Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich ließ sich das Teil wie eine Haube vom Tisch abheben.
    – Mussten wir uns hier treffen?
    Malikow gab einen Knurrlaut von sich. Mit dem Kopf deutete er auf das bühnenartige Podest, auf dem sich unter einem riesigen, mit Spiegelmosaiksteinen besetzten Notenschlüssel Musiker in Silberlamé-Jacketts auf ihre Plätze begaben. In der ersten Reihe waren die Notenpulte mit einer silbrig glitzernden Front ausgestattet, auf der zu lesen stand, dass sich hier die Mike Büskow Big Band zu versammeln begann.
    – Deshalb. Bis es losgeht, turteln wir.
    Er legte seine Hand auf die ihre. Sie war kalt. Svetlana erschrak.
    – Ich nehme die Gänseleberpastete und ein Glas Champagner.
    Malikow nickte geistesabwesend. Er orderte eine Rinderkraftbrühe für sich. Kurz darauf betrat Mike Büskow die Bühne und wurde mit Applaus begrüßt. Die Band startete mit einem Potpourri aus beliebten Schlagern.
    Malikow erhob sich und forderte Svetlana zum Tanz auf. Sie ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Er zog sie so eng an sich, dass sich ihre Wangen berührten.
    – Dort hinten sitzt er, flüsterte Malikow.
    Er drehte Svetlana in Blickrichtung. Sie erkannte Razor.
    – Hast du etwas herausbekommen? Warum wurde Sergej umgelegt? Ihn unschädlich zu machen hätte doch genügt.
    – Sie haben ihn nicht umgelegt.
    Malikow geriet aus dem Takt. Entgeistert starrte er sie an. Sie schmiegte sich an ihn, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    – Durch dich hatten wir alles im Griff, flüsterte Malikow. Wir konnten uns im Hintergrund halten, ohne uns die Finger zu verbrennen. Hat Sergej einen Fehler gemacht?
    – Nein. Alles lief, wie du es geplant hattest: Sergej hat Razor in der Toilette überrascht. Das Material hatte er bereits. Dann aber kam noch ein Dritter …
    – Könnte doch einer von ihnen gewesen sein?
    – War er aber nicht. Wer auch immer er gewesen sein mag, er hat sogar versucht, Razor die Sache in die Schuhe zu schieben. Man hat den Bewusstlosen so drapiert, dass es aussah, als hätte er den Mord ausgeführt.
    – Wie kam Sergej dann ins Wasser?
    – Das war Razor. Er wollte heil aus der Sache raus.
    Malikow dachte nach.
    – Fakt ist, sagte Svetlana, dass sie im Moment tatsächlich nicht mehr wissen als wir, sie sind keinen Deut schlauer …
    Malikow schwieg eine Weile.
    – Was willst du tun?
    – Ich werde Oftenhain im Auge behalten und ihn mir bei nächster Gelegenheit vorknöpfen. Die ganze Geschichte stinkt zum Himmel.
    – Noch etwas, flüsterte Svetlana.
    Ihrer einschmeichelnden Stimme wegen wusste Malikow, dass es sich um eine Bitte handeln würde.
    – Sieh ihn dir an, sagte Svetlana und meinte Razor, der sich ein Bier hatte kommen lassen. Mich ekelt vor ihm. Seitdem er trinkt, frisst er mich geradezu mit den Augen auf. Das geht nicht mehr lange gut. Ich möchte weg. Einen anderen Job.
    Malikow schwieg.
    – Bitte.
    – Gut, sagte er schließlich. Ich kümmere mich darum.
     
42.
    Als ich das Institut betrat, fing mich Frau Vogelsang ab.
    – Der Herr Professor möchte Sie sprechen.
    – Jetzt?
    Mit mildem Tadel in ihrer Miene schüttelte Frau Vogelsang den Kopf.
    – Sie wissen doch, dass er heute den ganzen Tag über Vorlesungen hat. Er bittet Sie, um achtzehn Uhr in sein Büro zu kommen.
    Ich nickte. Mir war unwohl bei dem Gedanken, ihm gegenüberzutreten. Allerdings hatte er mir dieses Treffen bei seiner Soiree bereits in Aussicht gestellt, und so konnte es sich nur um meine Arbeit handeln. Anschließend ging ich in das Büro, das ich mit den anderenwissenschaftlichen Hilfskräften teilte. Nur Dozenten und Professoren hatten einen Raum für sich. Ich stellte einige Unterlagen zusammen, mit denen ich heute Abend bei Petri vorsprechen wollte. Vielleicht konnte er mir schon weitere Hinweise zu meinem Projekt geben.
    Am späteren Nachmittag ging ich nochmals in die Wohnung zurück, um mir ein frisches Hemd anzuziehen. Gestärkt durch Kräutertee und Käsebrote machte ich mich zurück ins Institut auf.
    Ich langte eine halbe Stunde zu früh dort an. Es war bereits dunkel, die Büros im Institut waren leer. Der große Teil des lang gestreckten Gangs lag im Zwielicht, das vom Flackern der defekten Leuchtstoffröhren immer wieder aufgehellt wurde. Von hinten her hörte ich kräftige Schritte. Petri kam um die Ecke.
    – Sie sind schon da! Gut so, gehen wir gleich zu mir.
    Ich hatte die Hand zur Begrüßung ausgestreckt. Petri schlug nicht ein. Auch sonst wirkte sein Ton kühl. Ängstlich beobachtete ich

Weitere Kostenlose Bücher