Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
unbefangen äußert und merkt, das ist nicht in Ordnung, es enttäuscht dadurch jemanden, macht jemanden wütend. Dahinter steckt in der Regel beim Kind sehr viel Wut: »Was habe ich denn Schlimmes getan, was ist falsch an mir?« So mutig zu sein, hinter die Schuldgefühle zu sehen, ist für den Heilungsprozess sehr wichtig. Das hat auch mit dem Recht auf Wut, dem Recht auf Ansprüche an das Leben, dem Recht auf die eigenen Gefühle zu tun. Aber gerade das macht ja besonders viel Angst, und die Bereitschaft, eine Art moralischen Masochismus zu entwickeln, ein strenges Über-Ich, wie die Freudianer sagen würden, ist bei Steinbock-Konstellationen generell groß.
Schuldgefühle können auch sehr bequem sein. Ein befreundeter Therapeut sagt zum Beispiel zu Klienten, die Schuldgefühle anführen als Grund für Dinge, die sie nicht tun können: »Ach, Sie haben Schuldgefühle, das ist ja prima, solange Sie sie behalten, müssen Sie nichts ändern.« Für mein Gefühl ist Heilung damit verbunden, dass man Sätze wie »Ich fühle mich schuldig, weil …« oder »Ich schäme mich für …« verwandelt in: »Ich bekenne mich zu …«. Das ist leicht gesagt und schwer getan, aber es ist ein Weg aus der Depression, aus der überstrengen saturnischen Haltung, in der alte Schuldgefühlmonster die Lebenskinder gefangen halten. Wer sich als Erwachsener zu den Seiten des Lebens, die ihm früher versagt waren, bekennen und ihnen einen Platz im Sinne des kosmischen Gesetzes geben kann, befindet sich auf dem Heilungsweg. Sonst läuft er Gefahr, sein Leben lang in der Haltung des schuldbewussten Sohnes, der schuldbewussten Tochter zu verharren und nur einen Bruchteil seiner Möglichkeiten kennen zu lernen.
Männer mit Steinbock-Mond suchen auch in Beziehungen oft eine strenge Frau, von der sie sich maßregeln lassen. Positiv gesehen zieht es diese Männer zu Frauen hin, die etwas von der lebenstüchtigen Amazone haben, aber auch von der verantwortungsbewussten, maternalen Frau, mit der man eine traditionelle Familie gründen und sich in der irdischen, materiellen Welt einen Platz suchen kann.
Einer Frau mit Steinbock-Mond hat einmal ein Mann das Kompliment gemacht: »Du bist eine Frau für schlechte Zeiten.« Das ist ein wunderbarer Satz, um die Liebesenergie von Steinbock-Mond zu definieren: eine winterfeste Liebe, die nicht nur im Sommer oder in den Flitterwochen gilt. Eine Liebe, bei der man sich fragt: Bin ich bereit, mit diesem Menschen durch harte Zeiten zu gehen, bin ich bereit, mit diesem Menschen alt zu werden?
Sonne in Steinbock
Wer im ersten Wintermonat geboren ist, dessen innerer König, dessen inneres Vaterbild ist von Steinbock-Energie gefärbt. Die helle Seite dieses Königs-und Vaterbildes ist der alte Weise, der Großvater mit Lebenserfahrung, der alte Bergbauer, der die vielen harten Winter überstanden hat, der das Leben nicht nur von der Schokoladenseite kennt. Eine Mischung aus dem lebenstüchtigen Helden, der fähig ist, etwas aufzubauen im Leben, etwas zu schaffen, etwas zu leisten, und dem Vatertypus, der sich verantwortlich fühlt für die Kinder, sei es im wörtlichen Sinne wie in der Kleinfamilie, sei es zum Beispiel dort, wo er der Chef von Untergebenen ist. Ein Mensch mit Steinbock-Sonne ist meist ein klarer und strenger Chef, manchmal auch ein Antreiber, aber letztendlich ein König, der in seinem Reich dafür sorgt, dass die kosmischen Gesetze respektiert werden.
Ein schönes, wenn auch extremes Bild dieser Art von Autorität ist der strenge Zen-Meister, bei dem man meditiert, fünf, sechs Stunden auf einem Kissen sitzt und von dem man, sobald man einmal zuckt, einen Stockhieb bekommt, für den man sich auch noch bedanken darf. Der Steinbock-König ist ein Meister, der einem beim Diamantenschleifen hilft, der einem absolute Disziplin für den eigenen Weg vermittelt: »Tu dein Bestes, von Moment zu Moment!«
Die Schattenseite ist der Kronos-Vater, der mit seinem Ernst und seiner Strenge alles erstickt, was leicht, frei und lebendig sein möchte. Der in seinen Grundsätzen rigide ist, unter dessen Ansprüchen die Kinder zusammenbrechen können. Ein Vater ohne Freude und, da Sonne das Herz symbolisiert, mit kaltem Herzen. Der klassische Radfahrertyp, der nach oben buckelt und nach unten tritt, eventuell mit überzogener Beamtenmentalität, denn der Staatsdiener ist ebenfalls eine Entsprechung des Steinbock-Prinzips.
So wichtig es ist, dem kollektiven Vater wie auch dem individuellen Vater zu dienen
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