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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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hast du mir doch selbst erzählt.
    – Und was, glaubst du, sucht er?
    – Ich könnte mir vorstellen, es geht um die physikalischen Arbeiten deines Vaters.
    Schlürfend sog Leo den Tee in den Mund und ließ ihn dort ein wenig verweilen wie edlen Wein.
    – Wenn er nun den Bericht gelesen hat, wird er sich auf die Suche nach dem musikalischen Werk machen. Er wird versuchen, es an sich zu bringen.
    – Woher will er wissen, dass es das überhaupt noch gibt?
    – Alle hier wissen das!
    Verständnislos schaute ich ihn an.
    – Rasso Hambichl war mit öffentlichen Aufführungen unterwegs. Und hat gute Kritiken erhalten, hieß es. Also konnte man das in der Zeitung nachlesen. Auch der Pfarrer hatte bei der Beerdigung die Kompositionen erwähnt. Kurzum: Diese Geschichte ist vielfach bekannt und leicht herauszubekommen.
    – Stimmt.
    – Wenn meine Vermutung stimmt, wird er zurückkommen und danach suchen.
    Ich dachte an den schrecklichen Traum in jener Nacht, in der meine Wohnung durchstöbert wurde.
    – Sollen wir die Noten verstecken?
    – Unsinn. Sicherheitshalber fertigen wir eine Kopie an. Ansonsten belassen wir die Sachen in der Sakristei. Nur wir beide haben einen Schlüssel. Diese Tür bricht niemand auf. Wir warten also, bis er kommt und uns danach fragt.
    – In diesem Fall muss aber Bründl hinzugezogen werden.
    – Unbedingt, bestätigte Leo.
     
10.
    Traurig schwenkte Oleg das Wasserglas, in dem er eine Tablette aufgelöst hatte. Er sah müde aus. Die schwarz behandschuhte linke Armprothese ruhte an seiner Brust.
    – Dass du hierher kommst, ist gegen unsere Verabredung.
    Malikow stand am Fenster, schob den schweren Vorhang ein wenig beiseite und schaute auf die Mittelpromenade hinunter, auf der Touristen flanierten.
    – Ich weiß. Aber ich ziehe es vor, an einem sicheren Ort mit dir zu reden. Außer dir und eurer Videoüberwachung wird niemand diesen Besuch registrieren.
    Malikow hatte Oleg als jungen Offizier damals in Afghanistan zugeordnet bekommen. Hinter Kandahar gerieten sie ins Visier einer Gruppe von gut bewaffneten Mudschaheddin. Eine Mörsergranate traf ihren UAZ-Jeep. Oleg wurde dabei schwer verletzt. Malikow riskierte viel, schaffte es aber, in einer waghalsigen Umfahrung über Safdar Kalay den Verfolgern zu entkommen. So konnte Oleg vor dem Verbluten gerettet werden. Seiner Verletzung wegen wurde er in den diplomatischen Dienst versetzt. Dort brachte er es bis zum Botschaftsrat. Bei ihm würde Malikow immer einen Gefallen guthaben.
    Oleg trank das Glas leer und verzog das Gesicht.
    – Du wirst Besuch bekommen, Aaron.
    Malikow setzte sich auf den Besucherstuhl.
    – Alte Bekannte?
    Oleg nickte.
    – Joe Salantino und Fred Fridge.
    – Wie kommt das, dass ihr plötzlich so gut Bescheid wisst?
    Oleg setzte seinen linken Arm auf dem Schreibtisch ab.
    – Oftenhain als Schläfer zu bezeichnen ist sicher danebengegriffenbei einem, der schon seit Langem nicht mehr für uns tätig war. Aber natürlich beschäftigt uns, warum man ihn umgebracht hat.
    – Und?
    Oleg zog die Brauen hoch.
    – Willst du die Wahrheit hören?
    – Schieß los!
    – Eine Abrechnung unter den damaligen Akteuren, die offenbar Jahrzehnte zurückliegende Konflikte austragen. Wir sehen keinen Anhaltspunkt, der uns oder einen anderen Dienst interessieren sollte.
    – Dieses Gefühl habe ich auch. Leider gehöre ich zu diesen Akteuren.
    Oleg nickte lächelnd.
    – Was machen die beiden?
    – Fridge gräbt in den Stasiunterlagen. Und Joe, keine Ahnung! Vielleicht fotografiert er dein Haus.
    – Wie schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast.
    – Sei vorsichtig, Aaron. Ich meine das im Ernst. Joe ist mit einem Persilschein gereist. Diplomatengepäck. Ich möchte wetten, dass er seine hochkalibrige Knarre eingepackt hat. Und Fridge hat sich auf dem üblichen Weg ein
Rescue Pack
besorgt.
    – Das gibt es immer noch?
    Oleg nickte.
    – Was sich bei den Engländern bewährt hat, bleibt.
    Malikow zog den Reißverschluss seines blauen Overalls zu, setzte die Kappe auf und packte den Putzeimer. Oleg beobachtete ihn grinsend.
    – Mach einen großen Bogen um unsere Verwaltung. Etwas zu putzen findet sich immer.
     
11.
    Lustlos säbelte Joe an dem Rib-Eye-Steak herum. Die Ofenkartoffel mit Sour Cream war in Alufolie serviert worden. Fred hatte mit der gegrillten Hähnchenbrust offensichtlich eine bessere Wahl getroffen.
    – Schmeckt’s?
    Joe blickte verbittert von seinem Teller auf und deutete mit dem Messer auf das Stück

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