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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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geübte Kämpferin, die wußte, was im Ernstfall richtig war. Innerhalb dieses Gewölbes konnten die Haryien zu überaus gefährlichen Gegnerinnen werden.
    Wie beiläufig berührte Burra Fronjas Schulter und wartete darauf, daß die Tochter des Kometen sich zu ihr umwandte.
    »Sage Mythor, er soll die Augen offenhalten«, zischte die Amazone. »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, aber ich habe ein verdammt ungutes Gefühl.«
    Fronja nickte nur. Ihr war anzusehen, daß auch sie sich sorgte.
    Mittlerweile hatten sie den Mittelpunkt des Gewölbes erreicht. Fronja versuchte, an Mythors Seite zu kommen. Da Asmilai unmittelbar zu seiner Linken ging und eine zweite Nesfar sich rechts neben ihn gedrängt hatte, fiel es ihr einigermaßen schwer. Aber als er sie ansah und sie die zusammengekniffenen Augen bemerkte, wußte sie, daß es keiner Warnung bedurfte.
    »Und?« machte Burra.
    »Mythor ist auf der Hut«, flüsterte Fronja zurück.
    Endlich blieb Asmilai stehen. Die ersten heiser krächzenden Rufe unterband sie, indem sie herausfordernd mit den Flügeln schlug.
    »Unsere Freunde sind Menschen aus Vanga.« Ihre Stimme hallte in vielfachem Echo wieder. »Und es ist ein besonderer Mann unter ihnen – Mythor, gegen den sogar die Erscheinung von Jäglau und Borker verblassen wie die Erinnerung an das Gewesene. Deshalb werden wir heute ein Fest feiern, rauschender, als dies je der Fall war.«
    Asmilai faltete die Schwingen zusammen und starrte Mythor durchdringend an.
    »Du bist würdig, auf dem Thron der Ehre Platz zu nehmen«, sagte sie. »Die Nesfar werden dir zu Füßen liegen. Und nun komm.«
    Sanft schob sie ihn vor sich her.
    Was sollte Mythor tun? Sich zur Wehr setzen… Ausgerechnet gegen die Stockherrin, und damit alle gegen sich und seine Begleiter aufbringen? Es würde ein Blutbad geben.
    Andererseits war nicht auszuschließen, daß Asmilai es wirklich ehrlich meinte. Dann konnte er durch vorschnelles Handeln alles verderben.
    Irgendwo knisterte das Wandgeflecht. Mythor ließ sich nicht ablenken. Er spürte Asmilais Erregung förmlich auf sich überspringen.
    Am Ende des Gewölbes standen zwei Haryien mit ausgebreiteten Schwingen. Von weitem hatte man sie für Statuen halten können, zumal die Wechselwirkung von Licht und Schatten ihre Züge verhärtete. Aber jetzt, als Mythor näher kam, wichen sie zur Seite.
    Sie gaben den Blick frei auf das Skelett eines riesenhaften vogelartigen Wesens.
    Der Gorganer blieb stehen. Sofort drängte Asmilai sich an ihn.
    »Ich bitte dich, nimm Platz«, krächzte sie. »Eröffne damit das Fest der Nesfar.«
    Das Skelett war so gekrümmt, daß man bequem darauf sitzen konnte. Mythor hatte ein Wesen dieser Art nie zuvor gesehen. Es schien größer gewesen zu sein als die Haryien; die ausgebreiteten Flügel besaßen immerhin eine Spannweite von gut fünf Mannslängen.
    Nichts war zu erkennen, was die Knochen zusammenhielt.
    Mythor ging weiter.
    Der Totenkopf war weit nach hinten gebeugt, der aufgerissene Schnabel zeigte zur Decke empor. Dies war die Haltung eines Reihers, der soeben einen zu großen Fisch verschlingt. Seitlich standen Knochen ab, die eigentlich den Brustkorb hätten bilden müssen.
    Vorsichtig tastete Mythor mit der Hand darüber. Es fühlte sich warm an, als wäre noch immer Leben in ihm.
    Er hatte kein gutes Gefühl. Aber da stand Asmilai, und dort kauerten zweihundert Haryien auf ihren Trittstangen. Wenn dies eine Fall war, gab es kein Entrinnen.
    Kurz entschlossen wandte Mythor sich um und nahm Platz.
    Burras erschrecktem Ausruf folgte jubelndes Kreischen der Haryien.
    Mythors Anspannung löste sich ein wenig. Er lehnte sich zurück. Noch lag seine Rechte auf Altons Knauf.
*
    Mit allen Anzeichen des Entsetzens sprang Heeva auf. Lankohr, der sie eben zärtlich hatte in die Arme nehmen wollen, taumelte jäh zurück.
    »Etwas Schreckliches…«
    »Wie?« Lankohr erbleichte, begann zu stammeln. »Du meinst… ich…«
    Ärgerlich winkte Heeva ab.
    »Nicht du. Mit Mythor muß etwas geschehen sein.«
    »Verdammt. Aber habe ich es nicht geahnt? Wir hätten ihn zurückhalten müssen.« Lankohr brach unvermittelt ab und starrte Heeva aus großen Augen verblüfft an. »Woher willst du das überhaupt wissen, hä? Außerdem ist Mythor nicht der Mann, der sich in eine Falle locken läßt. Und dann ist Burra bei ihm.« Er redete viel, um seine eigene Unsicherheit zu überdecken. Vor Heeva konnte er trotzdem nicht verbergen, wie es um ihn stand.
    »Du hast Angst«, sagte

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