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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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getötet? Ich frage nur, weil das eine äußerst gefährliche Unterstellung wäre.«
    »Ich will gar nichts andeuten, Kind. Ich versuche lediglich herauszufinden, warum du so wenig Trauer um deinen Vater und so wenig Sorge um deinen Bruder gezeigt hast. Sage mirdoch, liebe Nichte, was du heute Nachmittag im Eichenhain gemacht hast, mit einem Deckelkorb? Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass du in den Speisekammern herumgestöbert hast.«
    »Du hast mich beschatten lassen?«
    »Nur zu deinem eigenen Besten, glaube mir«, sagte er in warmem, beruhigendem Ton und tätschelte ihre Schulter. »Ich mache mir wie gesagt Sorgen. Ich weiß von Menschen, die sich nach einem Verlust, wie du ihn erlitten hast, das Leben nahmen. Deshalb lasse ich dich beobachten. Wenn es auch in deinem Fall unnötig ist, habe ich recht? Dir das Leben zu nehmen, ist nicht deine Absicht.«
    »Wie kommst du zu diesem Schluss?«, entgegnete Arista.
    »Wurzeln zu sammeln und Küchenkräuter zu stibitzen – das klingt doch eher, als ob du an irgendeiner Rezeptur arbeiten würdest. Du weißt ja, ich war nie damit einverstanden, dass dein Vater dich auf die Universität von Sheridan schickte, noch dazu für ein Studium bei diesem albernen Zauberer Arcadius. Die Leute könnten dich für eine Hexe halten. Das einfache Volk ängstigt sich leicht vor dem, was es nicht versteht, und wenn eine Prinzessin als Hexe gilt, kann das ein Funke sein, der einen Flächenbrand auslöst. Ich habe deinem Vater gesagt, er soll dich nicht an die Universität gehen lassen, aber er hat es trotzdem getan.«
    Der Großherzog ging um das Bett herum und strich zerstreut die Decken glatt.
    »Ich bin froh, dass mein Vater nicht auf dich gehört hat.«
    »Ach ja? Das kann ich mir denken. Aber es spielte ohnehin keine große Rolle. So schlimm war es ja nicht. Arcadius ist schließlich harmlos, oder nicht? Was konnte er dich schon lehren? Kartentricks? Wie man Warzen entfernt? Jedenfalls dachte ich, das wäre alles, was er dir beibringen könnte. In letzter Zeitjedoch bin ich … beunruhigt. Vielleicht hat er dir ja doch etwas Gewichtigeres vermittelt. Vielleicht ja einen Kontakt zu … Esrahaddon? «
    Arista sah jäh auf und versuchte dann, ihre Überraschung zu verbergen.
    »Dachte ich mir’s doch. Du wolltest mehr wissen, stimmt’s? Du wolltest echte Magie erlernen, aber davon versteht Arcadius selbst nicht viel. Er hat dir von Esrahaddon erzählt, einem noch lebenden Zauberer jener alten Schule, die die Geheimnisse des Universums zu erschließen und die Urkräfte der Elemente zu kontrollieren vermochte. Ich kann mir vorstellen, wie erfreut du warst, als du erfuhrst, dass ein solcher Zauberer hier in deinem eigenen Königreich gefangen sitzt. Als Prinzessin bist du befugt, den Gefangenen zu sehen, aber du hast deinen Vater nie um Erlaubnis gefragt, habe ich recht? Du hattest Angst, er könnte nein sagen. Du hättest ihn fragen sollen, Arista. Dann hätte er dir erklärt, dass dieses Gefängnis niemand betreten darf. Die Kirche hat es Amrath am Tag seiner Krönung genau erläutert: Wie gefährlich Esrahaddon ist und was er mit unschuldigen Menschen wie dir machen kann. Dieses Monstrum hat dich echte Magie gelehrt, stimmt das, Arista? Schwarze Magie, habe ich recht?« Der Großherzog verengte die Augen, und aus seiner Stimme war jetzt selbst die geheuchelte Freundlichkeit verschwunden.
    Arista saß einfach nur schweigend da.
    »Was hat er dich gelehrt, hm? Doch bestimmt keine Tricks und Taschenspielerstückchen, um eine Abendgesellschaft zu unterhalten? Wie man Blitze herabbeschwört oder die Erde aufreißen lässt, wird er dir wohl nicht gezeigt haben, aber doch sicher ein paar einfache und gleichwohl nützliche Dinge, habe ich recht?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte sie undstand auf. Ihre Stimme verriet jedoch ihre Angst. Sie wollte etwas mehr Abstand zwischen sich und ihn bringen. Also ging sie zum Frisiertisch hinüber, nahm eine Haarbürste und begann ihr Haar zu bürsten.
    »Ach nein? Erkläre mir doch, Kind, wo der Dolch geblieben ist, der deinen Vater getötet hat und noch mit seinem Blut befleckt ist?«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nichts darüber weiß.« Sie beobachtete ihn im Spiegel.
    »Ja, das hast du gesagt. Aber irgendwie kann ich es nicht recht glauben. Du bist die Einzige, die einen Verwendungszweck für diesen Dolch haben könnte – einen finsteren, bösen Zweck.«
    Arista fuhr herum, doch ehe sie etwas sagen konnte,

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