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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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vierzig Jahren? Überlegen Sie mal: Bis neunzehnhundertneunundachtzig waren wir neben Ihnen die Einzigen, die überhaupt wussten, dass er noch lebte. Nach der Wende sind unsere Verbindungen abgerissen. Wer sich danach auf seine Spur gesetzt haben könnte – keine Ahnung!
    Resigniert sah Ella zu ihm hinüber.
    – Ein Motiv, das vierzig Jahre unbeschadet überdauert, kann nur ein persönliches sein, ergänzte er.
    – Wer könnte ein solches haben?
    – Darüber wissen Sie mehr als ich.
    Im selben Moment kamen ihm Zweifel. Er dachte an Oleg und seine Warnung. Wie fügte sich die Nachfrage des britischen Geheimdienstes nach ihm in diesen Zusammenhang ein?
    – Täuschen Sie sich nicht! Wir unterhielten kaum Kontakt miteinander, sagte Ella. Sicher, wir hatten diese lange Aussprache, als er plötzlich wiederauftauchte. Aber danach habe ich nur sporadisch von ihm gehört.
    Malikow legte beide Hände vor sich auf den Tisch und besah seine Fingernägel. Kein Zufall, entschied er. Das Zusammentreffen der Ereignisse war zu auffällig. Wer sich auf Bertolds Spur gesetzt hatte, wusste, wonach er zu suchen hatte. Über Bertolds Agententätigkeit waren nur Insider informiert. Das Fehlschlagen der Münchner Aktion hatte für die Karrieren seiner Gegenspieler einen Rückschlag bedeutet.Joe Salantino war nach Vietnam abkommandiert worden, und die Tätigkeit der CIA in Deutschland war reorganisiert worden. Weniger gravierend waren die Folgen für die Briten gewesen. Fred Fridge war nach Vauxhall zurückbeordert worden, auf einen durchaus auskömmlichen Posten.
    – Was denken Sie, fragte Ella.
    – Dass Sie vielleicht doch recht haben. Sein Mörder ist ein Mitwisser aus unserem Kreis und war damals beteiligt. Allerdings bleibe ich dabei, dass Bertolds Arbeit nicht das einzige treibende Moment gewesen sein kann. Da ist noch etwas anderes im Spiel.
    Ella senkte den Kopf. Als sie wieder aufblickte, bemerkte Malikow die Verzweiflung in ihren Augen.
    – Was soll ich denn jetzt tun?
    Malikow zögerte.
    – Bitte helfen Sie mir.
    – Warum lassen Sie sich nicht von denen helfen, die ohnehin mit der Aufklärung des Falls befasst sind?
    – Der Polizei? Bertolds Geschichte können nur die verstehen, die dabei gewesen sind. Und was sollte ich der Polizei erzählen? Dass Bertold die Weltformel gefunden hat und sie dem Geheimdienst übergeben wollte? Dass er sie aber unglücklicherweise vergessen hat?
    Sie tupfte mit dem Taschentuch an ihren Augenwinkeln.
    – Als meine Schwägerin umgebracht wurde, wollte ich nur fliehen. Mich verstecken. So wie ich vierzig Jahre lang versucht habe, diese alte Geschichte unter der Decke zu halten. Aber jetzt hat sie mich doch noch eingeholt. Womöglich zieht sie meinen Sohn in Mitleidenschaft. Ich bin es leid, auszuweichen, ich will der Sache entgegengehen.
    Sie zog den Reißverschluss ihrer Tasche zu.
    – Was wissen Sie also?
    – Ich kann Ihnen wirklich keinen Rat geben. Der Mord hat zweifellosmit seiner Agententätigkeit zu tun. Aber wer dahintersteckt und was ihn antreibt, das lässt sich nur aus Begebenheiten in Bertolds Leben herauslesen, das Sie besser als ich kennen sollten.
     
9.
    – Redest du noch mit mir?
    Leo gab mir keine Antwort, sondern hob prüfend die gusseiserne Teekanne, ein wertvolles Stück japanischer Handwerkskunst von Meister Keisuke, dessen Vita der Holzbox beigelegt worden war, in der man sie ausgeliefert hatte. Die Kanne war leer.
    – Konzentrieren wir uns, sagte Leo.
    Er setzte frisches Wasser auf und reinigte das Keramiksieb. Er öffnete eine mit pastellfarbenen Blüten verzierte Teedose und streute einige Fingerspitzen grünen Tee in das Sieb. Das Wasser sprudelte im Kessel. Geduldig wartete er noch zwei Minuten, bis es etwas abgekühlt war, dann gab er ein wenig davon in den Behälter. Nach kurzer Zeit schüttete er den Inhalt in den Ausguss und füllte die Kanne schließlich erneut mit heißem Wasser. Wenn Leo etwas anpackte, machte er es gründlich.
    – Und, fragte er.
    Ich hielt meine Nase über den zartgelben Tee.
    – Köstlich.
    Grüner Tee war mir ein Gräuel. Ein Aroma wie Heu, dazu bitter. Im besten Fall geschmacklos. Aber ich brauchte jetzt Leo und seine Ratschläge.
    – Wie kam der überhaupt auf mich?
    – Der Mörder?
    Ich nickte. Die Vorstellung, dass ich ihm in meiner Wohnung hätte begegnen können, ängstigte mich noch im Nachhinein.
    – Das lässt sich ziemlich einfach bewerkstelligen. Du bist Erbe.Dass Makler und andere schon bei dir angefragt haben,

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