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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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gelebt. Jetzt möchte ich gern von Gott wissen, wie oft ich noch wiederkehren muss auf diesen Planeten, bis ich endgültig erlöst bin, befreit vom Rad der Wiedergeburt.« Narada lächelt nur und geht weiter, dann kommt er an einem Baum vorbei, unter dem ein junger Mann ganz ekstatisch tanzt, und fragt: »Soll ich Gott um deinetwillen auch etwas fragen? Ich bin nämlich gerade unterwegs zu ihm.« Doch der junge Mann hört gar nicht hin, er tanzt einfach weiter. Auf dem Rückweg kommt Narada zuerst bei dem alten Mönch vorbei und sagt: »Ich habe Gott gefragt, und er hat mir zur Antwort gegeben, du musst noch dreimal wiederkommen.« Da packt den Alten die Wut, er wirft seine Gebetsperlen und seine Schriften von sich und sagt: »Das ist ungerecht, dreimal noch.« Narada geht weiter, findet den jungen Mann immer noch tanzend unter dem Baum und sagt zu ihm: »Obgleich du mich nicht darum gebeten hast, habe ich doch Gott ganz beiläufig eine Frage gestellt. Und er hat mir gesagt, du musst noch so oft wiedergeboren werden, wie Blätter an dem Baum sind, unter dem du tanzt.« Da tanzt der junge Mann noch ekstatischer und sagt: »So bald? Es gibt so unendlich viele Bäume auf der Welt mit so unendlich vielen Blättern, so bald? Wenn du wieder zu Gott gehst, danke ihm.«

Wassermann

Der krumme Baum
    Der alte chinesische Weise Lao-tse war einmal mit Schülern unterwegs. Sie kamen an den Rand eines Waldes, dessen Bäume alle von Holzfällern gefällt worden waren. Nur einen Baum hatten sie stehen lassen, der sehr krumm gewachsen war, aber enorm groß. Lao-tse trug seinen Schülern auf, zu den Holzfällern zu gehen und sie zu fragen, warum gerade dieser Baum nicht gefällt wurde. Die Antwort lautete: »Dieser Baum ist zu nichts nütze. Er ist so krumm und schief gewachsen, dass man keine Möbel daraus machen kann, und als Feuerholz kann man ihn nicht verwenden, weil der Rauch für die Augen gefährlich ist. Wir lassen ihn stehen, weil er zu nichts taugt.« Die Schüler gingen mit dieser Antwort zu ihrem alten Meister zurück, und der lachte nur und sagte: »Seht ihr, ihr müsst so sein wie dieser Baum. Wenn ihr glatt und gerade seid, werdet ihr zu Möbeln für die Häuser der anderen gemacht, wenn ihr schön seid, werdet ihr auf dem Marktplatz verkauft, aber wenn ihr so krumm und schief seid wie dieser Baum, werdet ihr so groß werden wie er, ihr werdet tausend Äste bekommen und zehntausend Menschen werden unter euch Schatten finden. Also: Tauge nichts und freue dich.«

Uranus
    Der Planet, der im Zeichen Wassermann sein Domizil hat, ist Uranus. Er wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts entdeckt, ungefähr zum Zeitpunkt der Französischen Revolution, und historisch gesehen war er der große Revolutionär in der Astrologie. Bis dahin dachte man, dass das Planetensystem mit Saturn ende, denn er ist der letzte ohne Teleskop sichtbare Planet. Auf ihn bin ich bei Steinbock näher eingegangen. Uranus, der erste ohne Teleskop nicht sichtbare Planet, ist der Außenseiter, der Fremde, der nicht ins alte System gehört, er symbolisiert den schöpferischen Sprung ins Universum »nebenan«. Während Saturn durch seine Position in der Planetenreihe die Begrenztheit der materiellen Welt symbolisiert, ist Uranus von diesen Verhaftungen befreit. Das schönste Bild, um uranische und wassermännische Energie zu begreifen, ist deshalb der Vogel.
    Ich persönlich kann übrigens mit dem Symbol des Wassermanns wenig anfangen, unter anderem deshalb, weil es sich hier um ein Zeichen des Elements Luft handelt. Mir erschiene stattdessen das Vogelsymbol viel einleuchtender. Wassermann-betonte, uranische Menschen haben häufig Vogel-Träume, können im Traum oft selbst fliegen, und in der Regel ist das mit großen Glücksgefühlen verbunden. Allerdings, auch hier gibt es eine helle und eine dunkle Seite. Der Vogel, der in den Himmel fliegt ( uranos im Griechischen bedeutet Himmel), löst sich von irdischer Abhängigkeit, von der Bindung an die »materielle Welt«, der Mutter Erde. Freiheit, Leichtigkeit, das Erleben grenzenloser Weite ist das Geschenk, ebenso die Möglichkeit, die Welt dort unten als distanzierter, nicht involvierter Beobachter zu sehen, aus der Vogelschau. Man hat den Logenplatz im Wirklichkeitstheater, nur – man ist zwar frei, aber auch »bodenlos«, ohne Wurzeln und irdische Zugehörigkeit, ohne die Sicherheit und den Schutz, den Mutter Erde geben kann. »Vogelfrei sein« bedeutete früher: so gut wie tot, geächtet. Auch in

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