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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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deichseln.»
    Wieder trafen sich ihre Blicke. Wieder nickte Rockford. «In Ordnung, Big Boy.»
    Pennington sah auf die Wanduhr. «Wir müssen uns ranhalten – wer immer von uns fährt.»
    «Sie fahren», sagte Rockford sofort. «Sie hatten immer Schlag bei Linnet, ‹Onkel Andrew›. Das ist der Türöffner.»
    Penningtons Gesicht bekam einen harten Zug. «Ich will hoffen, dass ich das Ding geschaukelt kriege.»
    «Sie müssen es geschaukelt kriegen», sagte sein Partner, «die Lage ist kritisch…»
     
     
    XI
     
    William Carmichael hatte einen Auftrag für den schmächtigen Jüngling, der fragend in der Tür stand: «Schick mir Mr. Jim rein, bitte.»
    Auch Jim Fanthorp sah seinen Onkel fragend an, als er eintrat. Der sah hoch, nickte kurz und grunzte: «Na, da bist du ja.»
    «Du wolltest mich sprechen?»
    «Guck dir das mal an.»
    Der junge Mann setzte sich und zog einen kleinen Stapel Papier heran. Der ältere beobachtete ihn. «Na?»
    Die Antwort kam prompt: «Sieht mir nicht sauber aus, Sir.»
    Wieder stieß der Seniorchef von Carmichael, Grant & Carmichael seinen bekannten Grunzlaut aus.
    Jim Fanthorp las noch einmal genau, was eben per Luftpost aus Ägypten eingetroffen war:
     
    «… Es ist ja fast ein Frevel, an einem solchen Tag einen Geschäftsbrief zu schreiben. Wir waren jetzt eine Woche im Mena House und haben einen Ausflug zur Oase Fayoum unternommen. Übermorgen fahren wir mit dem Dampfer den Nil aufwärts nach Luxor und Assuan und vielleicht weiter bis nach Khartum. Heute Morgen waren wir wegen der Billette bei Cook’s, und was glauben Sie, wen ich da als Erstes treffe? – Andrew Pennington, meinen amerikanischen Treuhänder. Sie haben ihn, glaube ich, kennen gelernt, als er vor zwei Jahren in Europa war. Ich hatte keine Ahnung, dass er in Ägypten ist, und er hatte keine Ahnung, dass ich hier bin! Nicht mal, dass ich geheiratet habe! Er muss den Brief, in dem ich es ihm geschrieben hatte, gerade verpasst haben. Und er macht doch tatsächlich dieselbe Dampferfahrt den Nil hinauf wie wir. Ist das nicht ein drolliger Zufall? Herzlichen Dank für alles, was Sie in der gedrängten Zeit getan haben. Ich –»
     
    Der junge Mann wollte die Seite umdrehen, aber Mr. Carmichael nahm ihm den Brief aus der Hand. «Das reicht», sagte er. «Der Rest tut nichts zur Sache. Na, was hältst du davon?»
    Sein Neffe überlegte einen Augenblick. «Na ja – ich glaube nicht an den Zufall…»
    Der andere nickte zustimmend. «Lust auf eine Ägyptenreise?», bellte er dann.
    «Wäre das klug?»
    «Wir haben, glaube ich, keine Zeit zu verlieren.»
    «Aber warum denn ich?»
    «Streng doch mal deinen Grips an, Junge, streng ihn mal an. Dich hat Linnet Ridgeway noch nie gesehen, Pennington auch nicht. Mit dem Flugzeug kannst du gerade rechtzeitig da sein.»
    «Mir – mir gefällt das nicht.»
    «Das mag wohl sein, du wirst aber müssen.»
    «Ist das denn wirklich nötig?»
    «Meiner Meinung nach», sagte Mr. Carmichael, «ist es sogar lebensnotwendig.»
     
     
    XII
     
    Mrs. Otterbourne rückte den Turban aus einheimischen Stoffen, den sie um den Kopf geschlungen trug, wieder zurecht und bemerkte verdrießlich: «Ich weiß wirklich nicht, warum wir nicht nach Ägypten weiterfahren sollten. Von Jerusalem habe ich die Nase jedenfalls gestrichen voll.»
    Und als ihre Tochter nicht reagierte: «Du könntest wenigstens antworten, wenn man mit dir redet.»
    Rosalie Otterbourne war in ein Porträtfoto in der Zeitung vertieft. Darunter stand gedruckt:
     
    Vor ihrer Hochzeit zählte Mrs. Simon Doyle zu den bekanntesten Schönheiten der Gesellschaft und hieß Miss Linnet Ridgeway. Mr. und Mrs. Doyle weilen zurzeit auf Hochzeitsreise in Ägypten.
     
    Schließlich fand sie die Sprache wieder: «Du möchtest nach Ägypten weiter, Mutter?»
    «Ja, das möchte ich», schnappte Mrs. Otterbourne. «Ich bin nämlich der Ansicht, dass man uns hier ausgesprochen geringschätzig behandelt. Wenn ich hier absteige, ist das schließlich Reklame für die – sie müssten mir eigentlich Rabatt geben. Als ich das aber nur mal zart angedeutet habe, da sind die meiner Ansicht nach sogar unverschämt geworden – ausgesprochen unverschämt. Ich habe ihnen daraufhin natürlich deutlich meine Meinung gesagt.»
    Die Tochter seufzte. «Hotels sind eins wie das andere. Von mir aus können wir sofort los.»
    «Und heute Morgen», fuhr Mrs. Otterbourne fort, «hatte dieser Hotelmanager doch tatsächlich die Frechheit, mir zu erzählen, sämtliche

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