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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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Mütterlichkeit hat mit Härte, Kälte und Strenge zu tun – der kalte Bauch, der einen frieren lässt, seelische Trockenmilch, eine Mütterlichkeit, die keine Lebensfreude vermittelt, sondern Härte und Leistung: »Du musst« und »Du darfst nicht«.
    Wer mit Steinbock-Mond auf die Welt kommt, hat ein ernstes Kind in sich, das schon weiß, dass Leben nicht nur Tanz auf der Blumenwiese bedeutet. Solche Kinder wirken oft wie kleine Erwachsene. Sie sind von frühester Kindheit an für Leistungsbotschaften empfänglich, übernehmen früh schon Verantwortung in der Familie. Ein kleines Beispiel: Eine Mutter, die ich kenne, hat drei Kinder, eines mit Widder-Mond, eines mit Waage-Mond, eines mit Steinbock-Mond. Wenn es um den Abwasch nach dem Essen geht, sagt das Widder-Mond-Kind: »Ich bin doch nicht blöd, ich mach das nicht.« Das Waage-Mond-Kind lächelt und sagt: »Ich mach’s«, und verschwindet. Wer es dann wirklich tut, ist das Steinbock-Mond-Kind. Diese Kinder sind oft sehr stolz auf das, was sie beitragen können, sie lieben die Verantwortung, die Pflichterfüllung, denn sie sind überzeugt, dass Liebe etwas mit Leistung zu tun hat: »Es ist nicht selbstverständlich, dass mir etwas zusteht im Leben, auch nicht von Seiten der Mutter: Ich muss mir Liebe verdienen.« Es fällt schwer, etwas zu nehmen, zu beanspruchen oder auch anzunehmen, was man sich vermeintlich nicht erarbeitet hat. Das kann zu enormer Belastung und Stress führen – oft wird allerdings Belastung hier als angenehm empfunden: Man will es sich gar nicht leicht machen. Leichte Siege zählen nicht! Hier finden sich die Menschen, die mit leuchtenden Augen erzählen: »Ich habe sooo viel zu tun!«
    Ich erinnere mich an eine Frau mit Steinbock-Mond, die vor vielen Jahren zu mir zur Beratung kam. Eines Tages kam sie ganz unglücklich ins Sprechzimmer, und ich fragte sie, was passiert sei. Sie meinte: »Also, es ist mir unglaublich peinlich, aber mir geht’s heute gut.« Dann stellte sich heraus, dass sie das Gefühl hatte, sie dürfe keine Beratungsstunde in Anspruch nehmen, wenn es ihr gut ging. Sie hatte ohnehin Schwierigkeiten, sich die Beratung zu »gönnen«, weil sie immer das Gefühl hatte, es gebe so viele Menschen, denen es schlechter gehe als ihr und denen die »therapeutische Badewanne« mehr zustehe.
    Die Frage »Wie freundlich darf ich zu mir sein? Was darf ich mir gönnen?« ist auf der Mond-Ebene, auf der Kind-Ich-Ebene, hier sehr wichtig. Oft haben Steinbock-Mond-Menschen eine so genannte kaptative Gehemmtheit. Sie können nicht zugreifen, gehen mit vollem Geldbeutel ins Kaufhaus und stellen fest, eigentlich brauchen sie diese Dinge gar nicht. Dann kommen sie heraus, ohne etwas gekauft zu haben. Das kann sehr weise sein, weil ja gerade der Reichtum des Steinbock-Prinzips darin besteht, dass er sich aufs Notwendige besinnt: Reich ist, wer wenig braucht, wer auf viel verzichten kann. Aber dieses Verzichten hat hier oft auch den Charakter von Versagung, es ist ein Nein zu den eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen. Diese werden mit Schuldgefühlen erlebt. Der Vorwurf, gierig zu sein, trifft ein Steinbock-Mond-Kind besonders schwer. Wenn seine Bescheidenheit echt ist, ist sie wie bei der Frau an der Quelle in den Bergen: eine stimmige, schöne, reiche Einfachheit. Es gibt allerdings auch die verbissene, verlogene, zähneknirschende Bescheidenheit derer, die neidisch auf die blicken, die sich trauen, mehr vom Leben zu nehmen. Falsche Bescheidenheit von echter Bescheidenheit zu trennen ist in diesem Zusammenhang wesentlich.
    Kinder mit diesem Mondstand lernen sehr früh, für sich selbst zu sorgen, Geld zu verdienen, später auch Karriere zu machen; sie sind oft ehrgeizig und der Gefahr der Überforderung ausgesetzt. Oskar Adler hat diese Schattenseite des Steinbock-Prinzips einmal zugespitzt so formuliert: Ein freudloser Fronarbeiter, der das Pech hat, in seinen eigenen Diensten zu stehen. Der Gegenpol hierzu ist das freudige Dienen. Tagore sagt: »Mir träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah: Das Leben war Pflicht. Ich arbeitete und sah: Die Pflicht ward zur Freude.«
    Bei Steinbock-Mond geht es um Schuld und Verantwortung, eine Problematik, die schon sehr früh lebensverneinend wirken kann. Ein alter Therapeutensatz lautet: »Die Rückseite von Schuld ist Wut.« Manche Therapeuten sagen auch: »Schuld ist kein echtes Gefühl, darunter verbirgt sich etwas Tieferes.« Schuldgefühle entstehen, wenn ein Kind sich

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