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Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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heimlich dieses Ding anschaut. Ich habe schon einige sehr amüsante Fälle gehabt. Meine besten Opfer waren bisher ein Stadtrat, ein Friedensrichter und ein Laienpriester.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn nun Siegfried das herausfindet?«
    »Keine Bange«, sagte Tristan. »Er kommt nur selten hier herein, und er ist immer sehr in Eile – und übrigens liegt es ja gar nicht so offen herum.«
    Ich zuckte die Schultern. Tristan war ein heller Junge, den ich oft um seine Intelligenz beneidete, aber er wandte sie zu häufig am falschen Fleck an. Und im Augenblick hatte ich außerdem keine Zeit für seine Späße. Ich war zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt.
    Im Geiste hatte ich dieses Pferd bereits mit unzähligen Methoden behandelt, und Tag und Nacht operierte ich an dem Huf herum. Am Tage, wenn ich am Steuer meines Wagens saß, war es nicht so schlimm, aber einige der Eingriffe, die ich nachts im Bett vornahm, waren höchst seltsam. Immer sagte ich mir, etwas stimme nicht, immer wieder sah ich mich durch irgend etwas außerstande, die Hufwarzen in einer Sitzung wegzuschneiden. Schließlich begrub ich meinen Stolz.
    »Siegfried«, sagte ich eines Nachmittags während einer Ruhepause. »Ich habe da einen komplizierten Fall bei einem Pferd.«
    »Tatsächlich, James? Erzählen Sie es mir.«
    Ich erzählte es ihm.
    »Ja... ja...« murmelte er. »Vielleicht sollten wir uns das mal zusammen anschauen.«
    Mounts Farm war menschenleer, als wir ankamen. Sie waren alle beim Heuen und arbeiteten hart, solange die Sonne noch schien.
    »Wo ist er?« fragte Siegfried.
    »Hier.« Ich führte ihn in den Stall.
    Er nahm den Hinterhuf auf und stieß einen leisen Pfiff aus. Dann besah er sich den anderen. Er starrte wie gebannt auf die gräßlichen Auswüchse. Als er aufstand, sah er mich ausdruckslos an. »Und Sie wollten hier einfach am Montag herkommen, dieses Riesentier aufs Gras legen und operieren?«
    »Ja«, antwortete ich. »So etwa hatte ich es mir gedacht.«
    Ein seltsames Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich sah darin Verwunderung, Mitgefühl, Belustigung und vielleicht sogar etwas Respekt. Schließlich lachte er und schüttelte den Kopf.
    »Ach, die Unschuld der Jugend«, sagte er.
    »Was wollen Sie damit sagen?« Ich war schließlich nur sechs Jahre jünger als Siegfried.
    Er klopfte mir auf die Schulter. »Ich mach keine Witze, James. Das ist der schlimmste Fall von Strahlfäule, den ich je gesehen habe, und ich habe schon einige gesehen.«
    »Sie meinen, ich kann es nicht auf einmal machen?«
    »Genau. Das ist eine Arbeit von sechs Wochen, James.«
    »Sechs Wochen...?«
    »Ja, und wir brauchen drei Mann dazu. Wir müssen dieses Pferd in einen Verschlag in Skeldale House bringen, und dann müssen wir beide und ein Schmied ran. Und danach müssen ihm jeden Tag die Füße verbunden werden.«
    »Aha.«
    »Ja, ja.« Siegfried erwärmte sich an seinem Thema. »Wir werden die stärkste Ätzung verwenden – Salpetersäure –, und dann müssen wir ihm besondere Hufeisen anfertigen lassen, mit einer Metallplatte, die auf den Strahl drückt.« Ich muß ihn ziemlich dumm angeschaut haben, denn er hielt inne und fuhr dann in einem sanfteren Tonfall fort: »Glauben Sie mir, James, das alles ist notwendig. Sonst müßten wir dieses herrliche Tier erschießen, denn viel länger kann es nicht so weitermachen.«
    Ich schaute Bobby an, dessen weißes Gesicht sich uns zuwandte. Der Gedanke, eine Kugel in diesen edlen Kopf zu jagen, war mir unerträglich. »Gut, Siegfried, einverstanden«, sagte ich, und im gleichen Augenblick verdunkelte Mr. Mounts Gestalt den Stalleingang.
    »Ach, guten Tag, Mr. Mount«, sagte mein Chef. »Wie steht’s mit der Heuernte?«
    »Danke, Mr. Farnon. Es geht sehr gut. Wir haben Glück mit dem Wetter gehabt.« Er blickte uns neugierig an, und Siegfried fuhr rasch fort: »Mr. Herriot hat mich gebeten, mir Ihr Pferd anzuschauen. Er hat sich die Sache überlegt und fände es am besten, wenn wir es für ein paar Wochen zu uns nehmen würden. Und ich bin da ganz seiner Meinung. Es ist ein sehr böser Fall, und die Heilungschancen stünden besser, wenn wir es bei uns hätten.«
    Siegfried, ich danke dir, dachte ich. Ich hatte erwartet, nach Siegfrieds Befund wie ein vollendeter Trottel dazustehen, aber nun war alles gutgegangen. Und ich gratulierte mir nicht zum erstenmal zu meinem Chef, der mich nie bloßstellte.
    Mr. Mount nahm den Hut ab und fuhr sich mit dem Arm über die schwitzende Stirn. »Nun ja,

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