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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Jahr in London kennen gelernt. Sie waren beide Gäste eines sehr seltsamen Dinners gewesen – eines Dinners, das mit dem Tod jenes seltsamen Mannes geendet hatte, der ihr Gastgeber gewesen war. Poirot wusste, dass Race immer unangemeldet kam und ging und sich gewöhnlich an einem der Vorposten des Empires aufhielt, an denen sich ein Konflikt zusammenbraute. «Sie sind also hier in Wadi Halfa», stellte er fest.
    «Ich bin hier an Bord.»
    «Sie meinen?»
    «Dass ich die Rückfahrt nach Shellal mit Ihnen zusammen antrete.»
    Hercule Poirots Augenbrauen wanderten hoch. «Das ist sehr interessant. Sollen wir vielleicht eine Kleinigkeit trinken?»
    Sie gingen in den Aussichtssalon, der jetzt ganz leer war. Poirot bestellte Whisky für den Colonel und eine doppelte Orangeade mit viel Zucker für sich.
    «Sie fahren also mit uns zusammen zurück», sagte Poirot und nippte am Glas. «Schneller wären Sie aber mit dem Linienschiff da, das tagsüber und nachts fährt?»
    Colonel Race’ Gesicht legte sich in anerkennende Falten. «Sie treffen den Nagel wie üblich auf den Kopf, Monsieur Poirot», sagte er sehr freundlich.
    «Dann sind es die Fahrgäste?»
    «Ein Fahrgast.»
    «Wer das wohl sein mag?», fragte Poirot die verschnörkelte Salondecke.
    «Das weiß ich leider selbst nicht», sagte Race betrübt.
    Poirot sah ihn neugierig an.
    Race fuhr fort: «Ihnen gegenüber muss ich ja kein Geheimnis draus machen. Wir haben hier unten einen ziemlichen Haufen Ärger. Wir sind aber nicht hinter den Leuten her, die vermeintlich die Aufständischen anführen. Sondern hinter ein paar Männern, die höchst geschickt das Streichholz ans Pulver gehalten haben. Das waren drei. Einer ist tot. Einer im Gefängnis. Ich will den dritten Mann – der hat fünf oder sechs kaltblütige Morde auf dem Konto. Er ist einer der geschicktesten bezahlten Aufrührer, die es je gegeben hat… Und er ist auf diesem Schiff. Das weiß ich durch einen Brief, den wir abgefangen haben. Dechiffriert besagte der Absatz: ‹X macht die Karnak-Tour vom Siebten bis zum Dreizehnten mit.› Es stand allerdings nicht drin, unter welchem Namen.»
    «Haben Sie irgendeine Beschreibung?»
    «Nein. Herkunft amerikanisch, irisch und französisch. Eine Art Promenadenmischung. Hilft uns nicht sehr. Fällt Ihnen dazu etwas ein?»
    «Einfallen – das wäre schön», sagte Poirot grüblerisch.
    Sie lagen so auf einer Wellenlänge, dass Race ihn nicht weiter bedrängte. Er wusste, Hercule Poirot sagte immer erst etwas, wenn er sicher war.
    Poirot schabte sich die Nase und sagte, noch immer nicht glücklich: «Es geht etwas vor auf diesem Schiff, das mir große Besorgnis verursacht.»
    Race sah ihn fragend an.
    «Stellen Sie sich», fuhr Poirot fort, «eine Person A vor, die einer Person B schwer unrecht getan hat. Person B trachtet nach Rache. Person B stößt sogar Drohungen aus.»
    «Und A und B sind beide an Bord?»
    Poirot nickte. «Ganz recht.»
    «B ist eine Frau, nehme ich an?»
    «Ganz genau.»
    Race zündete sich eine Zigarette an. «Dann würde ich mir keine Sorgen machen. Leute, die überall hinausposaunen, was sie alles machen wollen, machen es gewöhnlich nicht.»
    «Und das ist insbesondere der Fall bei les femmes, würden Sie sagen! Ja, das stimmt.» Aber er sah nicht glücklich aus.
    «Sonst noch etwas?», fragte Race.
    «Ja, da ist noch etwas. Gestern ist Person A nur ganz knapp dem Tod entronnen – und zwar der Art von Tod, die man günstigenfalls als Unfall bezeichnen könnte.»
    «Eingefädelt von B?»
    «Nein, genau das ist der Punkt. B kann nichts damit zu tun gehabt haben.»
    «Dann war es ein Unfall.»
    «Das nehme ich an – aber ich mag solche Unfälle nicht.»
    «Und Sie sind ganz sicher, dass B die Hand nicht im Spiel gehabt haben kann?»
    «Absolut.»
    «Tja, nun, Zufälle gibts. Wer ist A denn so? Jemand ausgesprochen Widerwärtiges?»
    «Im Gegenteil. A ist eine bezaubernde, reiche und schöne junge Dame.»
    Race grinste. «Klingt nach Schnulze.»
    «Peut-être. Aber ich sage Ihnen, ich bin nicht glücklich darüber, mein Freund. Wenn ich Recht habe, und ich habe ja nun mal die Angewohnheit, ständig Recht zu haben» – bei dieser für Poirot typischen Bemerkung lächelte Race in seinen Moustache – «dann ist das alles Anlass zu ernster Besorgnis. Und jetzt kommen Sie und fügen noch eine weitere Komplikation dazu.
    Sie erzählen mir, auf der Karnak sei auch noch ein Mann, der Leute umbringt.»
    «Aber im Allgemeinen keine bezaubernden

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