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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zimmer seien vorbestellt und er brauche unseres in zwei Tagen.»
    «Dann müssen wir ja woandershin.»
    «Mitnichten. Ich bin durchaus gerüstet, für mein Recht zu kämpfen.»
    «Wir könnten aber ebenso gut gleich nach Ägypten fahren», murmelte Rosalie. «Es ist doch sowieso egal.»
    «Eine Frage von Leben und Tod ist es jedenfalls nicht», pflichtete Mrs. Otterbourne bei.
    Womit sie allerdings ziemlich falsch lag – denn genau das würde es sein, eine Frage von Leben und Tod.

Zweites Kapitel
     
    « D as ist Hercule Poirot, der Detektiv», sagte Mrs. Allerton zu ihrem Sohn.
    Sie saßen in scharlachrot lackierten Korbsesseln im Vorgarten des Hotel Cataract in Assuan und sahen hinter zwei Menschen her, die sich gerade entfernten – einem kleinen Mann in einem weißen Seidenanzug und einem großen, schlanken Mädchen.
    Für seine Verhältnisse ungewöhnlich lebhaft schoss Tim Allerton hoch. «Der komische Knirps da?», fragte er ungläubig.
    «Der komische Knirps da!»
    «Was um Himmels willen macht der denn hier?»
    Seine Mutter lachte. «Liebling, du klingst ja ganz aufgeregt. Warum finden Männer Kriminelles eigentlich so toll? Ich hasse Detektivgeschichten, ich lese sie nie. Ich glaube auch gar nicht, dass Monsieur Poirot zu einem bestimmten Zweck hier ist. Ich nehme an, er hat einfach eine Menge Geld gescheffelt und guckt sich die Welt an.»
    «Und hat offenbar gleich ein Auge auf das hübscheste Mädchen am Platz geworfen.»
    Mrs. Allerton legte den Kopf ein wenig schräg, um die allmählich entschwindenden Rückseiten von Monsieur Poirot und seiner Begleiterin genauer betrachten zu können.
    Das Mädchen überragte ihn um fast zehn Zentimeter und hatte einen anmutigen Gang, nicht gestelzt, aber auch nicht zu salopp.
    «Ich muss zugeben, ziemlich hübsch ist sie», sagte Mrs. Allerton mit einem kurzen Seitenblick auf ihren Sohn. Zu ihrer Belustigung biss der Fisch sofort an.
    «Mehr als ziemlich. Schade, dass sie so einen Schmollmund macht und schlecht gelaunt aussieht.»
    «Vielleicht trägt man das heute so.»
    «Ein fieser kleiner Teufel, finde ich. Aber ausgesprochen hübsch.»
    Der Gegenstand dieser Bemerkungen war Rosalie Otterbourne. Sie drehte, während sie langsam neben Poirot herging, an ihrem zugeklappten Sonnenschirm herum und hatte genau den Gesichtsausdruck, den Tim beschrieben hatte. Sie schien zu schmollen und schlechte Laune zu haben. Sie hatte die Augenbrauen fest in der Mitte zusammengekniffen und die scharlachroten Lippen nach unten gezogen.
    Die beiden gingen jenseits des Hoteltors nach links und kamen in den kühlen, schattigen Stadtpark. Hercule Poirot redete im sanften Plauderton und sah aus, als wäre er glücklich und bester Laune. Sein weißer Seidenanzug war tadellos gebügelt; dazu trug er einen Panamahut und einen reich verzierten Fliegenwedel mit einem Griff aus Bernsteinimitat.«… ich bin ganz hingerissen», sagte er eben, «die schwarzen Felsen auf der Insel Elephantine und die Sonne und die Boote auf dem Fluss. Ach ja, es ist schön, am Leben zu sein.»
    Er machte eine Kunstpause. «Finden Sie nicht, Mademoiselle?»
    «Es ist wohl ganz in Ordnung», beschied Rosalie Otterbourne knapp. «Aber Assuan ist ein trübsinniges Pflaster, finde ich. Das Hotel ist halb leer, alle Gäste sind um die hundert –» Sie biss sich auf die Lippe.
    Hercule Poirot zwinkerte zurück. «Das stimmt, ja. Und ich stehe auch schon mit einem Bein im Grab.»
    «Ich – ich habe doch nicht Sie gemeint», sagte das Mädchen. «Entschuldigung. Das war ungezogen.»
    «Überhaupt nicht. Es ist ganz natürlich, dass Sie sich Gesellschaft in Ihrem Alter wünschen. Nun ja, ein junger Mann ist immerhin vorhanden.»
    «Der ständig mit seiner Mutter zusammenhockt? Sie gefällt mir, aber er sieht grässlich aus, finde ich – so eingebildet!»
    Poirot lächelte. «Und ich – bin ich auch eingebildet?»
    «O nein, finde ich nicht.»
    Sie hatte deutlich kein Interesse an ihm – aber Poirot schien das nicht zu ärgern. Er gab nur gelassen und zufrieden zurück: «Meine besten Freunde behaupten, ich sei sehr eingebildet.»
    «Oh – tja», entgegnete Rosalie zerstreut, «Sie haben wohl auch Grund, sich etwas einzubilden. Leider interessieren mich Verbrechen ganz und gar nicht.»
    «Ich bin entzückt zu hören», erklärte Poirot formvollendet, «dass Sie kein schlimmes Geheimnis zu verbergen haben.»
    Einen winzigen Moment lang verschwand der Schmollmund und sie schoss ihm einen neugierigen Blick zu.
    Poirot

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