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Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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wenn Sie beide der Ansicht sind, dann tun wir es auch. Für Bobby will ich nur das Beste. Er ist eins meiner liebsten Tiere.«
    »Ja, er ist ein feiner Bursche, Mr. Mount.« Siegfried ging um das Pferd, tätschelte und streichelte es, und als wir zum Wagen zurückgingen, plauderte er ganz unbeschwert mit dem Farmer. Ich hatte immer die größte Mühe gehabt, mit diesem eindrucksvollen Mann ins Gespräch zu kommen, aber in Siegfrieds Gesellschaft wurde er ganz umgänglich. Ein- oder zweimal lächelte er sogar fast.
    Bobby kam am folgenden Tag auf den Hof von Skeldale House, und als ich die harte Arbeit sah, die uns bevorstand, war ich mir der Unmöglichkeit meines ursprünglichen Vorhabens erst richtig bewußt.
    Pat Jenner, der Schmied, wurde mit seinem gesamten Werkzeug herbeigeholt, und wir wechselten einander ab, entfernten alle Auswüchse und das infizierte Gewebe und ließen nur die gesunde Hornschicht zurück. Siegfried brannte die ganze Hufoberfläche mit Salpetersäure aus und packte dann den Huf in Sackleinwand. Darüber befestigte er die von Pat angefertigten Hufeisen. Der Druck auf die Sackleinwand war für die Heilung wesentlich.
    Nach einer Woche konnte ich ihm allein die täglichen Verbände anlegen. Bei dieser Gelegenheit lernte ich besonders unser Holzgerüst mit den tief in das Pflaster gerammten Pfosten zu schätzen. Es erleichterte mir die Arbeit: ich brauchte Bobby nur an das Gerüst zu führen und konnte seinen Huf in jede gewünschte Höhe legen.
    Manchmal kam Pat Jenner, um nach den Hufeisen zu sehen, und wir waren grade im Hof damit beschäftigt, als ich das bekannte Rattern meines kleinen Austins auf der hinteren Einfahrt vernahm. Beide Flügel des Hoftores standen weit offen, und ich schaute auf, als der Wagen einbog und dann neben uns hielt. Pat blickte auch auf, und die Augen traten ihm aus dem Kopf.
    »Zum Teufel noch mal!« rief er, und ich konnte es ihm nicht verdenken, denn im Wagen saß kein Fahrer. Zumindest sah es so aus.
    Ein fahrerloser Wagen in Bewegung ist ein recht ungewöhnlicher Anblick, und Pat starrte mit offenem Munde. Und grade als ich es ihm erklären wollte, schoß Tristan mit einem schrillen Schrei empor.
    »Hallo!« rief er uns zu.
    Paß ließ den Hammer fallen und trat zurück. »Gott helfe mir«, stammelte er.
    Ich war nicht beeindruckt, denn der Scherz war mir nicht neu. Jedesmal wenn ich auf dem Hof war und jemand zu mir kam, fuhr Tristan meinen Wagen von der Straße herein, und allmählich hatte er sich eine besondere Methode ausgedacht.
    Er hockte sich auf den Boden, einen Fuß auf dem Gaspedal, eine Hand am Steuer, und als er es zum erstenmal machte, hatte er mich fast zu Tode erschreckt. Aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt.
    Ein paar Tage später hatte ich wieder Gelegenheit, Tristan bei einem seiner Späße zu beobachten. Als ich durch den Flur von Skeldale House kam, fand ich ihn an der angelehnten Tür zum Wartezimmer.
    »Ich glaube, ich habe ein neues Opfer«, flüsterte er. »Schauen wir mal, was jetzt passiert.« Er stieß leise die Tür auf und schlich sich auf Zehenspitzen hinein.
    Ich blickte ihm durch die Türspalte nach. Tristan hatte es wieder einmal geschafft. Ein Mann stand da, mit dem Rücken zu ihm, und war ganz in das Nudistenmagazin vertieft. Er blätterte langsam die Seiten um, und sein Interesse zeigte sich an der Art, wie er die Bilder immer wieder ans Fenster hielt und den Kopf so neigte, daß ihm keine Einzelheit entging. Er sah ganz so aus, als würde er gern den ganzen Tag so verbringen, aber als er Tristans geschickt berechnetes Hüsteln vernahm, ließ er die Zeitschrift fallen, als habe er sich die Finger verbrannt, und griff schnell nach Farmer’s Weekly. Er drehte sich um.
    Und hier erwies sich Tristans Sieg als eine Niederlage. Es war Mr. Mount.
    Der Farmer warf ihm einen bösen Blick zu und brummte mit seiner Baßstimme zwischen den Zähnen: »Ach, Sie sind es?« Er sah rasch von dem jungen Mann auf die anstößige Zeitschrift und dann wieder auf ihn, und die Augen in seinem kantigen Gesicht zogen sich gefährlich zusammen.
    »Ja... ja... ja, Mr. Mount«, erwiderte Tristan leicht zittrig. »Und wie geht es Ihnen, Mr. Mount?«
    »Mir geht es gut.«
    »Gut... gut... das ist ja fein.« Tristan machte ein paar Schritte rückwärts. »Und wie geht es Deborah?«
    Die Augen zogen sich noch mehr zusammen. »Gut.«
    Jetzt trat ein langes Schweigen ein, und ich fühlte Mitleid mit meinem jungen Freund. Es war keine fröhliche

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