Der Tod aus dem Norden
Windstößen.
Suko hatte einen kleinen Kreis geschlagen und suchte nach einer bestimmten Stelle, wo er beginnen konnte. Irgendwo mußte ein Mittelpunkt vorhanden sein. Er schritt das Terrain ab und fand weiche Stellen, ein Zeichen, daß hier jemand gegraben hatte. Das tat auch Suko.
Die Hacke packte er mit beiden Händen, lehnte sich zurück und hämmerte die Spitze in den weichen Waldboden.
Er wollte dem Geistlichen so weit helfen, daß dieser ohne viel Kraftanstrengung weitergraben konnte. Suko durfte nicht zu forsch an die Arbeit herangehen, da er sonst vielleicht etwas zerstört hätte. Er wunderte sich darüber, wie weich die Erde war. Das Ehepaar Braddock hatte vor ihm doch ziemlich tief gegraben und war möglicherweise ans Ziel gelangt.
Suko arbeitete wie eine Maschine. Mit der Hacke riß er die Erde auf, wartete einen Augenblick und winkte dann den Geistlichen herbei. Der Reverend quälte sich hoch. »Haben Sie schon einen Erfolg…?«
»Wir müssen jetzt aufpassen.« Suko hielt den Hakenstiel umklammert, weil wieder eine Bö heranfuhr und ihn durchschüttelte. Neben der aufgewühlten Erde stoppte Castor. Über ihnen heulten die Windstöße. Wieder schafften sie es, einige Zweige abzureißen und sie durch die Gegend zu schleudern. Ein Ast streifte Sukos Arm, bevor er irgendwo im Gras verschwand.
Reverend Castor hatte sich mit einem Spaten bewaffnet. Suko nahm eine Schaufel.
Von zwei verschiedenen Seiten fingen sie an zu graben. Der Inspektor gab die Anweisungen.
Er achtete darauf, daß sie nicht zu tief in das feuchte Erdreich hineinstießen und möglicherweise noch etwas zerstörten. Sie schaufelten es hoch und schleuderten die Ladungen zur Seite. Nur feuchte Erde, Lehm und Humus lagen auf den beiden Blättern der Werkzeuge.
Manchmal böte der Wind mächtig heran, daß er die Schaufeln fast leerte, bevor sie noch gekippt werden konnten. Aber sie kämpften sich weiter. Schon bald spürte Suko, der sein Blatt besonders tief in das Loch gerammt hatte, einen leichten Widerstand. Sofort gab er dem Reverend das Zeichen, mit seiner Arbeit zu stoppen.
»Haben Sie was gefunden, Inspektor?« Castors Stimme zitterte vor Aufregung.
»Ich hoffe es.« Suko bückte sich. Vorsichtig kniete er am Rand des Loches nieder. Dabei hatte er den Blick gehoben und bekam mit, daß Castor zusammenzuckte.
»Was ist los?«
Der Geistliche winkte ab, schritt aber um die Stelle herum und rümpfte schnüffelnd die Nase. »Ich… ich rieche etwas!« Er blieb stehen, seine Augen starrten gebannt in die Tiefe. »Es… es riecht wie Feuer oder Schwefel.«
Suko erhob sich. »Hier brennt nichts.«
Castor deutete gegen das Loch. »Nicht im Wald, Suko, sondern aus der Tiefe.«
Der Inspektor nickte. Er drängte Castor zur Seite. »Lassen Sie mich bitte.«
Suko hatte schon nach der Schaufel gegriffen. »Das werden wir gleich haben.« Im schrägen Winkel stieß er das Schaufelblatt in die Öffnung hinein und grub nicht mehr weiter. Was er tat, glich mehr einem behutsamen Schaben.
Noch war der Gegenstand von einer Lehmkruste bedeckt, die naß glänzte. Daß der Geistliche sich nicht geirrt hatte, stellte auch Suko fest, denn der verbrannte Geruch strömte direkt aus dem Loch. Er hatte erlebt, daß die Menschen des Mittelalters recht hatten, wenn sie beim Erscheinen des Teufels von einem Schwefelgeruch sprachen. So ähnlich roch es auch hier.
Die Länge der Schaufel reichte gerade aus, um den vergrabenen Gegenstand von der Erd-und Lehmhülle zu befreien. Suko sann schon jetzt über die Form nach.
Breit war er nicht, mehr länglich. Er konnte durchaus die Maße eines Menschen besitzen.
War die Puppe so groß?
»Ich helfe Ihnen, Suko!« Auch der Reverend war vom Jagdfieber angesteckt worden. Beide Männer hatten die sie umtosende Hölle vergessen. Jetzt zählte nur der Erfolg.
Sie gingen behutsam zu Werke, und sie legten tatsächlich etwas frei, das die Größe eines Kopfes besaß. Allerdings schauten sie von oben auf den Schädel.
Wenn Haare vorhanden wären, dann besaßen sie eine dunkle, verschmierte Farbe. Jahrtausende altes Erdreich hatte sie regelrecht zusammengeklebt.
Und noch etwas fiel ihnen auf.
Innerhalb des Schädels steckten zwei Nadeln, die Aussahen wie dunkle Antennen.
»Voodoo!« keuchte Suko. »Verdammt noch mal, das müssen einfach Voodoo-Nadeln sein.«
»Meinen Sie?«
»Klar.«
»Und was geschieht, wenn Sie die entfernen?«
Über das Loch hinweg warf der Inspektor seinem Helfer einen Blick zu und sah in
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