Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
beginnende Gleichgültigkeit an, die ihn zu einem willenlosen Opfer machte.
    Plötzlich war es, als zerreiße ein hauchdünner Schleier in ihm. Seine Umgebung nahm wieder Gestalt an.
    »Mythor!« Gellend schrie Fronja ihr Entsetzen hinaus. Gerrek mußte die Tochter des Kometen zurückhalten, sonst hätte sie sich mit bloßen Fäusten auf Asmilai gestürzt.
    Die Amazonen standen mit gezückten Klingen Seite an Seite, hatten einen Kreis gebildet, gegen den anzurennen selbst den Haryien schwerfallen sollte. Ihre Entschlossenheit war unverkennbar. Zu Recht fühlten sie sich betrogen. Burra konnte nicht einmal erkennen, ob Mythor noch lebte. Die Skelettflügel hüllten ihn fast völlig ein.
    Allmählich beruhigten die Haryien sich wieder. Nur einige von ihnen verließen die Trittstangen an den Wänden und hüpften flatternd durch das Gewölbe. Fronja verstummte ebenfalls.
    »Es ist gut«, stöhnte sie. »Gerrek, du brauchst mich nicht mehr festzuhalten.«
    »Steckt die Waffen weg!« befahl Asmilai. »Es liegt nicht in unserer Absicht, mit euch zu kämpfen.«
    »Du bist eine Verräterin.« Aus Burras Augen sprach blanker Haß. »Dafür sollte man dich einen Kopf kürzer machen.«
    »Du verkennst die Tatsachen, Amazone.«
    »Mir genügt, was ich sehe.«
    »Mythor ist nicht unser Gefangener, wenn du das glaubst. Er wird der neue Haryion sein und damit Herrscher über den Nesfar-Stock. Euer Freund ist dazu ausersehen, unsere Zukunft zu sichern.«
    »Eine verdammte Ehre.« Wütend spie Burra aus. »Ich glaube nicht, daß Mythor damit einverstanden ist.«
    Sie riß ihre Schwerter hoch, und es sah so aus, als wolle sie seinen Ausfall wagen. Schwer mit den Flügeln schlagend, stieß Asmilai vor ihr in die Höhe.
    »Niemand kann es mehr verhindern. Mythor wird eins werden mit dem Thron – sein Geist wird sich mit den Geistern früherer Haryione vermischen.«
    »Ihr Bestien«, rief Fronja und ballte die Fäuste. »Wie könnt ihr den Sohn des Kometen solch einem Schicksal aussetzen?«
    »Er wird darin die Erfüllung finden«, behauptete Asmilai und ließ sich wieder herabsinken.
    »Niemals!« Burra sprang vor. Aber ihre Klingen stießen ins Leere, weil die Stockherrin sich mit einem blitzschnellen Sprung in Sicherheit brachte.
    »Burra!« schrie Fronja. »Bezähme dich! Auch ich mußte einsehen, daß Besonnenheit jetzt wichtiger ist.«
    Die Amazone zögerte. Nie hatte sie die Tochter des Kometen in einem solchen Tonfall reden hören.
    »Wem hüft unnötiges Blutvergießen?«
    Burras massiger Schädel ruckte herum. Aber Fronja hielt ihrem brennenden Blick mühelos stand. Es war wie ein stummes Kräftemessen der beiden Frauen. Trotzig schob die Amazone ihr Kinn vor. Fronja lächelte – und dieses Lächeln verunsicherte Burra zutiefst.
    »Du kannst nicht wollen, daß Mythor stirbt«, ächzte die Kriegerin schließlich. »Ausgerechnet du… Hast du schon vergessen, was du ihm verdankst?«
    »Gerade deshalb. Ein Kampf würde alles zerstören, wofür er sich einsetzte. Mythors Wunsch war es, daß wir leben.«
    Langsam schüttelte Burra den Kopf.
    »… nicht ohne ihn«, stellte sie fest.
    »Deine Treue ehrt dich, und ich wünschte, es gäbe mehr Kriegerinnen wie dich. Doch ich bin die Tochter des Kometen, und ich sage dir, wer seine Waffen gegen die Haryien erhebt, ohne daß wir angegriffen werden, dessen Fleisch soll den Würmern der Schattenzone vorgeworfen werden.« Bevor Gerrek lautstark protestieren konnte, hatte sie sein Kurzschwert an sich gerissen und schlug es einer Amazone vor den Brustpanzer. »Sage deiner Herrin, daß du gerne leben würdest.«
    Aufgebracht stieß Burra ihre Klingen in die Scheide zurück.
    »Ich stehe auf deiner Seite, Fronja. Aber ich hoffe, du mußt deinen Entschluß nicht irgendwann bitter bereuen.«
*
    Die Haryien verhielten sich abwartend. Trotzdem wurde ihre Nähe immer bedrückender.
    Asmilai hatte die Kriegerinnen bis vor den Thron geführt. Mythors Augen waren geschlossen, nicht ein Atemzug bewegte seinen Brustkorb. Erleichterung lag in seinen Zügen, als träumte er.
    Ehe jemand es verhindern konnte, griff Burra nach den Skelettflügeln. Aber eine unsichtbare Kraft schleuderte sie etliche Schritte weit zurück, wo sie benommen liegenblieb.
    Die Haryien begannen zu kreischen.
    »Wage das kein zweites Mal«, krächzte Asmilai, heftig mit den Flügeln schlagend.
    Burra erhob sich, ohne auf die Stockherrin zu achten. Ihr Gesicht war maskenhaft starr.
    Mythor öffnete die Augen. Auch wenn sein Blick

Weitere Kostenlose Bücher