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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einen Schuss gehört? Er könnte auch wie ein ploppender Korken geklungen haben.»
    Ferguson dachte nach. «Ja, ich glaube, so was wie einen Korken habe ich gehört… Weiß nicht mehr, wann – jedenfalls vor dem Einschlafen. Aber da waren noch eine Menge Leute unterwegs – Trara und Gerenne auf dem oberen Deck.»
    «Wahrscheinlich war das der Schuss, den Miss de Bellefort abgegeben hat. Noch einen haben Sie nicht gehört?»
    Ferguson schüttelte den Kopf.
    «Auch keinen Platscher?»
    «Platscher? Ja, ich glaube, ich habe etwas platschen gehört. Aber da war so ein Trubel, da bin ich mir nicht sicher.»
    «Haben Sie Ihre Kabine nachts mal verlassen?»
    Ferguson grinste. «Nein, habe ich nicht. Und ich war an der guten Tat auch nicht beteiligt, Pech.»
    «Na, na, Mr. Ferguson, werden Sie jetzt nicht kindisch.»
    Der junge Mann gab wütend zurück: «Wieso soll ich nicht sagen, was ich denke? Ich glaube an Gewalt.»
    «Aber praktizieren, was Sie predigen, tun Sie nicht?», murmelte Poirot. «Oder doch?» Er beugte sich vor. «Dieser Fleetwood wars, nicht wahr, der Ihnen erzählt hat, Linnet Doyle sei eine der reichsten Frauen in ganz England?»
    «Was hat Fleetwood denn damit zu tun?»
    «Fleetwood, mein Freund, hatte ein exzellentes Motiv, Linnet Doyle zu töten. Er hegte einen ganz besonderen Groll gegen sie.»
    Mr. Ferguson schoss im Stuhl hoch wie ein Springteufelchen. «Ach, das dreckige Spiel spielt ihr also!», sagte er grimmig. «Schiebt es auf ein armes Schwein wie Fleetwood, der sich nicht wehren kann, der kein Geld für teure Anwälte hat. Ich will euch mal was sagen – wenn ihr versucht, das Ding hier Fleetwood anzuhängen, dann kriegt ihr es mit mir zu tun.»
    «Und wer sind Sie?», fragte Poirot liebenswürdig.
    Mr. Ferguson lief rot an. «Ich halte jedenfalls zu meinen Freunden», sagte er schroff.
    «Tja, Mr. Ferguson, ich glaube, das wärs im Augenblick», sagte Race. Und ließ, als sich die Tür hinter Ferguson geschlossen hatte, die Bemerkung fallen: «Ein ausgesprochen sympathischer Bengel, muss ich wohl sagen.»
    «Sie halten ihn aber nicht für den Mann, hinter dem Sie eigentlich her sind?», fragte Poirot.
    «Kaum. Obwohl der vermutlich an Bord ist. Die Meldung war sehr exakt. Nun ja, eins nach dem anderen. Knöpfen wir uns Pennington vor.»

Achtzehntes Kapitel
     
    A ndrew Pennington brachte sämtliche konventionellen Formen von Trauer bis Schock zum Vortrag. Er war wie stets korrekt gekleidet und hatte eigens eine schwarze Krawatte angelegt. Auf seinem glatt rasierten langen Gesicht lag der Ausdruck der Bestürzung. «Meine Herren», begann er traurig, «die ganze Sache nimmt mich ungeheuer mit! Die kleine Linnet – nein, ich kenne sie doch noch als das aufgeweckteste kleine Ding, das man sich vorstellen kann. Auch Melhuish Ridgeway war ja so stolz auf sie! Nun ja, ich will das hier jetzt nicht vertiefen. Sagen Sie mir einfach, was ich tun kann; mehr will ich gar nicht verlangen.»
    Race sagte: «Zuerst mal, Mr. Pennington, haben Sie gestern Nacht irgendetwas gehört?»
    «Nein, Sir, eigentlich nichts Besonderes. Ich habe ja die Kabine neben der Nummer vierzig von Dr. Bessner – die einundvierzig. Und da habe ich wohl einen gewissen Trubel gehört, so gegen Mitternacht oder so. Ich wusste zu dem Zeitpunkt natürlich nicht, was das war.»
    «Sonst haben Sie nichts gehört? Keine Schüsse?»
    Andrew Pennington schüttelte den Kopf. «Überhaupt nichts dergleichen.»
    «Und zu Bett gegangen sind Sie wann?»
    «Muss etwas nach elf gewesen sein.» Er beugte sich vor. «Ich nehme an, Sie wissen längst, dass hier auf dem Schiff jede Menge Gerüchte herumschwirren. Diese kleine Halbfranzösin – Jacqueline de Bellefort –, also, da war irgendetwas anrüchig, wissen Sie. Linnet hat mir nichts erzählt, aber ich bin ja nun nicht blind und taub. Es hat da wohl irgendwann eine Affäre zwischen ihr und Simon gegeben – cherchez la femme – tja, eine gute alte Regel, sehr verlässlich, und ich möchte meinen, sehr weit müssen Sie hier nicht chercher.»
    «Sie wollen sagen, Ihrer Meinung nach hat Jacqueline de Bellefort Madame Doyle erschossen?», fragte Poirot.
    «So siehts aus für mich. Ich weiß natürlich nichts…»
    «Aber wir, leider!»
    «Hä?» Mr. Pennington sah verblüfft drein.
    «Wir wissen, dass es Mademoiselle de Bellefort gar nicht möglich war, Madame Doyle zu erschießen.» Er erläuterte ausführlich, weshalb.
    Pennington schien das nicht gern einzusehen. «Einverstanden,

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