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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Öffnung.
    »Wollen Sie die Puppe auf eine Kirchenbank legen?«
    »Sicher.«
    Suko hatte sich die letzte ausgesucht. Alle Nadeln steckten. Sie wippten zwar, aber sie fielen nicht aus dem Körper.
    Dem Inspektor war klar, daß er mit dieser Puppe das Zentrum der Magie vor sich liegen hatte. Sie allein war der Schlüssel zwischen den Zeiten. Sie schaffte es, Gegenwart und Vergangenheit zusammenzubringen oder die entsprechenden Lücken zu reißen.
    Der Reverend war neben Suko stehengeblieben. Unbehaglich schabte er über seinen Kopf. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Sie etwa, Inspektor?«
    Suko runzelte die Stirn. »Nicht genau, da bin ich ehrlich genug. Fest steht, daß mein Freund und Kollege John Sinclair verschwunden ist. Das Drachenschiff der Kriegerhorde hat ihn entführt. Er wird wahrscheinlich an diesem Ort sein, nur um tausend oder mehr Jahre zurückversetzt.«
    Castor schüttelte den Kopf. »Unglaublich ist das.«
    »Stimmt, aber es entspricht den Tatsachen.«
    »Sie wollen ihn zurückholen?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Aber nicht ihn allein — oder?«
    Suko verzog den Mund. »Ich glaube kaum, daß es klappen wird. Oder was meinen Sie?«
    »Ich bin jedenfalls skeptisch.« Castor schaute nach vorn, wo sich der schmucklose Altar befand. »Sinclair wird nicht allein hier erscheinen, das steht fest. Er wird die Horde mitbringen, die über unseren Ort herfällt und grausam wüten wird.«
    »Das müßten wir verhindern.«
    »Wie denn?« rief der Reverend erregt. »Wissen Sie die Lösung? Ich nicht. Kommen Sie mit, Inspektor.« Er umklammerte Sukos Arm und zerrte ihn weiter. »Bitte, schnell.«
    Suko tat ihm den Gefallen. Castor hatte auch ein Ziel gehabt. Vor den vier Särgen blieben sie stehen. »Soll ich sie öffnen, Inspektor?«
    »Weshalb?«
    »Der Gendarm hat sich der Meute in den Weg gestellt. Sie brachten ihn auf grausame Weise um. Eine Streitaxt spaltete ihm den Schädel. Er hat furchtbar gelitten. Seine verzweifelten Schreie waren überall im Ort zu hören gewesen. Wollen Sie das vielleicht wiederholen?«
    »Nein.«
    »Dann müssen Sie die Brut lassen, wo sie ist. Der Tod aus dem Norden darf Seabrake nicht noch einmal überfallen. Leif, der Grausame, ist ihr Anführer. Er kennt kein Pardon. Jeder, der sich ihm in den Weg stellt, wird vernichtet.«
    »Das weiß ich alles, Reverend. Leider müssen wir es in Kauf nehmen. Wir können nichts daran ändern. Es gibt nur eine Chance.«
    »Ja, wir, aber nicht die anderen Menschen. Sie sind nicht so gut ausgerüstet wie Sie. Die Leute werden vor Angst schreien. Sie werden zusehen müssen, wie die Brut den Ort dem Erdboden gleichmacht. Es wird keinen Überlebenden geben. Vielleicht sehe ich es auch zu düster, aber ich bin mir ziemlich sicher.«
    Sukos Gesicht zeigte einen nachdenklichen Ausdruck. »Wir sollten sie Ihrer Meinung nach also noch in der Vergangenheit lassen.«
    »Ja.«
    »Auch Sinclair?«
    »Inspektor — ich wäre der letzte, der die Opfer gegeneinander aufrechnet. Das ist wider die Moral. Aber ist es nicht besser, wenn nur einer verschwunden bleibt, als daß die Bewohner einer ganzen Ortschaft ums Leben kommen?«
    »Nein. Ich will alles oder nichts.«
    Castor hob den Zeigefinger. »Sie spielen mit Menschenleben, Suko. Sie spielen damit.«
    »Es mag brutal und unmenschlich klingen, Reverend, aber das bin ich gewohnt.«
    »Ach ja?«
    »Leider.«
    »Und wie viele haben Sie dabei auf dem Gewissen? Sagen Sie es mir. Wie viele?«
    »Fragen Sie mich anders herum. Wie viele haben wir schon bei derartigen Aktionen gerettet?«
    »Das hört sich überheblich an.«
    »Mag sein, aber es ist nicht der Fall. Wir haben tatsächlich sehr viele Menschenleben retten können, auch wenn das nicht in Ihren Kopf hineingeht, was ich verstehe.«
    Der Reverend hob die Schultern. »Ich selbst kenne Ihren Ruf, ich muß Ihnen glauben.«
    Suko deutete auf die Särge. Innerhalb der düsteren Kirche wirkten sie noch schauriger. »Es ist schlimm genug. Ich möchte nicht, daß es noch schlimmer wird. Mein Plan steht fest. Wir werden die Zeitparadoxen auflösen. Wir ziehen die Nadeln aus der Puppe, dann sind die Wikinger gezwungen, ihre Zeit zu verlassen, und sie können sich nicht mehr auf die Magie der Puppe verlassen.«
    Der Reverend freundete sich mit dem Gedanken allmählich an. »Nur die Nadeln herausziehen? Was geschieht mit der Puppe? Ich glaube nicht, daß sie damit zerstört wäre.«
    »Dann helfen wir nach.«
    »Wie? Etwa verbrennen?«
    »Zum Beispiel.«
    Der

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