Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
Vom Netzwerk:
beschädigtes Mobiliar, keine Papierhaufen am Boden. Nichts fehlt von meinen Sachen, nur eben die Noten von Eulmann.
    – Komplett?
    Hambichl nickte.
    – Und im Konservatorium in Luzern, fragte ich.
    – Kennt man einen solchen Professor natürlich nicht. Märthi, oder wie der Mann heißen mag, hat mich ausgehorcht, um die Blätter zu stehlen.
     
13.
    Fred lag auf dem Bett und dachte nach. Er fühlte sich unbehaglich. Es war eine Verstrickung, in die er geraten war. Eine selbst verschuldete, in der er sich immer weiter verfing. Gilbert hatte angerufen. Sie sprachen über die bevorstehenden Ausscheidungskämpfe um den Bettham Cup im Real Tennis. Der Royal Tennis Club von Cambridge war dem Zehnjahres-Turnus zufolge der Veranstalter. Es war ein für Dritte belangloses Gespräch zweier Männer, die sich für eine entlegene Sportart begeisterten. Hinterher präparierte Fred anhand seiner Notizen sorgfältig die Hinweise aus ihrer Konversation heraus, die Gilbert ihm damit am Telefon gegeben hatte. Danach wurde der Zugang zur Rosenholz-Kartei sehr restriktiv gehandhabt, gerade mal ein Dutzend Antragsteller hatte Zugang erhalten. Neben einschlägig bekannten Wissenschaftlern und Journalisten, die über die Geschichte der DDR forschten, tauchte ein Interessent im Namen einer Institution auf, die so britisch wie das königliche Tennis war. Diese Erkenntnis lastete schwerauf Fred. Gilbert sagte, er wolle ihm die Daten des Einladungsturniers zukommen lassen. Demnach würde in etwa einer Viertelstunde ein Fax unten an der Rezeption für ihn eintreffen, dem er mithilfe seines Codebuchs den genauen Namen entnehmen konnte.
    Er gab sich einen Ruck, stand auf, richtete seine Kleidung und ging nach unten. Der Portier reichte ihm das Fax in einem Briefumschlag, Fred steckte ihn in seine Brusttasche und ging auf sein Zimmer zurück. Er dachte an Joe und spielte ernsthaft mit dem Gedanken, den Umschlag zu vernichten. Nichts zu wissen bedeutete jedoch nur dann einen Zustand der Unschuld, wenn man nie nach Erkenntnis gestrebt hatte. Dafür war es zu spät.
    Fred arbeitete angestrengt an der Dechiffrierung, jedes Zeichen, das er ermittelt hatte, kontrollierte er ein weiteres Mal. Allerdings fiel es ihm zunehmend schwerer, die Konzentration beizubehalten, denn schon nach den ersten Buchstaben stieg in ihm eine Vermutung hoch, die er zunächst als abwegig zu verwerfen versuchte, die sich jedoch immer weiter verdichtete. Wie von selbst traten die Darsteller auf die Bühne. Er selbst gehörte dazu und musste einräumen, dass ihm bei diesem Stück sogar der Part des Regisseurs zugekommen war. Allerdings hatte sich das Drama dann verselbständigt, es war in das wirkliche Leben hinausgetreten und fand dort eine Fortsetzung. Ungläubiges Erstaunen erfasste ihn dennoch, als endlich der Name vor ihm auf dem Papier vervollständigt war. Dem mischte sich sofort Furcht bei, als er sich ausmalte, dass Joe hinter ihm stehen und ihm über die Schulter sehen könnte.
    Fred zerschnitt alles Papier in feine Schnipsel und spülte sie die Toilette hinunter. Dann nahm er sich einen Cognac aus der Minibar. Schon da hatte er keinen Zweifel, dass er von jetzt an in die entgegengesetzte Richtung gehen musste. Die eigenen Leute preiszugeben, kam nicht infrage. Sein Ehrenkodex ließ nichts anderes zu. Dank dieser wiedergewonnenen Klarheit wurde ihm auf einen Schlag freier zumute,denn er war nun kein Begleiter mehr, der sich von anderen und den Umständen vorwärts zerren ließ, er würde nun nicht mehr mit, sondern gegen Joe arbeiten und ihn daran hindern, den
Clerkies
gefährlich zu werden.
    Fred ging an seinen Koffer und entnahm ihm einen grauen Kunststoff-Beutel, der mit
Rescue Pack
bezeichnet war. Er zog den Reißverschluss auf. In der Mitte, gut gepolstert inmitten von Mullbinden, Pflaster und Kompressen, steckte eine Beretta. Im beigefügten Stangenmagazin befanden sich fünfzehn Patronen.
     
14.
    Um Ottenrain herum wurde eine Fülle von Gästezimmern angeboten, aber allesamt in Privathäusern. Wohnen auf dem Hof oder im ausgebauten Obergeschoss eines Einfamilienhauses. Natürlich hatte jeder Gast zwangsläufig Familienanschluss, selbst wenn er sich nicht gesprächig zeigte, sah man ihn ein und aus gehen und registrierte auch sonst seine Wege. Und irgendein Nachbar steckte es immer dem Vermieter, dass der Gast beim Wirt über die Stränge geschlagen hatte. Dass ein Auswärtiger mit bösen Absichten wie jener geheimnisvolle Fremde, der Hambichl bestohlen

Weitere Kostenlose Bücher