen haben.«
    »Laß das Heeva nicht hören«, erwiderte Robbin leise. »Sie ist imstande und kratzt dir die Augen aus.«
    Noch immer regte sich nichts. Nur zweihundert Augenpaare starrten unentwegt zu ihnen herab.
    Ohne daß es einer Aufforderung bedurft hätte, rückten die Amazonen näher zusammen. Obwohl wie zufällig anmutend, steckte durchaus Absicht dahinter. Jede von ihnen war eine

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