Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
Vom Netzwerk:
Begegnung.
    Endlich rang er sich zu einem schwachen Lächeln durch. »Ja, äh... und was kann ich für Sie tun, Mr. Mount?«
    »Ich will mein Pferd sehen.«
    »Aber natürlich. Ich glaube, Mr. Herriot ist gerade nebenan.«
    Ich führte den Farmer durch den Garten in den Hof. Seine Begegnung mit Tristan hatte ihm offensichtlich den jungen Mann nicht nähergebracht, und er schaute finster drein, als ich den Verschlag öffnete.
    Aber als er Bobby zufrieden sein Heu kauen sah, milderte sich sein Gesichtsausdruck sofort. Er trat ein und tätschelte den Hals des Tieres. »Wie geht es ihm denn?«
    »Sehr gut.« Ich hob einen Hinterhuf und zeigte ihm das Hufeisen. »Ich kann es abmachen, wenn Sie wollen.«
    »Nein, nein, ich will Sie nicht bei der Arbeit stören. Ich wollte nur wissen, ob alles gutgeht.«
    Wir wechselten noch ein paar Wochen lang täglich die Verbände, bis Siegfried meinte, die letzten Spuren der Krankheit seien verschwunden. Er rief Mr. Mount an und bat ihn, sein Pferd am nächsten Morgen abzuholen.
    Es ist immer nett, einem kleinen Triumph beizuwohnen, und ich blickte meinem Chef über die Schulter, als er Bobbys Hufe anhob und seinem Besitzer das Ergebnis unserer Arbeit zeigte. Die Nekrose war einer sauberen, glatten Oberfläche gewichen, auf der keine Spur von Feuchtigkeit mehr lag.
    Mr. Mount war von Natur aus nicht sehr begeisterungsfähig, aber er war offensichtlich sehr beeindruckt. Er nickte mehrere Male rasch mit dem Kopf. »Na, das ist ja sehr schön. Das nenn ich gute Arbeit.«
    Siegfried setzte den Huf zu Boden und richtete sich zufrieden lächelnd auf. Es herrschte eine freudige Stimmung im Hof, und dann hörte ich meinen Wagen auf der Einfahrt.
    Ein plötzlicher Schauer überkam mich. Ach, bitte nein, Tristan, bitte nicht dieses Mal. Meine Zehen krümmten sich während meines Stoßgebets. Alles umsonst. Der Wagen kam durch das offene Hoftor. Kein Fahrer war zu sehen.
    Ich sah die Katastrophe nahen, als der Wagen ein paar Meter vor Siegfried und Mr. Mount hielt. Sie starrten verblüfft auf das Phänomen.
    Einige Sekunden lang geschah nichts. Dann schoß Tristan wie ein Kastenteufelchen empor.
    »Yippie!« schrie er, aber sein Grinsen verschwand, als er sich seinem Bruder und Mr. Mount gegenübersah. Siegfrieds entrüstete Miene war mir wohlbekannt, aber die des Farmers war unendlich viel bedrohlicher. Die Augen in dem felsigen Gesicht verzogen sich zu Schlitzen, die Backenmuskeln spannten sich, und die buschigen Augenbrauen sträubten sich gefährlich. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, daß sein Urteil über Tristan gefällt war.
    In den nächsten Wochen berührte ich das peinliche Thema nicht, aber als wir eines Tages wieder einmal im Wohnzimmer saßen, bemerkte er ganz beiläufig, mit Deborah sei es aus.
    »Ihr Vater hat es ihr verboten«, sagte er.
    Ich zuckte mitleidig die Schulter, sagte jedoch nichts. Schließlich hatte die Romanze von Anfang an unter einem unglücklichen Stern gestanden.

17
     
    »Das ist wohl der netteste Pubterrier, der mir je über den Weg gelaufen ist«, sagte George Wilks eines Abends im Drovers’ Arms in Darrowby, beugte sich hinunter und streichelte Theos Zottelkopf, der unter dem Barhocker seines Herrn hervorlugte.
    Pubterrier war keine schlechte Definition. Theo war klein, fast weiß, mit einigen seltsamen schwarzen Streifen auf den Flanken, und sein großer Schnauzbart war zwar sehr attraktiv, ließ jedoch seine Abstammung nur noch rätselhafter erscheinen. Sein Herr, Paul Cotterell, blickte vom hohen Hocker herunter. »Was redet der da über dich?« murmelte er, und beim Klang seiner Stimme kam der kleine Hund schwanzwedelnd unter dem Hocker hervor.
    Theo verbrachte den größten Teil seines Lebens zwischen den vier Beinen des Barhockers. Auch ich nahm meinen Hund mit in den Pub, aber während ich nur gelegentlich hinging – höchstens zweimal in der Woche –, war es bei Paul Cotterell eine heilige Gewohnheit. Jeden Abend von acht Uhr an sah man ihn samt Hund an der Theke des Drovers’ Arms.
    Er begrüßte mich, als ich an die Theke kam. »Hallo, Jim, trinken Sie ein Glas mit mir.«
    »Vielen Dank, Paul«, erwiderte ich. »Ich trinke einen halben Liter Bier.«
    »Fein.« Er wandte sich höflich an die Kellnerin hinter dem Tresen. »Moyra, hätten Sie die Güte?«
    Wir tranken unser Bier und plauderten, erst über die Musikfestspiele in Brawton und dann über Musik im allgemeinen. Er war intelligent und gebildet und schien darüber eine Menge zu

Weitere Kostenlose Bücher