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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schien ihn nicht bemerkt zu haben, sondern sprach einfach weiter. «Ihre Mutter war heute Mittag gar nicht beim Essen. Madame ist doch hoffentlich nicht indisponiert?»
    «Es passt ihr alles nicht hier», war die knappe Antwort. «Ich bin froh, wenn wir wegkönnen.»
    «Wir fahren zusammen, nicht wahr? Wir machen alle denselben Ausflug nach Wadi Halfa und zum zweiten Nil-Katarakt?»
    «Ja.»
    Sie traten aus dem schattigen Park hinaus auf ein Stück Uferstraße und gerieten prompt ins Visier von fünf Perlen-, zwei Ansichtskarten- und drei Gipsskarabäusverkäufern, ein paar Burschen auf Eseln und schmutzigen Straßenjungen, die nicht dazugehörten, sich aber auch Hoffnungen machten.
    «Sie wollen Perlen, Sir? Sehr gut, Sir. Ganz billig…»
    «Lady, eine Skarabäus? Hier – große Königin – bringe viel Glück…»
    «Hier sehen, Sir – Lapislazuli, echt. Sehr gut, sehr billig…»
    «Eine Ritt auf Esel, Sir? Das sehr gute Esel. Diese Esel Whisky und Soda, Sir…»
    «Sie wollen sehen Steinbrüche von Granit, Sir? Diese Esel sehr gut. Andere Esel sehr schlecht, Sir, immer hinfallen die Esel…»
    «Sie wollen Postkarte – sehr billig – sehr schön…»
    «Sehen, Lady… Nur zehn Piaster – sehr billig – Lapis – hier Elfenbein…»
    «Hier Fliegenwedel sehr gut – alle Bernstein…»
    «Sie wünschen Boot fahren, Sir? Ich habe sehr gute Boot, Sir…»
    «Sie wollen zurück zu Hotel, Lady? Diese Esel erste Klasse…»
    Hercule Poirot versuchte diesen menschlichen Fliegenschwarm mit Händen und Armen zu verscheuchen. Rosalie stakste hindurch wie eine Schlafwandlerin.
    «Man tut am besten, als wäre man taub und blind», sagte sie.
    Die schmutzigen Straßenjungen liefen jammernd und murmelnd neben ihnen her. «Bakschisch? Bakschisch? Hipp hipp hurra – sehr gut, sehr schön…»
    Ihre fröhlich bunten Lumpen schleiften malerisch hinter ihnen her und auf ihren Lidern klebten ganze Schwärme von Fliegen. Die Jungen waren am hartnäckigsten, die Händler dagegen ließen irgendwann ab und warfen sich mit frischer Kraft auf die nächsten Passanten.
    Der Spießrutenlauf führte Poirot und Rosalie jetzt nur noch an Läden entlang – der Ton war hier auch zuvorkommender, gewinnender…
    «Möchten Sie heute mein Geschäft besuchen, Sir?» – «Wünschen Sie dieses Elfenbeinkrokodil, Sir?» – «Sie waren noch nicht in meinem Laden, Sir? Ich habe sehr wunderschöne Sachen.»
    Den fünften Laden betraten sie und Rosalie gab ein paar Filmrollen ab – der Anlass des Spaziergangs. Wieder draußen, schlenderten sie zum Nilufer. Eben legte einer der Dampfer an. Poirot und Rosalie sahen neugierig den Passagieren nach.
    «Ganz schön viele, nicht?», fand Rosalie. Dann drehte sie den Kopf, denn plötzlich tauchte Tim Allerton bei ihnen auf. Er war ein wenig außer Atem, als wäre er schnell gegangen.
    Ein, zwei Augenblicke standen sie so da, schließlich zeigte Tim auf die Passagiere, die aus dem Dampfer kletterten, und bemerkte verächtlich: «Ein scheußliches Gewühl, wie immer, nehme ich an.»
    «Normalerweise sind sie ziemlich furchtbar», stimmte Rosalie zu.
    Alle drei strahlten die Überlegenheit derer aus, die schon länger an einem Ort sind und die Neuankommenden mustern.
    «Hoho!», rief Tim plötzlich aufgeregt. «Ich will verflucht sein, wenn das da nicht Linnet Ridgeway ist.»
    Die Information schien Poirot nichts zu sagen, erregte jedoch Rosalies Interesse. Sie lehnte sich vor und alles Schmollen war von ihr abgefallen. «Wo? Die da in Weiß?»
    «Ja, die mit dem stattlichen Mann. Die gerade an Land gehen. Wahrscheinlich ist das der frisch gebackene Ehemann. Der Name fällt mir gerade nicht ein.»
    «Doyle», sagte Rosalie. «Simon Doyle. Stand in allen Zeitungen. Sie schwimmt direkt in Geld, nicht?»
    «Och, sie ist bloß das reichste Mädchen in ganz England», gab Tim fröhlich zurück.
    Schweigend sahen die drei zu, wie die Passagiere an Land gingen. Poirot beobachtete höchst interessiert den Gegenstand der Bemerkungen seiner beiden Begleiter und murmelte schließlich: «Sie ist wunderschön.»
    «Manche Leute haben einfach alles», sagte Rosalie bitter. Etwas merkwürdig Missgünstiges lag in ihrem Gesicht, während sie zusah, wie das andere Mädchen die Planken entlangging.
    Linnet Doyle war perfekt aufgemacht, so als schritte sie geradewegs in eine Theaterrevue. Ihr Auftritt war souverän wie der eines Bühnenstars. Sie war gewohnt, angesehen und angehimmelt zu werden und, wo immer sie hinkam, im

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