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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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Pickering, »Ihr müsst Euch zurückfallen lassen!«
    »Ich bin Prinz Alric Essendon! Öffnet sofort das Tor!«, forderte er erneut, und diesmal nahm er den Helm ab, warf ihn weg und trieb sein Pferd so weit rückwärts, dass ihn jeder auf denMauern sehen konnte.
    Graf Pickering und Mauvin starrten den Prinzen entsetzt an und versuchten ihn zu überreden, sich vom Tor zu entfernen. Mehrere spannungsgeladene Minuten lang passierte gar nichts. Der Prinz und seine Mannen warteten und blickten zu den Wehrgängen empor. Von dort kamen Kampfgeräusche.
    Schließlich ertönte ein Ruf von den Mauern: »Der Prinz! Öffnet das Tor! Lasst ihn herein! Es ist der Prinz!« Weitere Rufe, ein Schrei, dann plötzlich barst das Tor einen Spalt auf, und die schweren Flügel öffneten sich langsam. Drinnen war ein einziges Durcheinander: Uniformierte Wachsoldaten kämpften mit einer Horde von Zivilisten, die wie Kesselflicker aussahen und improvisierte Panzer und gestohlene Helme trugen.
    Alric zögerte nicht. Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt mitten ins Getümmel. Mauvin, Graf Pickering, Baron Ecton und Marschall Garret versuchten, eine Art Leibgarde um ihren König zu bilden, aber das war nicht nötig. Bei seinem Anblick legten die Verteidiger die Waffen nieder. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, dass der Prinz lebte, und alle, die ihn, das Schwert seines Vaters schwenkend, aufs Schloss zusprengen sahen, brachen in Jubelrufe aus.
    ***
    Royce war noch immer auf der Turmtreppe gefangen und hörte das Horn ertönen. »Klingt, als würde da draußen gekämpft«, bemerkte Magnus. »Ich wüsste zu gern, wer gewinnt.« Der Zwerg kratzte sich den Bart. »Ich wüsste überhaupt gern, wer da kämpft.«
    »Du interessierst dich nicht sonderlich für die Angelegenheiten deines Auftraggebers, was?«, sagte Royce und studierte die Turmwand. Als er einen Eisendorn in eine Fuge zu treiben versuchte, brach der Stein wie eine Eierschale. Was das betraf, hatte der Zwerg die Wahrheit gesagt.
    »Nur, soweit es für die Arbeit nötig ist. Übrigens würde ich das an deiner Stelle nicht noch einmal machen. Du hast Glück, dass du keinen Haltestrang getroffen hast.«
    Royce fluchte leise. »Wenn du mir hilfreiche Tipps geben willst, warum sagst du mir dann nicht einfach, wie ich rauf- und wieder runterkomme?«
    »Wer sagt denn, dass ich dir einen hilfreichen Tipp geben wollte?« Der Zwerg grinste ihn boshaft an. »Es geht nur darum, dass ich ein halbes Jahr an diesem Projekt gearbeitet habe. Da will ich nicht, dass du das ganze Ding schon nach ein paar Minuten zum Einsturz bringst. Ich will es noch ein bisschen auskosten.«
    »Sind alle Zwerge so pervers?«
    »Stell es dir einfach so vor, wie wenn man eine Sandburg gebaut hat und zusehen will, wie sie weggespült wird. Ich stehe gespannt hier und warte darauf, wie und wann genau mein Werk schließlich einstürzen wird. Wird es durch einen Fehltritt passieren, durch einen Ausrutscher, oder wird etwas gänzlich Überraschendes und Verblüffendes geschehen?«
    Royce zog seinen Dolch, fasste ihn an der Klinge und hielt ihn so, dass ihn der Zwerg sehen konnte. »Ist dir bewusst, dass ich dir den von hier aus in die Kehle jagen kann?«
    Es war eine leere Drohung, denn er würde es nicht riskieren, einen so lebenswichtigen Gegenstand jetzt schon zu werfen. Aber er erwartete doch eine ängstliche Reaktion oder zumindest ein spöttisches Lachen. Es kam jedoch weder das eine noch das andere. Stattdessen starrte der Zwerg mit weitaufgerissenen Augen auf den Dolch.
    »Wo hast du diese Klinge her?«
    Royce verdrehte ungläubig die Augen. »Ich bin hier gerade etwas beschäftigt, wenn du also entschuldigst.« Er studierte wieder die Treppe, verfolgte, wie sie sich um die zentrale Wendel emporwand, wie die höher gelegenen Stufen eine Art Decke über den tieferen bildeten. Er blickte hinauf, dann hinter sich.
    »Die Stufe, auf der ich bin, bricht nicht ein, solange ich darauf stehe«, sagte Royce zu sich selbst, aber doch so laut, dass es der Zwerg hören musste. »Sie bricht erst weg, wenn ich auf die nächste trete.«
    »Ja, ganz schön raffiniert, was? Wie du dir sicher vorstellen kannst, bin ich sehr stolz auf mein Werk. Ursprünglich sollte es ja Aristas Tod herbeiführen. Braga hat mich gedungen, etwas zu ersinnen, das später wie ein Unfall aussieht. Ein baufälliger alter Turm im königlichen Palast bricht zusammen, und dabei wird die arme Prinzessin von den Trümmern erschlagen. Aber jetzt, wo

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