Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
Affinität zu Männern, die etwas vom ewigen Jüngling haben, die sie inspirieren können, die wunderbare Freunde sind im Sinne von Lebensabschnittsgefährten, aber von denen man sich in entscheidenden Situationen vielleicht im Stich gelassen fühlt, die sich nicht bekennen wollen, die klassische Vaterrolle nicht spielen wollen, sich womöglich auch nicht zu den gemeinsamen Kindern bekennen, sich gern aus der Verantwortung stehlen, denen es schnell zu eng wird, Männer, die lieben und verlassen, Zigeuner, manchmal auch schizoide Männer. Für Frauen mit Wassermann-Sonne, die Männer so erleben, ist es wichtig zu erkennen, dass diese Beziehungen auch ein Spiegel für den inneren König sind, und zu versuchen, auch das Positive daran zu sehen. Wenn Männer weggehen, nicht tragen und einem das Gefühl geben, dass man sich auf sie nicht verlassen kann, ist das eine Herausforderung: Verlass dich auf dich selbst. Verlass dich auf keinen äußeren Mann und Vater, sondern entdecke die Autonomie des Wassermann-Königs in dir. Dann wird auch das Drama nachlassen, den Männern immer vorwerfen zu müssen, wie unzuverlässig sie sind. Das Männerbild in der Psyche einer Frau mit Wassermann-Sonne ist für solche Begegnungen mitverantwortlich. Allerdings reizen die Männer, die den sorgenden, stabilen Vatertypus verkörpern, diese Frauen meistens gar nicht. Das ist das zweischneidige Schwert: Der innere Mann führt hier zu Begegnungen mit dem Puer aeternus, der wie jeder Archetyp eine helle und eine dunkle Seite hat. Die Zigeunerthematik des Liebens und Verlassens kann man genießen und feiern, und manchmal kann man sich dabei verdammt allein fühlen. Hier muss man sich die ehrliche Frage stellen: Wie viel Nähe will ich wirklich zu einem Mann? Denn wer wirklich Nähe oder eine enge Bindung sucht, gerät nicht dauernd an Zigeuner.
Der Bezug zu Vätern ist hier insofern schwierig, als Wassermann angetreten ist, den Geist der Väter zu erneuern, den alten König in Frage zu stellen. Das kann auch zu einer extremen Haltung von Söhnen oder Töchtern führen, die den Vater schon aus dem Grund nicht akzeptieren, weil er ein Vater ist. Möglicherweise bleibt man ein Leben lang in einer pubertären Revoluzzerhaltung: Man glaubt keinem Meister, keinem Guru, keinem Lehrer, einfach deshalb, weil es ein Meister, ein Guru, ein Lehrer ist. Die hohe Schule des Wassermanns ist hier die Erkenntnis: Reife heißt, das Rechte auch dann zu tun, wenn es die Eltern empfohlen haben. Es kann auch sein, dass man dem Vater nichts verdanken will, weil man sein eigener Vater, sein eigener Guru werden will. Dieser Gedanke drückt sich überspitzt in einem Witz aus: Tritt ein Sohn vor seinen Vater, onaniert und sagt: »Da hast du deine Auslagen zurück.«
Wer einen Wassermann-König in sich hat, für den ist das größte Geschenk, das er auf dieser Ebene bekommen kann, innere Freiheit und Unabhängigkeit und die Weisheit des heiteren Narren, der in diesem Universum vor allem Beobachter ist. Auf dem Weg zum Königsthron akzeptiert er es, »abschiedlich zu leben«.
Venus in Wassermann
Leitmotiv ist hier wie bei Wassermann-Mond die Hetäre, aber auf der Ebene der Geliebten. Die tanzende Zigeunerin ist ein schönes Bild, um die Weisheit einer Wassermann-Venus auszudrücken. Gerade wenn Wassermann-Energie unterdrückt ist, nicht mitleben darf, wie sie möchte, ist Tanz oft ein Antidepressivum. Die tänzerische Energie hat mit Fliegen und Leichtigkeit zu tun.
Das Beziehungsmodell ist die nicht institutionalisierte Beziehung, hier gilt noch einmal, dass Liebe ein Kind der Freiheit ist und Enge den Tod der Liebe bedeuten kann. Das Ideal ist die freie, offene Beziehung, in der zwei Partner ihre Individualität bewahren, sich gegenseitig inspirieren, aber eine übermäßige Verschmelzung vermeiden, weil sie wissen, dass dadurch die Individualität gefährdet würde. Im Positiven gesehen ist es eine Beziehung, in der man bei aller Liebe und Verbundenheit Individuum bleiben darf und in der beide Partner davon ausgehen, dass Verschiedenheiten eine Bereicherung sind und nicht Quelle von Unglück und Schmerz. Die dunkle Seite wäre, dass hier zwei Fremde nebeneinander leben, die sich dauernd zu verstehen geben, dass man sich eigentlich gar nicht braucht und jederzeit auch ganz woanders leben könnte, dass Beziehung im Grunde Gefängnis ist. Ich erinnere mich an einen Mann mit dieser Konstellation, der schon viele Jahre mit einer Frau zusammenlebte, aber wenn er gefragt
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