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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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selbstsicher.
    »Ich muss zugeben, ihr beide wart recht beeindruckend. Eure Reputation ist wohlverdient. Es war sehr schlau, euch hinter diesen Rattenfängern in die Kanalisation zu schleichen und sie als Lockvögel zu benutzen. Und es war auch intelligent, mich durch diese Botschaft zu veranlassen, euch direkt zur Prinzessin zu führen. Doch jetzt seid ihr trotz all eurer findigen Ideen am Ende. Du siehst, ich könnte dich jederzeit töten, aber ich will dich lebend. Ich brauche mindestens eine Person, die ich hinrichten lassen kann. Der Pöbel wird darauf bestehen. Jeden Moment wird Wylin mit einem Dutzend Wachen hier sein, und dann geht es ab mit dir auf den Scheiterhaufen. Unterdessen wird dein Freund, von dem duglaubst, dass er Arista rettet, ihren Tod und seinen eigenen herbeiführen. Du könntest losrennen und ihn warnen, aber – ach ja – du hältst mich ja hier in Schach, nicht wahr?«
    Braga grinste und griff erneut an.
    ***
    Royce erreichte die Tür am Ende des Gangs und war überhaupt nicht überrascht, dass sie abgeschlossen war. Er zog sein Einbruchswerkzeug aus dem Gürtel. Das Schloss war von herkömmlicher Machart und nicht schwer zu knacken. Die Tür schwang auf, aber Royce wusste noch im selben Moment, dass etwas faul war. Er fühlte das Klicken mehr, als dass er es hörte. Sein Instinkt warnte ihn. Er blickte die Wendeltreppe hinauf, so weit er sie einsehen konnte. Alles wirkte ganz normal, doch seine langjährige Erfahrung sagte ihm das Gegenteil.
    Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die erste Treppenstufe – nichts geschah. Er wagte sich auf die zweite, auf die dritte. Er horchte nach verräterischen Geräuschen und hielt Ausschau nach Drähten, Auslösehebeln oder möglicherweise wegklappenden Steinplatten. Alles wirkte unbedenklich. Aus dem Gang hinter sich hörte er das leise Klirren der Klingen, von dort, wo Hadrian den Großherzog beschäftigte. Er musste sich beeilen.
    Er stieg fünf weitere Stufen hinauf. In der Turmwand waren schmale Fenster, höchstens drei Fuß hoch und einen Fuß breit, gerade dafür geeignet, etwas Licht durchzulassen, mehr aber auch nicht. Fahle Wintersonne erhellte den Treppenschacht. Die glatte Turmmauer wurde nicht von Mörtel, sondern von ihrem eigenen Gewicht zusammengehalten. Auch die Stufen bestanden aus massiven Steinblöcken, die sogekonnt zugehauen und zusammengefügt waren, dass kein Stück Pergament in die Fugen passte.
    Royce setzte den Fuß auf die neunte Stufe, und als er sein Gewicht darauf verlagerte, erbebte der Turm. Instinktiv wollte er einen Schritt zurück gehen. Da geschah es: Die ersten acht Stufen brachen weg und stürzten in einen bodenlosen Abgrund unter ihm. Royce schaffte es gerade noch, sich wieder auf die neunte Stufe zu retten und sogar bis auf die zehnte zu taumeln; in dem Moment brach auch die neunte Stufe hinter ihm weg. Wieder erfüllte ein grollendes Beben den Turm.
    »Dein erster Fehler war es, das Schloss aufzubrechen«, hörte Royce den Zwerg unter sich sagen. Als er sich umdrehte, sah er ihn direkt an der offenen Tür des Turmes stehen. Er ließ einen Türschlüssel an einer Schnur so um seinen Zeigefinger kreisen, dass sich die Schnur abwechselnd auf- und wieder abwickelte. Dabei strich er sich geistesabwesend den Bart.
    »Wenn man die Tür anders als mit dem Schlüssel öffnet, aktiviert man die Falle«, erklärte Magnus grinsend.
    Der Zwerg ging jetzt langsam vor der offenen Tür hin und her wie ein Professor, der zu seinen Studenten spricht. »Du kannst das Loch, das du da gerissen hast, nicht überspringen, um wieder hierher zurückzukommen. Dafür ist es schon zu groß. Und für den Fall, dass du dir diese Frage stellst: Der Grund des Turms ist tief, tief drunten. Du hast den Turm im sechsten Stock des Schlosses betreten, und sein Fuß reicht bis in den gewachsenen Fels hinab. Außerdem habe ich den Grund des Turms mit einer Menge spitzer Steine gespickt, nur zum Spaß.«
    »Du hast das hier konstruiert?«, fragte Royce.
    »Sicher doch – na ja, den Turm natürlich nicht. Der warschon da. Aber ich habe das letzte halbe Jahr damit verbracht, alles an ihm auszuhöhlen wie eine steinfressende Termite.« Er grinste wieder. »Es ist nur noch sehr wenig Material übrig. All diese scheinbar so massiven Steinblöcke sind in Wirklichkeit pergamentdünne Hüllen. Ich habe nur gerade so viel stehen lassen wie nötig. Das Innere sieht aus wie ein Spinnennetz aus Stein statt aus Faden. Winzige Steinstränge, angeordnet als

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