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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Miss Bowers. Ich hatte ursprünglich Sie gehen lassen und Cornelia hier behalten wollen, aber junge Mädchen sind so egoistisch. Sie ist davongelaufen, ohne mir ein Wort zu sagen. Ich habe sie sogar mit diesem sehr unsympathischen und ungezogenen jungen Mann reden sehen, diesem Ferguson. Cornelia hat mich zutiefst enttäuscht. Sie hat nicht das geringste gesellschaftliche Gespür.»
    Miss Bowers antwortete jetzt auf ihre übliche sachliche Art: «Das ist schon in Ordnung, Miss Van Schuyler. Es wäre ein schweißtreibender Fußmarsch gewesen und ich will mir gar nicht ausmalen, wie diese Kamelsättel aussehen. Voller Flöhe, sehr wahrscheinlich.» Sie rückte die Brille zurecht, richtete den Blick auf die Gruppe, die den Hügel hinaufkletterte, und tat kund: «Miss Robson ist übrigens nicht mehr bei diesem jungen Mann. Sie ist bei Dr. Bessner.»
    Miss Van Schuyler brummelte. Seit sie herausgefunden hatte, dass Dr. Bessner eine große Klinik in der Tschechoslowakei besaß und in Europa als Modearzt berühmt war, war sie geneigt ihm gegenüber gnädig zu sein. Es konnte schließlich auch sein, dass sie seine professionellen Dienste brauchte, bevor die Reise vorbei war.
    Als die Ausflugsgruppe auf die Karnak zurückkam, ertönte ein Überraschungsschrei von Linnet. «Ein Telegramm für mich.» Sie nahm es vom Brett und riss es auf. «Wie – das verstehe ich nicht – Kartoffeln, Rote Bete – was soll das denn bedeuten, Simon?»
    Simon wollte ihr gerade über die Schulter sehen, als eine wütende Stimme erklang: «Entschuldigen Sie, das Telegramm ist für mich», und Signor Richetti es Linnet grob aus der Hand riss und sie dabei mit einem wütenden Blick bedachte.
    Linnet starrte ihn einen Augenblick lang überrascht an, dann drehte sie den Umschlag um.
    «Oh, Simon, wie töricht ich bin! Da steht Richetti – nicht Ridgeway – und mein Name ist sowieso nicht mehr Ridgeway. Ich muss mich entschuldigen.»
    Sie lief hinter dem kleinen Archäologen her bis zum Heck des Dampfers. «Es tut mir so Leid, Signor Richetti. Wissen Sie, ich hieß Ridgeway vor meiner Heirat und ich bin noch nicht sehr lange verheiratet, deshalb…»
    Sie hielt inne, ihr Gesicht bekam Grübchen vor lauter Lächeln, das ihm ebenfalls ein Lächeln hätte abnötigen sollen über diesen faux pas einer frisch verheirateten Frau.
    Aber Richetti war offensichtlich not amused. Königin Victoria hätte bei größter Missbilligung nicht grimmiger aussehen können. «Namen sollte man sorgfältig lesen. Es ist unverzeihlich, in solchen Dingen nachlässig zu sein.»
    Linnet biss sich auf die Lippe und lief dunkelrot an. Sie war es nicht gewohnt, dass eine Entschuldigung von ihr auf diese Weise beantwortet wurde. Sie machte kehrt, ging zurück zu Simon und erklärte ärgerlich: «Diese Italiener sind wirklich unerträglich.»
    «Mach dir nichts draus, Liebling, lass uns zu dem großen Elfenbeinkrokodil gehen, das dir so gefallen hat.» Gemeinsam schlenderten sie zurück an Land.
    Poirot, der ihnen nachsah, wie sie über den Landungssteg gingen, hörte plötzlich jemanden tief Luft holen. Er drehte sich um, neben ihm stand Jacqueline de Bellefort. Ihre Hände umklammerten die Reling. Der Ausdruck in ihrem Gesicht, das sie ihm jetzt zuwandte, verwunderte ihn einigermaßen. Das war nicht mehr Frohlocken oder Bosheit. Jacqueline sah aus wie zerstört von einem zehrenden inneren Feuer.
    «Es macht ihnen gar nichts mehr aus.» Die Wörter kamen leise und hastig. «Sie haben mich hinter sich gelassen. Ich komme nicht mehr an sie heran… Es ist ihnen egal, ob ich auch da bin oder nicht… Ich kann – ich kann denen gar nicht mehr wehtun…» Ihre Hände am Geländer zitterten.
    «Mademoiselle –»
    Sie fiel ihm ins Wort: «Oh, jetzt ist es zu spät – zu spät für Warnungen… Sie hatten Recht. Ich hätte nicht herkommen dürfen. Nicht auf diese Reise. Wie haben Sie sie genannt? Eine Seelenreise? Ich kann nicht mehr zurück; ich muss weitermachen. Und ich mache weiter. Sie dürfen nicht zusammen glücklich sein; sie dürfen nicht. Eher bringe ich ihn um…» Brüsk wandte sie sich ab und ging.
    Poirot starrte ihr nach und fühlte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter.
    «Ihre kleine Freundin wirkt eine Spur durcheinander, Monsieur Poirot.»
    Poirot drehte sich um und starrte überrascht in das Gesicht seines alten Bekannten. «Colonel Race.»
    Der große, braun gebrannte Mann lächelte. «Kleine Überraschung, was?»
    Hercule Poirot hatte Colonel Race vor einem

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