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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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niemand ein Fell gehängt. Es patroullierten auch keine Wächter mehr, was mich wiederum mißtrauisch machte und den Verdacht in mir aufkeimen ließ, daß Clive Braddock gar nicht mehr da war.
    Vergewissern wollte ich mich jedenfalls und legte auch die letzten Yards zurück.
    Dabei schleifte ich über den Boden, hatte Glück, weil niemand auf mich achtete, und kroch in die Hütte.
    Keine Spur von Braddock.
    Aber eine andere Person saß dort eingehüllt in eine Decke, das lange, dichte blonde Haar zu Zöpfen geflochten und mich anstarrend wie einen Geist.
    Ich mußte ähnlich aus der Wäsche geschaut haben, dachte allerdings auch an die Gefahr, die mein Kommen heraufbeschworen hatte. Wenn die Kleine einen Warnschrei ausstieß, war ich möglicherweise geliefert. Vor ihr flackerte ebenfalls ein Talglicht. Deshalb konnte ich ihr Gesicht auch gut erkennen.
    Plötzlich öffnete sich der Mund. Der Schrecken und das Staunen auf dem Gesicht blieben zwar, nur in den Augen leuchtete die Furcht. Ich rechnete mit einem Warnschrei.
    Deshalb war ich schneller.
    Nur ein dumpfes Geräusch quetschte sie hervor, als ich ihr meine Hand auf die Lippen legte. Die Frau wollte sich wehren, sie besaß sogar Kraft und war erst ruhig, als ich meinen Silberdolch gezogen hatte und ihn ihr unters Kinn drückte.
    Eine derartige Waffe kannte sie, wenn auch nicht aus dem Material. Sie gab auf und fiel nach hinten. Dabei löste sich die Decke von ihren Schultern. Darunter trug sie ein bleiches, kittelähnliches Kleid. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Die Kleine konnte fünfzehn, aber auch fünfundzwanzig Jahre alt sein. Das Gesicht war fein geschnitten, nur der breite Mund paßte nicht dazu.
    Unbeweglich blieb sie liegen, den Blick auf meinen Silberdolch gerichtet. Sie wußte auch, ohne daß ich ein Wort verlor, wie sie sich verhalten mußte.
    Als ich sie ansprechen wollte, wurde mir erst bewußt, daß sie mich gar nicht verstehen konnte. Trotzdem sagte ich drei Worte.
    »Wer bist du?«
    Zuerst flackerte ihr Blick, dann gab sie mir Antwort. Einen Satz, mit dem ich nichts anfangen konnte, aber es gab ein Wort, das sie mehrmals wiederholte.
    Freya!
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen, denn mir fiel ein, daß Freya ein nordischer Name war. Deshalb ging ich davon aus, daß diese junge Frau Freya hieß.
    Auch ich wiederholte den Namen mehrere Male, und sie nickte jedesmal dabei.
    Wir verstanden uns also. Nur hätte ich gern gewußt, wo Braddock steckte, und dachte darüber nach, wie ich ihr das begreiflich machen konnte. Mit Handbewegungen und irgendwelchen Zeichen. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, nur fühlte ich mich als der große Künstler und Pantomime.
    Ich schaute in die hellen Augen des Mädchens. Die Pupillen kamen mir klar wie Bergseen vor. Sie wirkten wie mit dem Pinsel hineingetupft. Das Gesicht blieb ohne Bewegung, die breiten Lippen schimmerten, weil auf ihnen kleine Speichelbläschen lagen.
    »Verdammt, wo steckt Braddock? Was habt ihr mit ihm vor?« Ich hatte kurzerhand losgeredet und bekam mit, wie sie meinen Worten lauschte. Freya gab Antwort. Sie redete schnell und flüsternd. Natürlich verstand ich nicht, was sie meinte. Ich achtete nur auf das Gesicht, dessen Ausdruck mir nicht gefiel, denn er zog sich in die Breite und kam mir verbissen vor.
    Wußte sie mehr?
    Zum Schluß lachte sie. Egal, in welcher Zeit Menschen gelebt hatten, das Lachen hatte sich nicht verändert. So auch hier, denn sie lachte sehr schrill und irgendwie bösartig.
    Dabei hatte ich ihr nichts getan. Möglicherweise lag es an meinem Dolch, der auch weiterhin vor ihrem Gesicht zitterte. Ich wollte etwas unternehmen, als ich am Eingang Schritte hörte. Dann waren sie da.
    Sie quollen in die Hütte hinein, waren bewaffnet und wollten sich auf mich stürzen.
    Ich handelte blitzschnell, riß Freya hoch, die einen Schrei ausstieß, und zerrte sie gleichzeitig herum, so daß ich sie von hinten her packen konnte.
    Plötzlich lag das Messer an ihrer Kehle. Es ging mir selbst gegen den Strich, nur sah ich keine andere Möglichkeit, die vier Krieger in Schach zu halten.
    Dieses Zeichen mußten sie verstehen!
    ***
    Sie verstanden es auch, denn sie standen auf der Stelle, ohne auch nur Anstalten zu machen, mich anzugreifen.
    Ich hatte Freya auf die Zehenspitzen ziehen müssen, um sie in der Lage zu halten, weil sie ziemlich klein war. Ihre lautes Atmen hallte durch die einfache Hütte. Wie eine bleiche Silbersichel hing der Dolch vor ihrer Kehle.
    Die vier Krieger

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