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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hüpfen davon für ein, zwei Minuten. Aber dann kommen sie wieder und glotzen und glotzen, und diese Augen sind einfach widerlich, die Nasen genauso, und ich glaube, ich mag Kinder eigentlich gar nicht – jedenfalls nicht, wenn sie nicht halbwegs gewaschen und ansatzweise gut erzogen sind.»
    Sie lachte grämlich.
    Poirot versuchte galant, aber vergeblich, die Menge zu verscheuchen. Die Jungen zerstreuten sich kurz und kamen dann zurück, um sie wieder einzukesseln.
    «Wenn es doch nur Ruhe gäbe in Ägypten, dann würde es mir hier besser gefallen», sagte Mrs. Allerton. «Aber nirgends ist man allein. Irgendjemand belästigt einen immer wegen Geld oder will einem Esel oder Perlen andrehen oder eine Tour in die Eingeborenendörfer oder zum Entenschießen.»
    «Das ist der große Nachteil, stimmt», sagte Poirot, breitete behutsam sein Taschentuch auf dem Stein aus und setzte sich etwas umständlich darauf.
    «Ihr Sohn ist heute Morgen nicht bei Ihnen?», fuhr er dann fort.
    «Nein, Tim muss noch ein paar Briefe schreiben, bevor wir abfahren. Wir machen nämlich die Tour zum zweiten Nil-Katarakt mit.»
    «Ich auch.»
    «Das freut mich ja so. Ich möchte Ihnen sagen, dass ich ganz gespannt war, Sie kennen zu lernen. Wir waren vorher in Mallorca, und da war auch eine Mrs. Leech und die hat uns die tollsten Sachen über Sie erzählt. Sie hatte ihren Rubinring verloren und jammerte ständig, dass Sie nicht da waren und ihn wieder fanden.»
    «Ah, parbleu, ich bin doch kein tauchender Seehund!»
    Sie lachten beide.
    «Ich habe Sie heute Morgen vom Fenster aus gesehen», fuhr Mrs. Allerton fort, «Sie gingen mit Simon Doyle die Auffahrt hinunter. Sie müssen mir sagen, wie Sie ihn finden! Wir finden ihn ja so aufregend.»
    «Ach? Wirklich?»
    «Ja. Wissen Sie, seine Hochzeit mit Linnet Ridgeway war doch die Überraschung. Sie sollte eigentlich Lord Windlesham heiraten und plötzlich verlobt sie sich mit diesem Mann, von dem kein Mensch je gehört hat!»
    «Sie kennen sie gut, Madame?»
    «Nein, aber eine Cousine von mir, Joanna Southwood, ist eine ihrer besten Freundinnen.»
    «Ach ja, den Namen habe ich in der Zeitung gelesen.» Er schwieg einen Augenblick, bevor er weitersprach. «Eine junge Dame, über die sehr oft berichtet wird, Mademoiselle Joanna Southwood.»
    «Oh, sie versteht es bestens, Reklame für sich zu machen», sagte Mrs. Allerton bissig.
    «Sie mögen sie nicht, Madame?»
    «Das war eine hässliche Bemerkung von mir.» Mrs. Allerton sah reumütig drein. «Wissen Sie, ich bin altmodisch. Ich mag sie nicht besonders. Tim und sie sind allerdings dicke Freunde.»
    «Ich verstehe», sagte Poirot.
    Mrs. Allerton schoss ihm einen kurzen Blick zu und wechselte das Thema. «Wie wenige junge Leute es hier unten gibt! Das hübsche Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren und der schrecklichen Mutter mit dem Turban ist fast das einzige junge Geschöpf am Platz. Sie haben sich viel mit ihr unterhalten, habe ich bemerkt. Interessiert mich, das Kind.»
    «Warum denn das, Madame?»
    «Sie tut mir Leid. Man hat oft so sehr zu leiden, wenn man jung und empfindsam ist. Ich glaube, sie leidet.»
    «Ja, glücklich ist sie nicht, die arme Kleine.»
    «Tim und ich nennen sie ‹das schmollende Mädchen›. Ich habe ein-, zweimal versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch sie hat mich jedes Mal abblitzen lassen. Aber sie macht, glaube ich, auch diese Nilfahrt mit, und da werden wir ja wohl alle mehr oder weniger gut miteinander auskommen müssen, nicht wahr?»
    «Das mag schon sein, Madame.»
    «Ich bin ja sehr gesellig – Menschen interessieren mich enorm. All die verschiedenen Typen.» Sie hielt inne. «Tim hat erzählt, diese kleine Dunkle – de Bellefort heißt sie –, die war mit Simon Doyle verlobt. Das ist doch ziemlich lästig – so aufeinander zu treffen.»
    «Das ist lästig – ja», pflichtete Poirot bei.
    «Wissen Sie, es klingt vielleicht töricht, aber sie hat mir fast Angst gemacht. Sie hatte so etwas – Heftiges.»
    Poirot nickte langsam. «Da lagen Sie gar nicht so falsch, Madame. Ein großes, starkes Gefühl macht immer Angst.»
    «Interessieren Sie sich auch für Menschen, Monsieur Poirot? Oder bleibt Ihr Interesse potentiellen Verbrechern vorbehalten?»
    «Madame – aus dieser Kategorie würden nicht viele Leute herausfallen.»
    Mrs. Allerton sah ihn leicht verdutzt an. «Meinen Sie wirklich?»
    «Soll heißen, wenn der nötige Anreiz gegeben ist», fügte Poirot hinzu.
    «Der jeweils verschieden

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