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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Fleisch.
    – Das Beste an diesem Steak ist, dass ich in Berlin schon mal ein schlechteres gegessen habe.
    Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas.
    – Lass uns lieber rekapitulieren, wo wir stehen. Wie du festgestellt hast, liefert die Rosenholz-Datei nur Oftenhains Decknamen. Man konnte ihr außerdem entnehmen, dass er noch lebte. Das ist wenig. Hast du mit deinen Leuten darüber gesprochen?
    Fred nickte.
    – Gilbert ist nicht sicher, ob er uns weiterhelfen kann.
    – Das Wissen um diesen Eintrag bringt uns gar nichts, wenn wir nicht herausbekommen, wer danach recherchiert hat. Und der Mörder hat mit Sicherheit danach gesucht.
    Fred zog seine linke Augenbraue nach oben.
    – Hörst du mir eigentlich zu, Joe? Ich sagte: Gilbert ist nicht sicher, ob er uns helfen kann. Das heißt, er weiß nicht, ob sie solche Benutzerinformationen ermitteln können. Wie lief es bei dir?
    – Malikow lebt am Grunewald. Schönes Häuschen, ruhige Gegend. Er verhält sich vollkommen unauffällig. Niemand weiß etwas über ihn. Zweimal am Tag führt er seinen Hund im Wald spazieren. Morgens und abends. Gute Gelegenheit für uns, ihn abzupassen.
    Joe winkte dem Kellner und schob ihm seinen Teller zu.
    – Den Rest kann sich euer Koch unter die Sohlen nageln!
    Nach einigem Zureden ließ er sich zum Ausgleich das angeboteneDessert servieren, eine Crème brulée. Fred spürte, wie sich die Antipathie gegen diesen ungehobelten Menschen in ihm immer stärker bemerkbar machte.
    – Für das, was wir jetzt vorhaben, ist es besser, unauffällig zu agieren.
    – Wie meinst du das, fragte Fred.
    – Wir sind unter unseren Klarnamen im Hotel gemeldet und laufen wie ein trautes Rentnerpärchen durch Berlin. Wenn wir mit Malikow aneinandergeraten, kann jeder jeden unserer Schritte nachvollziehen.
    – Was schlägst du vor?
    Joe durchstieß mit dem Löffel die Karamellkruste seiner Crème.
    – Auschecken, vorgeblich abreisen, Wagen zurückgeben! Alle weiteren Aktionen dann getrennt und unter falschem Namen.
     
12.
    Ich stand an einem abschüssigen Buckel des Schlossbergs, an dem sich das Gras nur mit der Sense mähen ließ. Als ich sie absetzte und nach Ottenrain hinunterschaute, sah ich, wie sich Rasso Hambichl, unser Organist und Musiklehrer, den Fußweg heraufkämpfte. Offenbar war ihm schon auf halber Strecke der Schweiß ausgebrochen, jedenfalls blieb er immer wieder stehen und wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. Hambichl war ein fülliger, barocker Mensch, der sich ungern zu Fuß bewegte. Er steuerte geradewegs auf mich zu.
    – Was ist los, fragte ich. Ist das Auto in Reparatur?
    Er winkte ab. Für Neckereien war er nicht zu haben. Ich wies auf die Bank im Schatten. Wir setzten uns.
    – Eulmann hat dir alles vermacht. Ist das amtlich?
    – Mit Brief und Siegel.
    – Dann muss ich es dir sagen: Ich bin bestohlen worden.
    Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte.
    – Tut mir leid. Schlimm?
    – Unten in der Musikschule in meinem Büro. Das ganze Notenmaterial von Eulmann.
    Langsam dämmerte mir, was vorgefallen war.
    – Alle seine Kompositionen waren in Kopie bei dir?
    – Ja freilich! Wie hätten wir das sonst aufführen können?
    Das lag auf der Hand. Leo und ich hätten das bedenken müssen.
    – Wie ist es passiert?
    – Vor zwei Tagen habe ich einen Anruf bekommen. Von einem Mann, dem Dialekt nach ein Schweizer, würde ich meinen. Er stellte sich mir als Professor Märthi vom Konservatorium in Luzern vor.
    Hambichl tupfte erneut seine Stirn ab.
    – Da fühlt man sich geehrt.
    Er nickte verlegen.
    – Der Eulmann hat ein paar interessante Stücke geschrieben. Habe er gelesen.
    Er atmete schwer.
    – Jedenfalls sind wir in ein Fachgespräch gerutscht, der Mann hat zweifellos Ahnung von Musik. Da schöpfst du doch keinen Verdacht, oder?
    Ich zuckte die Achseln.
    – Ich habe ihm die Titel genannt und jeweils kurz charakterisiert, wie das Stück läuft.
    Hambichl schnaufte wie unter einer schweren Last.
    – Da denkt man sich doch nichts dabei, oder?
    Sein Appell an mich war dringlicher geworden, ich schüttelte daher den Kopf.
    – Er fragt, ob ich die Sachen zur Verfügung habe, er würde sie sich gerne mal anschauen. Gut, sage ich, da müssen Sie zu mir insBüro kommen, dann gehen wir zusammen drüber. Ich gebe ihm die Adresse und beschreibe ihm, wie er zu mir findet.
    Ratlos hob er beide Arme.
    – Heute früh merke ich, dass jemand bei mir eingebrochen hat. Saubere Arbeit. Keine Scherben, kein

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