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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Mira und Linderung beim Marihuana. Sogar Leo war mein exzessiver Konsum aufgefallen, allerdings war er geneigt, meine roten Rattenaugen auf alles Mögliche zurückzuführen, wie eine allergische Reizung. Er war mir gegenüber äußerst taktvoll und mitfühlend, sicher hegte er auch Befürchtungen, ich könnte meinen Verwalterjob quittieren. Aber zu meinem Erbe konnte ich noch kein Verhältnis entwickeln, ich behandelte es wie fremdes Gut. Das Haus stand vorläufig leer. Allerdings hatte ich schon einige Anfragen von Maklern und Kaufinteressenten abzuwehren, die über den Grundbucheintrag auf mich zugekommen waren. Ich wollte nichts davon wissen, bevor ich es mir aneignen durfte, war mir die Aufgabe gesetzt, Licht ins Dunkel zu bringen.
    Mit den hinterlassenen Papieren meines Vaters, seiner Lebensbeichte, beschäftigte ich mich ausführlich. Die Geschichte, wie sein erstes Leben zwischen den Fronten der Geheimdienste zerrieben wurde, empfand ich als ungeheuerlich. Ich studierte alles akribisch, denn mit Sicherheit trat dort auch die Person auf, die ihn erschossen hatte. Meine Notizen und Mutmaßungen dazu führten zu nichts, ich merkte, dass ich die geschilderten Ereignisse ohne einen Gesprächspartner nicht verarbeiten konnte, und vertraute mich Leo an. Auch er wurde nicht schlau daraus, aber er bestärkte mich in meinem Vorbehalt, diese Papiere Kommissar Bründl vom Morddezernat Rosenheim zu übergeben. Der Grund war zuallererst meine Mutter. Ihr war das Schicksal meines Vaters vertraut, wenn sie schwieg und sich versteckte, hatte sie einen Grund, den ich nicht zu unterlaufen wagte. Wie ich mit seiner Geschichte verfahren sollte, dazu hatte er keinerlei Anweisung gegeben. Aus gutem Grund. Welche Belastung Ratschläge der Vorgeneration darstellen können, auch wenn sie einer tadellosen Haltung entsprangen, hatte er am eigenen Leib erfahren. Für ihn war das Hüten seines Geheimnisses überlebenswichtig, mir stand es frei, es zu lüften. Mein Gefühl sagte mir jedoch, dass er die Preisgabe seiner Papiere nicht gewollt hatte. Und daher sollte zunächst einmal nichts aufgerührt werden, über das er lebenslang Stillschweigen bewahrte.
    Und was hätte Kommissar Bründl schon damit anfangen können? Dass er forsch in die damaligen Aktionen von KGB, CIA und MI6 hineinermitteln würde, hielt ich für gänzlich ausgeschlossen. Bald würden ihm Vorgesetzte, die eine Geheimhaltungsstufe höher saßen, den Fall entziehen. Das Interesse solcher Ermittler orientierte sich nicht am Schicksal des Opfers und den Gefühlen der Angehörigen, sondern an den Interessen einer Staatsmacht, von der ich noch nicht einmal wusste, ob sie deutsch, russisch, amerikanisch oder britisch war. Für einen Täter aus diesem Umkreis sprach einiges, indirekthatten Bründl und Kollegen sie erhärtet. Alle naheliegenden Motive, die man bei einem solchen Kapitalverbrechen her anzog, wie Gier, Eifersucht oder Mordlust trafen nicht zu. Die Tat war zudem nicht im Affekt verübt worden, alles deutete auf eine gründliche Planung und ein kaltblütiges Vorgehen hin. Daher konnte Rachsucht nicht ausgeschlossen werden. Der Anlass dazu müsse, so meinte Bründl, weit zurückliegen, weil sich im Vorleben von Richard Eulmann, soweit man es habe aufrollen können, kein Hinweis darauf finde.
    Immerhin hatte man am Tatort eine fremde DNA gefunden und mit freiwilligen Proben aus dem Ottenrainer Umkreis verglichen. Vergeblich. Der Mörder komme mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von außerhalb und sein genetischer Abdruck sei bislang in keiner Kartei erfasst. Das klang nach Abschlussbericht, obwohl natürlich weiter ermittelt wurde, allerdings ohne konkreten Ansatzpunkt und vor allem ohne Hoffnung. Der Fall wurde beim Rosenheimer Kommissariat der Kategorie
Täter unbekannt
zugeschlagen.
     
3.
    Gegen Mitternacht ging der Mond unter, und Ottenrain lag im dunklen Schatten der Nacht. Unten am Weiher, am Fuß des Schlossbergs, quakten die Frösche. Eine schmale, hoch aufgeschossene Gestalt lehnte verdeckt von den tief herabhängenden Zweigen am Stamm der alten Weide. In seinem Mund steckte eine Pfeife. Aus der Tasche seiner gewachsten Jacke zog er ein Feuerzeug und knipste mehrmals vergeblich. Prüfend schüttelte er es und zog dann aus seiner Westentasche ein Zündholzbriefchen. Kurzzeitig wurde sein Gesicht im Schein der Flamme sichtbar, das zerfurchte eines alten Mannes. Ruhig rauchte er zu Ende, klopfte die Asche an der Sohle seinerWildlederstiefel aus dem

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