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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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durchgedrückt, den Schwertarm gestreckt, den anderen Arm angewinkelt erhoben. Selbst die Finger seiner freien Hand nahmen eine elegante Position ein, als hielten sie ein unsichtbares Weinglas. Das lange Haar, schwarz mit feinen, grauen Strähnen, fiel ihm locker auf die Schultern, und auf seiner Stirn stand nicht ein einziger Schweißtropfen.
    Hadrian dagegen agierte schwerfällig und unsicher. Das Militärschwert war so minderwertig im Vergleich zu seinen eigenen Waffen; die Spitze wackelte, auch wenn er das Heft mit beiden Händen ruhig zu halten versuchte. Er wich zollweise zurück, bemüht, den Abstand zwischen Braga und sich zu halten.
    Der Großherzog machte wieder einen Ausfall. Hadrian parierte und tauchte dann an Braga vorbei, wobei er knapp einem weiteren Streich entging, der eine Scharte in einen Wandleuchter schlug. Er nutzte die Gelegenheit, um den Gang entlangzurennen und in die Kapelle zu schlüpfen. »Spielen wir jetzt Verstecken?«, höhnte Braga.
    Braga kam hinterher und näherte sich rasch dem Altarbereich, wo Hadrian stand. Als der Großherzog angriff, machte Hadrian einen Schritt rückwärts, duckte sich unter der schwingenden Klinge weg und entzog sich durch einen Sprung einem anschließenden Hieb. Bragas Attacken trafen das Standbildnis von Novron und Maribor, kosteten den Gott drei Finger. Hadrian stand jetzt vor dem hölzernen Predigtpult, fixierte den Großherzog wachsam und wartete auf dessen nächsten Angriff.
    »Wie poetisch, dass du im selben Raum sterben willst wie der König«, sagte Braga. Er führte einen Rückhandstreich, denHadrian mit seiner Klinge ablenkte. Braga drehte sich auf dem Standbein und führte einen mächtigen Abwärtshieb. Hadrian, der damit gerechnet, ja darauf gehofft hatte, warf sich hin und rutschte auf dem polierten Marmorboden bäuchlings ein Stück in Richtung Kapellentür. Er sprang wieder auf, drehte sich um und sah, dass Bragas Hieb ins senkrecht gemaserte Holz des Predigtpults gefahren war. Die Klinge steckte im Holz fest, und der Großherzog mühte sich, sie wieder freizubekommen. Hadrian nutzte den Moment, um zur Tür hinauszurennen und sie hinter sich zu schließen. Er verkeilte sie, indem er sein Schwert in den Türpfosten trieb.
    »Das sollte Euch für eine Weile hier festhalten«, sagte Hadrian und schöpfte erst einmal Atem.
    ***
    »Dieser miese kleine Wurm!«, zischte Arista zur geschlossenen Tür hinab.
    Der Turm erbebte wieder, und diesmal fielen größere Brocken herunter. Ein ganzer Steinblock krachte auf eine Stufe nur wenige Fuß über ihnen. Stein und Stufe zersprangen und fielen in den Abgrund des Turms. Der Turm, jetzt endgültig instabil, begann sich zu verdrehen und einzuknicken.
    »Festhalten!«, rief Royce und stieß sich von der Stufe ab. Sie flogen über das Treppenloch zur Tür. Royce bekam den großen, eisernen Klopfring zu fassen, und beide fanden sie mit den Füßen auf der Türschwelle Halt.
    »Er hat sie abgeschlossen«, erklärte ihr Royce. Er hakte einen Arm durch den Klopfring und nahm das Einbruchswerkzeug aus seinem Gürtel. Mit der freien Hand bearbeitete er das Schloss. Ein dumpfer Donnerhall erschütterte das Schloss, und das Seil, an dem Royce festgebunden war, erschlaffteplötzlich. Der Dieb ließ das Einbruchswerkzeug fallen und zog seinen Dolch. Er durchtrennte das Seil um seine Taille genau in dem Moment, als der Treppenstein, an dem es befestigt war, an ihnen vorbeistürzte. Dann brach der Turm zusammen.
    Royce rammte den Dolch tief in die Holztür, um einen weiteren Griff zum Festhalten zu haben. Die Turmwand, die der Zwerg ausgehöhlt hatte, zersprang in scharfkantige Stücke, die in alle Richtungen stoben. Auf Royce und Arista prasselten Trümmerbrocken ein, vor denen der steinerne Türbogen nur kärglichen Schutz bot.
    Ein faustgroßer Stein traf Aristas Rücken. Ihre Füße verloren den letzten Halt, und sie schrie auf. Blitzschnell griff Royce zu, erwischte die Rückseite ihres Kleids und eine beträchtliche Menge Haar. »Ich kann Euch nicht festhalten!«, schrie er.
    Er fühlte, wie sie an ihm hinabrutschte, weil der Stoff ihres Kleids riss. Royce opferte den Halt, den seine Füße gefunden hatten, hing jetzt nur noch mit dem Arm am Klopfring und schlang die Beine um Arista. Die Hände der Prinzessin krallten sich panisch in seinen Körper, und als sie schließlich seinen Gürtel fanden, klammerten sie sich fest.
    Royce sah nichts mehr vor lauter Staub und pulverisiertem Stein. Als die Wolke sich legte,

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