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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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zur Ruhe.
    »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.« Royce wickelte sich das Seil um die Schultern und ging zur Tür.
    Arista warf nur einen letzten kurzen Blick auf den Frisiertisch und die Haarbürsten, die ihr Vater ihr geschenkt hatte, und eilte dann zu den Überresten der Treppe.
    »Ihr müsst von Stufe zu Stufe springen. Die, die noch da sind, müssten sehr stabil sein, und runter dürfte es leichter gehen als rauf. Passt nur auf, dass Ihr nicht zu weit springt, aber wenn das doch passiert, werde ich mein Möglichstes tun, Euch aufzufangen.« Damit sprang er gleich zwei der noch vorhandenen Stufen hinab, so leichtfüßig, dass sie sich für ihr mangelndes Selbstvertrauen schämte.
    Arista stand oben an der Treppe, schaukelte vor und zurück und konzentrierte sich auf die erste Stufe. Sie sprang und landete zu weit vorn an der Kante. Mit den Armen rudernd, rang sie darum, nicht zu fallen. Royce streckte die Arme aus, bereit, sie aufzufangen, aber sie fand das Gleichgewicht wieder. Etwas zittrig atmete sie tief durch.
    »Nicht zu weit springen!«, ermahnte er sie.
    Was du nicht sagst! , dachte sie. Als ob ich das nicht schon selbst begriffen hätte .
    Der zweite Sprung war schon leichter und der dritte erst recht. Bald fand sie einen Rhythmus und sprang zügig hinter Royce her, der sich geradezu tänzerisch die Treppe hinab bewegte. Als sie fast unten waren, blieb Royce stehen.
    »Geht weiter«, trug er ihr auf. »Bleibt auf der letzten Stufe stehen und wartet auf mich.«
    Sie nickte, während er das Seil von der Schulter nahm, um es an der Stufe, auf der er stand, festzubinden. Arista setzte den Abstieg fort und ermahnte sich, nicht übermütig zu werden. Doch als sie das klaffende Loch ganz unten sah, verließ sie aller Mut. Das dunkle Nichts genügte, um sie wieder in Panik zu versetzen.
    »Sieh an, die Prinzessin!«, rief ihr der Zwerg zu. Er stand in der offenen Tür zum Gang, und sein Grinsen entblößte eine ungleichmäßige Reihe gelber Zähne. »Ich habe ja nicht damit gerechnet, Euch noch mal wiederzusehen. Wo ist denn der Dieb? Ist er in den Tod gestürzt?«
    »Widerliches kleines Ungeheuer!«, schrie sie ihn an.
    Der Turm bebte wieder. Arista schwankte leicht auf der letzten Stufe, und ihr Herz jagte. Es regnete Staub und Steinbrocken, die von den Wänden und Stufen abprallten. Arista duckte sich und schützte ihren Kopf mit den Armen, bis das Beben und der Steinhagel aufhörten.
    »Der gute alte Turm – er ist jeden Moment so weit, zusammenzubrechen«, sagte der Zwerg mit einer manischen Fröhlichkeit in der Stimme. »So ein Pech aber auch, fast in Sicherheit zu sein und doch so weit davon entfernt. Wenn Ihr doch nur ein Frosch wärt, dann könntet Ihr hüpfen. Aber da Ihr keiner seid, gibt es für Euch immer noch kein Entkommen.«
    Ein Seil fiel von oben herab. Von der Stufe gehalten, baumeltees genau zwischen der Prinzessin und dem Zwerg. Und wie eine Spinne ließ sich Royce daran hinab. Als er auf Aristas Höhe war, hielt er und begann mit dem Seil zu schwingen.
    » Das ist doch mal was!«, rief der Zwerg und nickte anerkennend.
    Royce schwang sich neben Arista auf die Stufe und band sich das Seil um die Taille. »Wir müssen uns nur hinüberschwingen. Haltet Euch an mir fest.«
    Die Prinzessin umschlang bereitwillig den Hals des Diebs und klammerte sich an ihm fest, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch aus Angst.
    »Ihr hättet es beinah geschafft«, sagte der Zwerg. »Dafür meine Hochachtung, aber ihr müsst verstehen, ich habe einen Ruf zu wahren. Ich kann nicht zulassen, dass jemand herumläuft und sich brüstet, einer meiner Fallen entronnen zu sein.« Damit machte er abrupt die Tür zu und schloss sie ein.
    ***
    Hadrian hörte das Horn, während er sich Braga im Gang des königlichen Wohnflügels vom Leib zu halten suchte. »Ich glaube, es wird eine Weile dauern, bis Wylin und seine Wachen kommen«, spöttelte er. »Der Hauptmann hat wohl Dringenderes zu tun, als sich auf Anweisung eines Grafen aus Warric im Palastflügel einzufinden, wenn gerade sein Schloss gestürmt wird.«
    »Umso schlimmer für dich, da ich mir dann nicht mehr den Luxus erlauben kann, dich am Leben zu lassen«, sagte Braga und griff wieder an.
    Er führte blitzschnelle Streiche gegen Hadrian. Der tänzelte rückwärts, immer weiter den Gang entlang. Der Großherzogfocht in perfekter Haltung, das Gewicht auf dem hinteren Bein, während der vordere Fuß nur mit den Zehen den Boden berührte, den Rücken

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