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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zog sie heraus.
    Im gleichen Moment hörte ich das Zischen.
    Es drang aus dem Loch, das einmal der Mund gewesen war, und ein widerlicher Modergeruch strömte in meine Nase.
    Unwillkürlich trat ich zurück. Hatte ich durch das Entfernen der Nadel Leben in die Puppe zurückgeholt? Unschlüssig drehte ich sie zwischen den Fingern. Der Lichtstrahl konzentrierte sich jetzt auf den Mund, der an den Rändern zitterte.
    Mehr geschah nicht. Die Puppe zeigte keine weiteren Lebenszeichen. Wahrscheinlich würde sich dies ändern, wenn ich alle Nadeln herausgezogen hatte.
    Ich steckte meine Beute ein, verließ den Bug und trat an die Steuerbordseite des Drachenschiffs, um einen Blick zum Ufer zu werfen. Bisher hatten sich die Wikinger ruhig verhalten. Meine Flucht schien noch nicht bemerkt worden zu sein.
    Ein Irrtum!
    Nicht grundlos gehörte das Volk der Wikinger zu denen, die überall ihre Spuren hinterlassen hatten. Sie waren kampferprobt, ausgefuchst und kannten alle Tricks.
    So war es ihnen tatsächlich gelungen, lautlos an ihr Drachenschiff heranzuschwimmen. Als ich über die Bordwand schaute, sah ich die Schatten der ersten beiden.
    Blitzschnell wich ich zurück, schuf ihnen Platz, und sie sprangen mit geschmeidigen Sätzen an Bord. Ich zog die Waffe.
    Im gleichen Moment tauchten hinter mir weitere Krieger auf, schrille Schreie ausstoßend, und dann flogen die ersten Keulen… Der Sturm packte den Jeep wie mit riesigen Händen. Er zerrte an dem kantigen Fahrzeug, als wollte er es einfach umstoßen oder durch die Gegend schleudern.
    Reverend Castor hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst zu lenken, und er hielt das Steuer mit beiden Händen so hart umklammert, daß sie seine Knöchel hart unter der Haut abzeichneten.
    »Das wird die Hölle werden!« keuchte er, als sie durch eine noch einigermaßen befahrbare Dorfstraße rollten, in der nur Scheibensplitter und einige Äste als Hindernisse lagen.
    »Die Hölle kenne ich!« gab Suko zur Antwort.
    »Ich nicht.«
    »Dann wird es Zeit!«
    »Sie sind gut, Inspektor!«
    »Der Job macht einen Menschen bei gewissen Dingen abgebrüht«, erwiderte Suko und klammerte sich ebenfalls mit beiden Händen fest, denn die Windstöße heulten in den offenen Fahrerraum hinein, als wollten sie die Menschen von den Sitzen fegen.
    Den Wald hatte Suko noch nicht gesehen. Landeinwärts begann er. Ein spitzer Ausläufer erreichte die Grenze von Seabrake, als wollte er sich darin hineindrängen.
    »Gibt es denn einen Weg dorthin?« fragte Suko mit lauter Stimme.
    »Nein, wir fahren querbeet.«
    Auch die Natur gab eine Antwort, und zwar durch ein gewaltiges Höllenspektakel. Der Orkan hauste wie ein böses Tier. Er orgelte über ihnen in den Bäumen, er peitschte durch das Geäst, ließ es knirschen und brechen.
    Natürlich riß er Äste und Zweige ab. Hoch über dem Jeep taumelten die abgerissenen Teile durch die Luft, bevor sie gepackt und zu Boden geschleudert wurden.
    Sie krachten gegen den Wagen, der von Reverend Castor eisern auf der Straße gehalten wurde. Auch die Dachbespannung bekam einiges ab. Sie bog sich zwar durch, hielt aber.
    »Es wird noch enger!« schrie Castor gegen die Geräuschkulisse an.
    »Sie werden sich wundern.«
    »Mal sehen!«
    Suko saß längst nicht mehr auf seinem Sitz. Er schaute nach vorn, nach links und rechts, immer darauf achtend, ob nicht gefährliche Gegenstände zu Boden wirbelten.
    Querbeet, hatte der Reverend gesagt. Das war ziemlich untertrieben, denn der Jeep wurde von ihm über eine wahre Rallye-Strecke gescheucht. Der Boden zeigte gewaltige Löcher und Spurrillen, zudem hatte es der Regen geschafft, ihn aufzuweichen, und an manchen Stellen einen sumpfigen Charakter gegeben.
    Zum Glück beherrschte der Geistliche das Spiel mit Gas und Schaltung, so daß der Wagen nie steckenblieb.
    Bis sie doch nicht mehr weiterkamen. Da verengte sich der Wald, die Bäume wuchsen so dicht, daß sich ihr Astwerk berührte und manchmal ineinander verschlungen war.
    Auch in dieser Umgebung hatte der Orkan seine Spuren hinterlassen. Zahlreiche Bäume waren wie von Riesenhänden gefällt worden und zwischen die anderen gefallen. Durch den gewaltigen Druck hatten sie auch an den anderen das Astwerk abgerissen oder sogar das Wurzelwerk halb aus dem Boden gerissen.
    Der Reverend stellte den Motor ab. Mit breit verzogenem Mund schaute er Suko an.
    »Ich weiß, wir müssen raus.«
    »Ja, zu Fuß durch die Hölle.«
    »Solange der Teufel nicht erscheint, juckt es mich wenig«,

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