Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
nie so großartige Ländereien. Soweit ich gehört habe, handelte es sich um einen steinigen Streifen am Bernumfluss. König Ethelred von Warric hat ihn sich vor einigen Jahren einverleibt.
Ach, wenn ich an die Geschichten meines Vaters denke, wie schlimm und schwer es für Großvater war, mit der Schande zu leben, ein landloser Adliger zu sein! Mein Vater hat etwas Geld von ihm geerbt, es dann aber verschleudert, weil er unbedingt so tun wollte, als wäre er immer noch einbegüterter Edelmann. Ich für mein Teil habe kein Problem damit, meinen Stolz hintanzustellen, wenn es meinen Bauch füllt.« Albert musterte Alric. »Ihr kommt mir bekannt vor. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
»Wenn ja, dann gewiss nur flüchtig«, erwiderte Alric.
Das Essen kam, und die Unterhaltung wurde einige Zeit durch stummes Kauen abgelöst. Es war nichts Besonderes: ein Stück etwas zu lange gegarter Schinken, gekochte Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln und ein Laib altes Brot. Doch nach zwei Tagen, in denen er lediglich die paar Kartoffeln zwischen die Zähne bekommen hatte, erschien es Hadrian wie ein Festmahl. Als es draußen dunkel wurde, entzündete der Schankjunge die Kerzen auf den Tischen, und sie nutzten die Gelegenheit, noch eine Kanne Bier zu bestellen.
Während er selbst entspannt dasaß, sah Hadrian Royce mehrmals aufmerksam aus dem Fenster spähen. Schließlich beugte er sich hinüber, um festzustellen, was da draußen so interessant war. Doch vor dem Dunkel draußen waren die Fensterscheiben wie Spiegel, er sah nur sein eigenes Gesicht.
»Wann wurde die DORNIGE ROSE durchsucht?«, fragte Royce.
Albert sagte achselzuckend: »Vor zwei, drei Tagen.«
»Ich meine, um welche Tageszeit?«
»Oh, abends. Bei Sonnenuntergang, würde ich sagen, oder kurz danach. Ich nehme an, sie wollten die Gäste beim Abendessen erwischen.« Albert richtete sich abrupt auf, und die wohlige Zufriedenheit auf seinem Gesicht schlug in Beunruhigung um. »Oh – äh … es tut mir leid, wenn es so aussieht, als würde ich mich verabschieden, kaum dass ich mir den Bauch vollgeschlagen habe, aber wenn ihr nichts dagegen habt, breche ich jetzt doch lieber auf.« Er stand auf und verschwandschnell durch die Hintertür. Royce blickte wieder zum Fenster hinaus; er schien nervös.
»Was ist?«, fragte Alric.
»Wir bekommen Besuch. Bleibt alle ganz ruhig, bis wir wissen, womit wir es zu tun haben.«
Die Tür der SILBERNEN KANNE wurde aufgerissen, und acht Männer in Brustpanzern und Wappenröcken mit dem Falken von Melengar stürmten herein. Sie warfen ein paar Tische in Türnähe um, sodass Essen und Getränke umherspritzten. Mit gezücktem Schwert starrten die Soldaten die Gäste grimmig an. Niemand in der Gaststube rührte sich.
»Im Namen des Königs, dieses Wirtshaus und alle, die sich darin befinden, werden kontrolliert! Wer sich widersetzt oder zu fliehen versucht, ist des Todes!«
Die Soldaten teilten sich in Grüppchen auf. Das eine begann, die Männer von ihren Tischen wegzuzerren und sie zu zwingen, sich in einer Reihe an die Wand zu stellen. Ein anderes stürmte die Treppe zum Dachboden hinauf, während ein drittes in den Keller hinabstieg.
»Ich betreibe hier ein ehrliches Gewerbe!«, protestierte Hall, als sie ihn zu den anderen an die Wand stießen.
»Mund halten, oder ich lasse diese Spelunke in Brand stecken«, sagte ein Mann, der jetzt erst hereinkam. Er trug keinen Harnisch und auch kein Falkenwappen, sondern vielmehr edle und dennoch praktische Kleidung in abgestuften Grautönen.
»Es war mir ein Vergnügen, meine Herren«, erklärte Alric den dreien am Tisch, »aber wie es scheint, ist meine Eskorte hier.«
»Seid vorsichtig«, ermahnte Hadrian den Prinzen, als der bereits aufstand.
Alric ging in die Mitte der Gaststube, schlug die Kapuzezurück und stand hocherhobenen Hauptes da. »Was sucht ihr, wackere Männer von Melengar?«, fragte er so laut und deutlich, dass alle im Raum aufmerkten.
Der grau gekleidete Mann fuhr verärgert herum, doch als er Alrics Gesicht sah, zeigte er ein überraschtes Lächeln. »Oh! Euch suchen wir, Hoheit«, sagte er mit einer eleganten Verbeugung. »Man sagte uns, Ihr wärt entführt worden, womöglich sogar getötet.«
»Wie ihr seht, ist beides nicht der Fall. Also lasst jetzt diese braven Leute gehen!«
Die Soldaten zögerten, aber der Mann in Grau nickte, und die Bewaffneten nahmen Haltung an. Der Mann in Grau trat auf Alric zu und musterte den Prinzen mit erstaunter Miene von Kopf
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