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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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verurteilt undverbrannt war, würde er ihn wie durch ein Wunder »finden«. Es war durchaus möglich, dass Braga Alrics Leichnam in einem der Zimmer dort unten oder irgendwo im Gewölbe unter Verschluss hielt.
    Es war alles ihre Schuld. Wenn sie sich nicht eingemischt hätte, hätte Alric vielleicht das Heft übernommen und Bragas Verrat aufgedeckt. Vielleicht hätte er sie ja beide retten können. Vielleicht war sie ja doch nur ein dummes Mädchen. Wenigstens würde der Tod den quälenden Fragen und Schuldgefühlen ein Ende machen. Sie schloss die Augen und fühlte wieder, wie die Welt um sie herum wankte.
    ***
    Das Heer von Galilin war jetzt, da es durch die winterliche Landschaft marschierte, volle fünfhundert Mann stark. Sechzig Ritter in voller Rüstung trugen Lanzen mit langen zweispitzigen Bannern, die sich im eisigen Wind wie Schlangenzungen bewegten. In Drondilsfeld hatte Myron Alric mit den anderen Adligen debattieren hören, als es darum gegangen war, ob man jetzt schon losmarschieren könne. Offenbar fehlten noch immer mehrere Grundherren mit ihren Männern, und ohne sie aufzubrechen, war riskant. Schließlich hatte Pickering Alrics Forderungen nachgegeben und auch die anderen überzeugen können, nachdem noch die Barone Himboldt und Rendon mit weiteren zwanzig Rittern eingetroffen waren. In Myrons Augen war die Streitmacht mehr als imposant.
    An der Spitze des Zuges ritten Prinz Alric, Myron, Graf Pickering mit seinen beiden ältesten Söhnen und die übrigen Grundherren. Dann kamen die Ritter, jeweils in Viererreihen, gefolgt von ihren Knappen, Pagen und Fußknechten. Dahintermarschierten die gemeinen Fußsoldaten: vierschrötige Männer im Kettenhemd, mit spitzen Helmen, metallenen Beinschienen und gepanzerten Schaftstiefeln. Jeder trug einen Drachenschild, ein kurzes Schwert mit breiter Klinge und einen langen Spieß. Die nächste Abteilung waren die Bogenschützen in Lederwams und wollenem Umhang, der ihre Köcher verdeckte. Sie hielten die ungespannten Bogen, als wären sie bloße Wanderstäbe. Den Abschluss bildeten die Handwerker, Schmiede, Feldscher und Köche; sie zogen die Wagen mit Vorräten und Material.
    Myron fühlte sich wie der letzte Tölpel. Obwohl sie schon stundenlang unterwegs waren, hatte er immer noch Mühe, sein Pferd davon abzuhalten, nach links zu ziehen und Fanens Wallach abzudrängen. Er gewöhnte sich allmählich an die Steigbügel, musste aber noch viel lernen. Der Zehenschutz, der ihn daran hinderte, die Fußsohle aufzusetzen, machte ihm zu schaffen. Die Pickering-Söhne nahmen ihn unter ihre Fittiche und erklärten ihm, dass nur der Fußballen auf dem Steigbügelsteg ruhen solle. So habe man mehr Kontrolle und bleibe, falls man vom Pferd falle, nicht so leicht mit dem Fuß im Steigbügel hängen. Sie zeigten ihm auch, auf welche Weise kurze Steigbügel halfen, die Knie am Pferd zu halten. Die Pferde der Pickerings waren es allesamt gewöhnt, Beinhilfen zu gehorchen, und konnten nur mit Füßen, Schenkeln und Knien gelenkt werden. Man bildete sie auf diese Art aus, damit der Reiter mit Lanze oder Schwert in der einen Hand und dem Schild in der anderen kämpfen konnte. Myron versuchte sich diese Technik anzueignen und das Pferd durch entsprechenden Schenkeldruck in die richtige Richtung zu manövrieren, bislang jedoch erfolglos. Je stärker er mit dem linken Knie drückte, desto stärker drückte das rechte dagegen. Das Ergebnis war, dassdas Tier in seiner Verwirrung wieder hinüberzog und Fanens Pferd streifte.
    »Du musst entschiedener sein«, erklärte ihm Fanen. »Musst ihr zeigen, wer hier das Sagen hat.«
    »Das weiß sie schon – nämlich sie «, sagte Myron kläglich. »Ich glaube, ich sollte mich doch einfach an die Zügel halten. Schließlich werde ich in der bevorstehenden Schlacht weder Schwert noch Schild benutzen.«
    »Das weiß man nie«, sagte Fanen. »Früher haben Mönche oft gekämpft, und Alric sagt, du hast mitgeholfen, ihm das Leben zu retten, indem du gegen die Söldner dort im Wald gekämpft hast.«
    Myron runzelte die Stirn und senkte den Blick. »Ich habe gegen niemanden gekämpft.«
    »Aber ich dachte –«
    Myron schüttelte den Kopf. »Ich hätte wohl kämpfen sollen. Es waren ja die Kerle, die das Kloster niedergebrannt hatten. Die Mörder meiner … aber …« Er schluckte. »Ich wäre getötet worden, wenn mich Hadrian und Royce nicht gerettet hätten. Der König geht zwar davon aus, dass ich gekämpft habe, aber eigentlich habe ich ihm

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